Essen. . Der neue Apple-Chef Tim Cook stellte das Mobiltelefon iPhone 4S vor. Ein neues günstiges Handy, mit dem der US-Konzern auch in Schwellenländern punkten könnte, hat er aber nicht im Gepäck.
Jeans, das blaue Hemd leger aufgeknöpft, steigt er auf die Bühne. Tim Cook ist um einen lockeren Auftritt bemüht: Denn ein Entertainer ist der neue Apple-Chef beileibe nicht. Eher der Typ kühler Rechner. Einer, auf den sich sein Vorgänger Steve Jobs zu hundert Prozent verlassen konnte. Jobs war der Mann mit den guten Ideen, Tim Cook der, der die Bilanzen erstrahlen ließ. Auch aus diesem Grund wurde der erste Auftritt von Cook als Apple-CEO mit Spannung erwartet. Die gute Nachricht für Fans: Cook setzt auf Kontinuität und hat ein neues Mobiltelefon, das iPhone 4S, im Gepäck. Die schlechte für Anleger: Apple wird auch künftig kein echtes Billig-Handy bauen.
Bislang hat er den Multimilliarden-Konzern im Stillen geleitet, machte Apple zum wertvollsten Technologieunternehmen der Welt, vertrat Jobs, als der sich krankheitsbedingt Auszeiten nahm. Jetzt muss Tim Cook beweisen, dass er den US-Konzern auch ohne den Übervater Jobs zu leiten weiß. Ein schwieriger Job – denn die Konkurrenz holt massiv auf – und Apple hat bislang keine Antwort darauf gefunden. Denn dem Unternehmen fehlt bislang ein Mobiltelefon, mit dem der Konzern auf dem Markt für günstige Handys punkten kann – vor allem in Schwellenländern. Diesen Markt dominiert Google mit seinem Betriebssystem Android nach Belieben. Und mit dem Suchmaschinen-Riesen zahlreiche Handy-Bauer, die das Google-System in ihre Mobiltelefone schrauben.
Kein Telefon zum Kampfpreis
Im Vorfeld der Apple-Präsentation hatten sich die Technikseiten im Internet denn auch mit Spekulationen überboten. Das neue Billighandy könnte ein abgespecktes iPhone 4 sein. Apple könnte beim Speicher sparen – und beim Material. In jedem Fall, so fachsimpelten die Experten, wäre ein Discount-Handy von Apple ein Bruch mit der Tradition. Bislang verbilligte der US-Konzern einfach nur das Vorgängermodell. Wer’s günstig haben und trotzdem ein Produkt von Apple will, muss halt mit veralteter Technik vorliebnehmen.
Tim Cook hat sich für die bisherige Konzernstrategie entschieden: Ein richtiger Billigheimer soll Apple nicht werden. Das iPhone 4 wird es künftig auch mit acht Gigabyte Speicher geben – für 99 US-Dollar. Der Preis gilt aber nur in den USA und mit Mobilfunkvertrag. Kein Telefon zum Kampfpreis – und keins, um Wachstumsmärkte im Handstreich zu erobern.
Sollte Tim Cook etwa sein untrügliches Gespür für die Bedürfnisse der Märkte abhanden gekommen sein? Eher nicht: Immerhin wird das massive Wachstum der vergangenen Jahre seinem Geschick zugeschrieben. Cook war es, der Apple viele neue Märkte eröffnete. Zum Beispiel in China: Dort versechsfachte sich der Absatz von Apple-Handys innerhalb nur eines Jahres.
Das neue iPhone ist gesprächig
Auch kurz vor der Vorstellung des iPhone 4S gelang Cook ein Aufsehen erregendes Geschäft: Der drittgrößte US-Mobilfunkbetreiber Sprint Nextel will bis zum Jahr 2020 rund 30,5 Millionen Apple-Handys kaufen. Gegenwert des Deals: zwei Milliarden US-Dollar, über 1,5 Milliarden Euro. Sprint hatte das iPhone bislang nicht im Programm, worauf viele Kunden zur Konkurrenz gingen.
Apples neues iPhone 4S
Ach ja, das iPhone 4S: Das neue Handy ist natürlich schneller und vor allem – gesprächiger: Das Smartphone soll künftig mit dem bereits aus dem Tablet-PC iPad 2 bekannten Prozessor rechnen. Die Kamera bekommt einen Acht-Megapixel-Chip spendiert, damit nimmt das Gerät Videos in Full-HD-Qualität auf. Zwei Antennen im Gehäuse sollen die Empfangsschwächen des Vorgängers wettmachen.
Doch die Neuerung, die am meisten Aufsehen erregt, dürfte die Siri genannte Sprachsteuerung sein. Das Handy reagiert auf die Stimme – auch in Deutsch. Scott Forstal von Apple demonstrierte das. „Wer bist Du?“, fragt er das Handy. Und Siri antwortet: „Dein demütiger persönlicher Assistent.“ So viel Demut gibt’s ab 14. Oktober auch hierzulande.