Berlin. . Apple fährt mit seinem iPhone Milliardengewinne ein. Doch für diesen Erfolg schuften in China tausende Arbeiter unter teilweise unwürdigen Arbeitsbedingungen, wie ein Bericht der Organisation Sacom offenbart.

Bis zu 80 Überstunden leistet eine 19-jährige Arbeiterin pro Monat in einer iPhone-Fabrik in China. Das hat eine junge Chinesin den Autorinnen eines neuen Berichts über die Arbeitsbedingungen bei Apple in China erzählt. Trotz mehrmaliger Versprechen des kalifornischen Konzerns und seiner Zulieferer verstoßen diese Zustände gegen das chinesische Arbeitsgesetz. Derweil verkaufen sich die iPhones blendend: Heute stellt Apple die neue Version vor – voraussichtlich das iPhone 5.

Einen großen Teil der etwa 90 Millionen iPhones, die Apple dieses Jahr unter die Leute bringt, produziert der Foxconn-Konzern in China. Um die hohe Nachfrage zu befriedigen, eröffnet die Firma dort eine Fabrik nach der anderen. Der aktuelle Bericht der Hongkonger Kritiker-Organisation Sacom analysiert die Arbeitsbedingungen bei den Foxconn-Ablegern in der Stadt Zhengzhou.

80 statt 36 Überstunden im Monat

Wie auch in anderen Foxconn-Werken anfangs üblich, produzieren rund 100.000 Arbeiter in Zehngzhou quasi auf riesigen Baustellen. Hallen werden hochgezogen, das Werk wächst, es gibt zu wenig Kantinen und Waschräume. Sacom zufolge beträgt die Kapazität bereits 100.000 iPhones pro Tag. Die schnelle Steigerung erkauft Foxconn unter anderem mit rigiden Anforderungen bei Arbeitszeit und Disziplin.

Wie die interviewten Arbeiter berichteten, liege die Zahl der Überstunden weit über dem gesetzlichen Limit. Während das Gesetz nur 36 Überstunden monatlich erlaubt, seien bis zu 80 Überstunden die Regel. Teilweise würden die „iSklaven“, wie Sacom kritisiert, gezwungen, ihre Pausen ausfallen zu lassen. Sieben- bis achtstündige Nonstop-Arbeit sei die Folge – in der Regel stehend.

In Zhengzhou beschweren sich außerdem offenbar viele Arbeiter über das rüde Verhalten der Aufseher – Vorwürfe, die bereits aus anderen Foxconn-Werken bekannt sind. Arbeiter würden angeschrien, bedroht und dürften sich während der Arbeit nicht unterhalten.

Milliardengewinne für Apple, geringer Stundenlohn für die Arbeiter

Der Lohn, den Foxconn als Gegenleistung zahlt, liegt über dem staatlich festgelegten Mindestlohn der Provinz Henan. Die Arbeiter erhalten einen Basislohn von 1350 Renmimbi (157 Euro) pro Monat. Dazu kommen noch die Überstunden. Wenn man von diesem Lohn die Kosten für das Wohnheim, für Steuern und Versicherung abzieht, würden etwa 1800 Renmimbi übrigbleiben (209 Euro). Umgerechnet auf bis zu 250 Arbeitsstunden monatlich bedeutet das einen Stundenlohn von gut 80 Euro-Cent. Apple erfreut seine Aktionäre währenddessen mit Gewinnen von gut sieben Milliarden Dollar im Vierteljahr.

Foxconn bestreitet einige der Probleme nicht grundsätzlich. Bei einem Besuch der Werke in Chengdu und Shenzhen im April betonte Manager Louis Woo, man werde herabwürdigendes Verhalten von Vorgesetzten nicht mehr tolerieren. Zum Vorwurf teils gesetzeswidriger Arbeitszeiten wollte Foxconn keine Stellung nehmen.