San Francisco. . Apples Geräte protokollieren offenbar, wann und wo sich ihre Besitzer aufhalten. Zwei Hacker haben eine entsprechende Protokolldatei gefunden. Der Spion in der Hosentasche? Noch ist unklar, was Apple mit den Daten macht. Datenschützer sind alarmiert.

Der Computerkonzern Apple steht unter Beschuss: Computerexperten und Politiker zeigten sich am Donnerstag gleichermaßen entsetzt über den Umgang des Unternehmens mit dem Datenschutz. Zwei Briten enthüllten, dass sowohl das Mobiltelefon iPhone als auch der Minicomputer iPad die Bewegungsprofile ihrer Nutzer speichern - weltweit und vor allem langfristig. Mit dem "iPhoneTracker", das die IT-Experten Pete Warden und Alasdair Allan dafür auf ihre Webseite stellten, konnte zudem jeder Nutzer selbst auf einer interaktiven Karte verfolgen, wo er sich bewegt hat. Apple schwieg sich aller Kritik zum Trotz aus.

Der in Deutschland für den US-Konzern zuständige Datenschützer Thomas Kranig zeigte sich über das Aufzeichnen sogenannter Geo-Daten durch Apple äußerst besorgt. "Wenn ich mich in die Rolle des Nutzers hineinversetze, dann würde ich mich jetzt einfach unwohl fühlen", sagte er der Nachrichtenagentur dapd in Ansbach. Sein Bayerisches Landesamt für Datenschutzaufsicht ist für Apple zuständig, weil die deutsche Dependance in Bayern sitzt. Kranig gab an, die hiesige Vertretung von Apple zur Aufklärung der Affäre aufgefordert zu haben.

Nach ersten Erkenntnissen sammeln die Geräte von Apple, die sich mit dem Mobilfunknetz verbinden können, keine präzisen Ortsangaben. Nach übereinstimmenden Berichten von Fachzeitschriften werden allein die Daten über die Funkzellen erfasst, in denen sich Nutzer mit iPhones und iPads bewegen. Von einer Erfassung der auf wenige Meter genauen Koordinaten, die GPS-Empfänger via Satelliten liefern können und die in den iPhones und iPads serienmäßig eingebaut sind, war keine Rede.

Weltweit Millionen Nutzer betroffen

"Bisher war es immer so, dass man sich bei einem Dienst, der die Geo-Daten der Nutzer erfasst, frei anmelden konnte – wenn man dem Dienst vertraut. Genau das passiert hier aber nicht", sagte der Handyexperte der Fachzeitschrift "c"t", Jörg Wirtgen, im Gespräch mit dapd. "Man kann sich von der Datenerfassung durch Apple bisher nicht abmelden. Das trifft weltweit Millionen Nutzer." Im Unterschied zu vielen anderen Programmen und Geräten, die diese Daten speicherten, werde zudem ein "sehr vollständiges" Profil der Bewegungen aufgezeichnet, weil heute "viele ihre Handys immer dabei haben". Wirtgen: "Ich weiß nicht, wie viele Scheidungsanwälte auf die Bewegungsprofile der jeweiligen Partner scharf wären."

Warden und Allan notierten zu ihrem Programm "iPhoneTracker", das "drängendste" Problem an der Datenerfassung durch Apple sei, dass die Daten in einer "leicht lesbaren Form" auf den Computern der Nutzer abgelegt würden: "Jedes andere Programm, das Sie laufen lassen, oder jeder andere Nutzer, der Zugriff auf Ihren Rechner hat, kann Einblick nehmen." Das "eher grundsätzliche" Problem sei, "dass Apple die Daten überhaupt sammelt". Warden und Allan gaben aber auch an, dass es bisher keine Hinweise darauf gebe, dass Apple die Daten auch anderorts speichere, etwa auf den eigenen Servern im Netz.

Beten mit dem iPhone

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...Punkte in der Mitte schauen und dann die Augen schließen oder auf eine weiße Wand gucken.
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"Apple weiß schon seit einiger Zeit von dem Problem"

Apple äußerste sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Experte Wirtgen sprach hingegen davon, dass das Problem "einigen Leuten schon vor einigen Monaten bekannt war". Es sei aber es jetzt hochgekocht. "Apple weiß also schon seit einiger Zeit von diesem Problem", sagte der Technikjournalist. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte am Donnerstag den Konzern. Wie eine Sprecherin der dapd sagte, müssten Nutzer "selbst entscheiden können, wann persönliche Daten erhoben werden". Apple habe nun eine "Bringschuld".

Auch das Bundesverbraucherministerium um Ilse Aigner (CSU) forderte Apple auf: "Das Unternehmen muss zu den Vorwürfen Stellung nehmen." Der Sprecher für Innen- und Netzpolitik der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, bezeichnete die Datenverarbeitungspraxis von Apple als "intransparent". Das Unternehmen "spielt mit dem Vertrauen seiner Nutzer", erklärte er in Berlin. Apples Praxis sei "schlicht das Gegenteil informationeller Selbstbestimmung und eine Einladung zum Missbrauch der Informationen durch wen auch immer".

Auch Verschlüsselung der Daten kein Apple-Standard

Offen blieb, warum Apple die Daten automatisch speichert - was ohne ein noch nicht veröffentlichtes Update für die Geräte auch künftig geschieht. Warden und Allan spekulierten, der Konzern könne an einem Dienst arbeiten, der Daten dieser Art brauche. Handyexperte Wirtgen sagte: "Vielleicht geht es um ortsbezogene Anzeigen, um Werbung von einer Tankstelle oder einem Restaurant, das man häufig besucht hat."

Als schnelle Möglichkeit, die Daten zu schützen, empfahl Wirtgen, in der Apple-Software "iTunes" für den Abgleich der Daten einzustellen, dass Sicherungen verschlüsselt gespeichert würden. "Das ist bisher nicht Standard, sondern muss von den Nutzern nachträglich extra gewählt werden", sagte der Technikjournalist. "Nach allem, was wir bisher wissen, ist ein Auslesen der Daten dann nicht mehr möglich.".

Sehr gutes Quartalsergebnis

Apple selbst gab am Mittwoch bekannt, seinen Gewinn im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fast verdoppelt zu haben. Der Konzern verdiente fast sechs Milliarden Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte Apple etwa drei Milliarden Dollar verdient. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um satte 83 Prozent auf 24,67 Milliarden Dollar. Grund waren sprunghaft gestiegene iPhone-Verkaufszahlen.

Im zweiten Quartal verkaufte Apple nach eigenen Angaben 18,65 Millionen iPhones - und damit mehr als doppelt so viele im Vergleichsquartal 2010. Schlechter als erwartet fiel die Bilanz beim iPad aus. Die Verkaufszahlen fielen auf 4,69 Millionen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hatte Apple noch 7,33 Millionen iPads verkauft. (afp/dapd)