San Francisco. . Der Expansionsdrang von Google hält an: Der US-Internetkonzern will in diesem Jahr über 6000 neue Stellen schaffen. Wie das Unternehmen erklärte, sei dies die größte Personal-Aufstockung in der Geschichte Googles. Dagegen plant Konkurrent Yahoo Stellen abzubauen.

Der Internetriese Google will in diesem Jahr weltweit mindestens 6000 neue Leute anstellen - nach eigenen Angaben ein neuer Rekord. „Wir werden so viele schlaue und kreative Menschen einstellen wie wir können“, erklärte Google-Manager Alan Eustace am Dienstag. Bereits im vergangenen Jahr seien 4500 neue Mitarbeiter dazugekommen, 2011 aber werde „das Jahr der meisten Neueinstellungen der Firmengeschichte“ werden. Konkurrent Yahoo dagegen baut weiter Stellen ab: Rund 140 Beschäftigte, etwa ein Prozent der Belegschaft, müssen gehen, wie Unternehmenschefin Carole Bartz ankündigte. Die Umsätze des einstigen Internetpioniers gehen zurück.

Google suche neue Mitarbeiter für „einige der schwierigsten Herausforderungen in der Computerwissenschaft“, schrieb Manager Eustace im Firmenblog. Die neuen Beschäftigten würden in kleinen Gruppen arbeiten - „tatsächlich so wie Start-Up-Firmen“. Bei Google arbeiten derzeit 24.400 Menschen. Im Krisenjahr 2009 hatte das Unternehmen erstmals überhaupt Mitarbeiter entlassen, bereits 2010 allerdings wieder neue Leute eingestellt.

Mittlerweile kämpft Google gegen die Abwanderung von Beschäftigten: Im November hatte das Unternehmen die Gehälter um satte zehn Prozent erhöht, nachdem rund 200 Mitarbeiter zum aufstrebenden Konkurrenten Facebook gewechselt waren. Google kann sich die Neueinstellungen leisten: Der Konzern machte im vergangenen Jahr einen Gewinn von mehr als 8,5 Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro) und hatte Ende 2010 mehr als 13 Milliarden Dollar in der Kasse. Der Umsatz erreichte fast 30 Milliarden Dollar.

Yahoo plant Stellenabbau

Yahoo dagegen konnte seinen Umsatz nicht steigern, er ging 2010 um zwei Prozent zurück, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Im vierten Quartal verzeichnete Yahoo demnach sogar ein Minus von zwölf Prozent - und auch zu Beginn des Jahres dürfte der Umsatz nicht wachsen. Der Gewinn allerdings stieg um mehr als das Doppelte auf 1,231 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

Grund für den Umsatzrückgang sei die 2009 vereinbarte Zusammenarbeit mit Microsoft beim Suchmaschinenangebot, erklärte Yahoo. Die Einnahmen daraus müssten seitdem geteilt werden. Konzernchefin Bartz verteidigte den Stellenabbau als „Umverteilung“ von Ressourcen. „Wir brauchen die Leute da, wo wir sie brauchen.“ Yahoo werde Ende des Jahres mehr Personal haben als heute, versprach sie.

Yahoo sucht nach einer Strategie gegen die Übermacht von Google und Facebook im Netz. Bartz sagte, Yahoo sei ein Onlinekonzern, der jedem Nutzer seine ganz persönlichen Inhalte präsentiere. „Die Vision ist, 630 Millionen verschiedene Seiten anbieten zu können, so dass jeder Nutzer das für ihn Richtige findet. Dann können wir die richtige Werbung dazustellen.“

US-Verbraucherschützer machen Google Druck

Unterdessen will die US-Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog, dass der US-Kongress den Internetgiganten Google unter die Lupe nimmt. Dessen Verhältnis zur Regierung von Präsident Barack Obama sei zu eng, was sich in mehreren Lieferverträgen für US-Behörden und einer „geheimnisvollen“ Beziehung Googles zum US-Geheimdienst NSA ausdrücke.

In einem Brief an den Kongress verlangte die Organisation jetzt eine formelle Untersuchung der Beziehung zwischen Google und mehreren US-Behörden. Consumer Watchdog glaubt, Google habe von engen Beziehungen zur US-Regierung ungerechtfertigt profitiert. Der Technikchef im Weißen Haus, Andrew Mclaughlin, ist ein früherer Google-Manager und soll auf unangemessene Art E-Mail- Korrespondenz mit der Firma geführt haben. Auch sei das im Vorjahr offenbar gewordene, unrechtmäßige Datensammeln in privaten WLAN-Netzen durch Googles Street-View-System nicht genügend von den Behörden untersucht worden, kritisiert der Verbraucherverband.

Kritiker von Consumer Watchdog monieren wiederum, dass die Organisation den Google-Konkurrenten Amazon und Microsoft nahesteht. Consumer Watchdog bestreitet dies, Vertreter der beiden Firmen sind jedoch zuvor bereits bei Pressekonferenzen der Verbrauchergruppe aufgetreten. (afp/rtr)