Was wird geschimpft über die Macher von Google Street View. Heute bekommen sie ihren ersten Dankesbrief. Denn nur ihnen wird es gelingen, eine der größten deutschen Verschwörungstheorien platzen zu lassen.
Google Inc., USA
Google Germany GmbH
ABC-Straße 19
20354 Hamburg
Speicherung und Veröffentlichung von Aufnahmen durch “Google Street View“ – Dankesbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlichen Glückwunsch zu Google Street View! Für mich sind Sie ein wirklich großartiges Unternehmen. Denn Sie helfen dabei mit, eines der großen Rätsel der deutschen Geschichte zu lösen. Dank Ihrer Kamera – eigentlich sollte Ihnen ja sobald wie möglich eine goldene verliehen werden – werden Sie uns in etwas hineinblicken lassen, was für viele gar nicht existiert, ja ein Fake ist, was auch Sie vor Jahren nur als Wald und Grünfläche dargestellt haben.
10 Tipps für Google
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Bereits in diesem Jahr wollten Sie Bielefeld – allen Verschwörungstheorien zum Trotz – bei Google Street View zeigen. Denn wie Detektive haben Sie mit Ihrem Auto Beweise dafür gesammelt, dass das Autokennzeichen „BI“ nicht für „Besonders Irre“, sondern tatsächlich für Bielefeld steht. Dass es dort Menschen und Häuser gibt, eine Zivilisation also, jedenfalls wenn man diesen Begriff weit fasst. Doch die Stadtspitze ist ein undankbares Pack. Sie will all ihre Gebäude und Fahrzeuge verpixeln lassen, anstatt die Blase der Bielefeld-Verschwörung endlich platzen zu lassen und offen zu zeigen: „Hallo Welt! Uns gibt es wirklich!“
Aber ich bin mir sicher, dass wenigstens Sie die Bielefeld-Verschwörung wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Denn dass Sie es schaffen, alle gewünschten Gebäude und Fahrzeuge der Stadt zu verschleiern, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Wie man hört, haben Sie auch schon Straßenschilder unkenntlich gemacht, anstatt das Kennzeichen des Autos, das daneben stand.
Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass sich die deutsche Bevölkerung und Bielefeld endlich, endlich kennenlernen. Ach, was sag ich, die ganze Welt wird mit großen Augen nach Bielefeld schauen. Denn, wie aus gut unterrichteten Verschwörerkreise verlautet, soll sich nicht nur John F. Kennedy seit seinem angeblichen Attentat in einer Bielefelder Luxusvilla versteckt halten. Auch Elvis und Kurt Cobain sollen schon einmal bei einem Käffchen in der Innenstadt gesichtet worden sein. Tja, und da diese alten Herrschaften wohl kaum wissen, was Internet ist und wie man dort Ihren Widerspruchsantrag ausfüllt, werden die Häuser dieser Drei auf jeden Fall bei Street View zu sehen sein – und Bielefeld wird sich vor Pilgern aus der ganzen Welt gar nicht mehr retten können.
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