Frankfurt/Main. Schon vor dem offiziellen Start von Windows 7 am 22. Oktober muss das neue Betriebssystem zeigen, was es kann. Was bringt Windows 7 dem Privatanwender? Erste Eindrücke vermittelt ein siebentägiger Praxistest.

Die Entwicklung ist abgeschlossen, die finale Version wird bereits an Entwickler und PC-Hersteller ausgeliefert. Was bringt Windows 7 dem Privatanwender? Erste Eindrücke vermittelt ein siebentägiger Praxistest.

1. Tag: Installation in 20 Minuten erledigt

Windows 7 wird installiert. Das Setup-Programm fragt nach Spracheinstellungen, bei der Testversion handelt es sich um die englischsprachige Finalfassung von Windows 7 Ultimate. In nur 20 Minuten ist die Installation abgeschlossen. Auf dem eher leistungsschwachen Testrechner (Intel-Prozessor mit 2,33 Gigahertz, 1 GB RAM, Nvidia-Grafikkarte mit 128 MB RAM) werden 7,5 GB an Daten abgelegt. Beim Vorgänger Vista waren es noch rund 10 GB.

Die Internet-Verbindung ist sofort da, bereitgestellt vom DSL-Modem und angezeigt von einem Icon in der rechten Hälfte der Taskleiste. Damit ist auch die Online-Aktivierung von Windows 7 eine Sache von wenigen Sekunden. Kein Windows ohne Virenschutzprogramm - aus dem Netz wird das kostenlose AntiVir von Avira heruntergeladen und installiert. Dabei ist eine Sicherheitsnachfrage zu beantworten. Ansonsten hält sich Windows 7 mit Fragen zurück - ein angenehmer Unterschied zu Vista.

2. Tag: Wo ist eigentlich Outlook?

Wo ist eigentlich das Programm für die E-Mail? Windows 7 enthält weder ein Outlook Express noch ein Windows Mail wie noch in Vista. Stattdessen enthält das Startmenü eine Verknüpfung zur Website von Windows Live. Dort kann man eine Software für die Nutzung der Internet-Dienste von Microsoft herunterladen, darunter Mail, Messenger, eine Fotogalerie und den Movie Maker.

Mail entpuppt sich als schlankes und schnelles Programm, mit dem man auch E-Mail-Accounts anderer Anbieter als Microsoft/Hotmail einrichten kann. Die Fotogalerie kann als einfache Bildverwaltung verwendet werden, ermöglicht schnelle Korrekturen und bietet Präsentationen von der Diaschau bis zur Web-Präsentation.

3. Tag: Desktop anpassen macht Spaß

Der bonbonfarbene Standard-Desktop von Windows 7 wird ausgetauscht. Zur Auswahl stehen verschiedene Motive, die auch automatisch wechseln. Für zusätzliche Abwechslung sorgen die «Gadgets» - Mini-Anwendungen wie Uhr, Kalender oder Wetterbericht, die nun frei auf dem Desktop platziert werden können. Beim Vorgänger Vista waren sie noch im festen Rahmen der Sidebar untergebracht.

Die Taskleiste zeigt alle geöffneten Programme übersichtlich nebeneinander an. Sind mehrere Fenster einer Software geöffnet - etwa Texte, Tabellen und Präsentationen in OpenOffice - werden diese in einem einzigen Symbol repräsentiert. Erst wenn man mit der Maus darüber fährt, werden die einzelnen Fenster darüber angezeigt und können von dort auch mit Linksklick geschlossen werden. Ein Rechtsklick auf das Anwendungssymbol listet unter anderem die zuletzt mit diesem Programm genutzten Dokumente auf.

Schnell gewöhnt man sich an die intuitivere Verteilung der Fenster auf dem Desktop: Um ein Fenster auf die Maximalgröße zu bringen, schiebt man es zum Beispiel einfach an den oberen Bildschirmrand. Um zwei Fenster nebeneinander darzustellen, wird das eine an den rechten, das andere an den linken Rand bewegt. Ganz rechts in der Taskleiste findet sich eine Schaltfläche, die alle Fenster transparent macht und so mit einem Klick den Desktop zum Vorschein bringt. Will man nur ein bestimmtes Fenster im Blick haben und die anderen schlagartig zum Verschwinden bringen, muss man es an der Titelleiste anfassen und mit der Maus «schütteln».

4. Tag: Nichts geht ohne Open Office

Im Anhang einer Mail trifft eine doc-Datei ein, mit der Windows 7 zunächst nichts anfangen kann. Zwar gibt es weiter die bekannte Basis-Textsoftware Wordpad. Diese versteht sich aber nur mit den neuen XML-Formaten von Microsoft Word, welche die Endung docx tragen.

Um das doc-Dokument zu öffnen, wird das kostenlos verfügbare OpenOffice aus dem Internet heruntergeladen und installiert. Damit kann der Windows-7-Rechner nun auch mit Excel- und Powerpoint-Dokumenten umgehen; für PDF-Files wird zusätzlich der Acrobat Reader heruntergeladen und installiert. Wordpad, das unter Windows 7 völlig neu gestaltet wurde, versteht auch das Textformat odt von OpenOffice.

5. Tag: Flottes Arbeiten

Auch nach mehrstündigem Betrieb ist Windows 7 angenehm flott. Das bei früheren Windows-Versionen so lästige Rattern der Festplatte bleibt die Ausnahme - Microsoft hat den Umgang mit dem Arbeitsspeicher überarbeitet und die Nutzung der Festplatte als virtuellen Speicher reduziert. Auch werden Dienste nur noch dann gestartet, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Dazu soll heute auch die Vernetzung mit anderen Rechnern gehören. Der Zusammenschluss mehrerer Computer etwa über ein drahtloses WLAN-Netz funktioniert wie bisher. Neu ist die Einrichtung einer «Heimnetzgruppe», was im Test mangels weiterer PCs mit Windows 7 noch nicht ausprobiert werden konnte. Computer mit diesem System lassen sich künftig sehr viel bequemer vernetzen. Die Heimnetzgruppe ist passwortgeschützt und ermöglicht die gemeinsame Nutzung von Musik, Videos, Fotos, Dokumenten und Druckern.

6. Tag: Backup-Programm nur per Suche auffindbar

Das neue System läuft einwandfrei und soll daher gesichert werden. Aber wo findet sich ein Backup-Programm? Das Sucheingabefeld im Startmenü bringt es zum Vorschein, und ebenso schnell ist das Backup eingerichtet. Windows listet alle dafür in Frage kommenden Speichermedien auf.

Wenn wichtige Dokumente stets verfügbar sein sollen, bietet es sich an, sie auf einem USB-Stick zu speichern. Dafür hält die Ultimate-Version von Windows 7 eine Verschlüsselung der Daten auf dem Stick bereit. Die dafür zuständige Software BitlockerToGo wird ebenfalls auf dem Datenträger gespeichert, damit eine Entschlüsselung auf einem anderen Computer möglich wird. Ein Vista-Computer zeigt die Daten nach Eingabe des Passworts an; leider gibt es keine Möglichkeit, den Stick auch auf einem Mac aufzuschließen.

7. Tag: Spiele-Explorer speichert Ergebnisse und Rankings

Zum Abschluss einer langen Woche mit Windows 7 darf gespielt werden: Microsoft hat dem neuen System drei Online-Spiele mitgegeben, die es schon bei XP, aber nicht mehr bei Vista gab: Backgammon, Dame und das Kartentrickspiel Spades wurden seitdem weiterentwickelt und ermöglichen das schnelle Spiel zwischendurch mit anderen Windows-Anwendern im Internet. Der Spiele-Explorer speichert Ergebnisse und Rankings. Insgesamt hat Windows 7 elf Spiele an Bord, darunter die Klassiker Solitaire und Minesweeper. Für ein leistungshungriges 3D-Action-Spiel ist der Testrechner zu schwach. Das verbesserte Speichermanagement wird aber auch der anspruchsvolle Gamer zu schätzen wissen.

Fazit: Daumen hoch

Windows 7 läuft so angenehm, wie man sich das nach dem soliden Windows XP eigentlich schon von Vista erwartet hätte. Das System macht einen schnellen Eindruck, im Sieben-Tage-Test gab es keinen einzigen Aussetzer. Der Desktop wirkt vor allem dank der erneuerten Taskleiste sehr viel aufgeräumter als bisher. Die mitgelieferte Software beschränkt sich auf das Wesentliche, lässt sich aber im Internet leicht ergänzen. Wer als Windows-Anwender noch bei XP ist, geht anders als bei Vista kaum ein Risiko ein, vom Wechsel aufs neue System enttäuscht zu werden. (ap)