Bielefeld. . Mehr Aufmerksamkeit für Datenkraken und fragwürdige Überwachung durch den Staat erhoffen sich Datenschützer vom Negativpreis BigBrotherAward.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist mit einem Negativpreis des Datenschutzvereins Digitalcourage bedacht worden. Der Auslandsgeheimdienst sei eng verflochten mit dem NSA-Überwachungsskandal, hieß es zur Begründung am Freitag in Bielefeld. Der BND sammle Millionen geschützter Telekommunikationsdaten von Bürgern gebe sie an in die Kritik geratene US-amerikanische National Security Agency (NSA) weiter.
Traditionell prangern die BigBrotherAwards seit 2000 den Umgang von Unternehmen, Behörden und Einzelpersonen mit Daten an. Insgesamt wird der Preis in sechs Kategorien vergeben.
Datenschutz in Arbeitsverträgen missachtet
Mit gleich zwei Preisen stand Amazon doppelt in der Kritik: Die Datenschützer werfen dem Versandhändler vor, Mitarbeiter auszubeuten und bei Arbeitsverträgen gegen Datenschutzbestimmungen zu verstoßen. Ähnlich lautende Vorwürfen von Gewerkschaften hatte Amazon in der Vergangenheit stets zurückgewiesen.
In der Kategorie Technik ging der Preis an die Spielzeugfirmen Mattel und Toytalk, die eine Barbie-Punkte vermarkten, die Gespräche aus dem Kinderzimmer aufzeichnen kann.
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Big Brother Award mal wieder für die Gesundheitskarte
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière und sein Amtsvorgänger Hans-Peter Friedrich stehen 2015 auf Liste der kritikwürdigen Preisträger. Beide hätten es versäumt, sich bei einer europäischen Gesetzgebung für ein höheres Datenschutzniveau stark zu machen. Weiterer politischer Preisträger ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unter anderem für die bereits eingeführte elektronische Gesundheitskarte.
Einen weiteren Preis widmeten die Datenschützer der Formulierung "Digitale Spurensicherung". Diese Wortneuschöpfung, die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung gerne benutzten, solle das wahre Ziel des umstrittenen Ermittlungsinstruments verschleiern. "Es geht darum, die kommunikativen Fingerabdrücke aller Deutschen anlasslos zu speichern", kritisierte Digitalcourage. Die Organisation setzt sich seit 25 Jahren für Datenschutz im digitalen Zeitalter ein. (dpa)