Herne. . Der Jahresbeginn ist die Hochsaison für die Nebenkostenabrechnungen. Viele Mieter haben Fragen zu den einzelnen Posten. Oft zurecht.
Wer in diesen Tagen einen Termin beim Herner Mieterverein haben möchte, benötigt Geduld. Der Grund: Der Kalender von Rechtsberaterin Tanja Falke ist voll mit Anfragen zu Nebenkostenabrechnungen. „Das Thema ist gerade hoch aktuell“, sagt sie im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.
Gut die Hälfte aller Anfragen von Mitgliedern beziehen sich laut Falke auf Unklarheiten bei den Nebenkosten, erst dann folgen Auseinandersetzungen wie Mängel in der Wohnung, Auszug und Kaution und Mieterhöhungen. Und: Ein Großteil der Nachfragen sei berechtigt, 70 bis 80 Prozent der Abrechnungen, die sie vorgelegt bekomme, sei tatsächlich fehlerhaft. Allerdings beschränkten sich diese Fehler in vielen Fällen auf Details, irgendwann habe sich ein Fehler eingeschlichen.
Böse Absicht unterstellt Falke den Hausbesitzern in den wenigsten Fällen. Das spiegelt sich auch in der Tatsache, dass beim allergrößten Teil der Auseinandersetzungen eine Einigung der beiden Parteien möglich sei, deutlich unter zehn Prozent landeten schließlich vor Gericht.
Dass überhaupt Unstimmigkeiten auftauchten, habe mehrere Ursachen: Die Rechnung sei plötzlich anders aufgebaut als in der Vergangenheit, es tauchen neue Positionen auf, die nicht deutlich sind. „Die Mieter sind teilweise mit den Rechnungen überfordert“, so Falke.
Haus & Grund hilft Eigentümern
Das gilt auf der anderen Seite teilweise für Vermieter. Während große Wohnungsgesellschaften eigene Abteilungen und Computerprogramme für die Nebenkostenabrechnungen haben, sind private Eigentümer - und das ist nach wie vor der größte Teil -, auf sich gestellt. Gerade frischen Hausbesitzern, die zum ersten mal eine Abrechnung für die Mieter erstellen müssen, unterlaufen Fehler. Das bestätigt Susanne Arendt-Birtner, Geschäftsführerin von Haus & Grund in Wanne-Eickel. „Viele Eigentümer wissen nicht, welche Kosten umlagefähig sind“, erzählt sie. Viele kämen erst, wenn es Probleme gebe und seien dankbar für Hilfe. Haus & Grund erstelle für einen Großteil der Hausbesitzer die Abrechnungen.
Sie bestätigt, dass die meisten Unstimmigkeiten im Dialog mit dem Mieterverein gelöst werden könnten. Da dürfte auch die räumliche Nähe eine Rolle spielen. In der Overhofstraße sind beide Vereine Nachbarn. Arendt-Birtner weist darauf hin, dass für Haus & Grund nicht nur zu Jahresbeginn Hochsaison sei. Seit die Stadtwerke beim Ablesen der Stromzähler auf ein rollierendes System umgestiegen seien, sei das ganze Jahr Saison.
>>> Fragen rund um Nebenkosten
- Gibt es für Abrechnungen Mindestanforderungen? Ja, so dürften Vermieter beispielsweise nicht städtische Gebühren in einem Punkt zusammenfassen, sondern müssen mitteilen, wie sie sich genau verteilen.
- Welche Betriebskosten kann der Vermieter überhaupt in Rechnung stellen? Nur jene, die auch im Mietvertrag geregelt sind, zum Beispiel Grundsteuer, Heizung, Müllentsorgung.
- Es wird immer wieder gesagt, dass die Nebenkosten die zweite Miete sind. Stimmt das?Diese Entwicklung zeige sich immer stärker, so Expertin Tanja Falke. Rechne man alle Einzelposten der Nebenkosten zusammen, könne die sogenannte zweite Miete bis zu 2,94 Euro pro Quadratmeter und Monat erreichen.
- Auf welche Posten bei den Nebenkosten hat der Vermieter keinen Einfluss? Zum Beispiel auf Abwasser oder Grundsteuern. Hier setzt die Kommune die Kosten fest. Deshalb muss der Mieter sie akzeptieren.
- Welche Posten verursachen immer wieder Ärger? Zum Beispiel der Hausmeisterservice, der abgerechnet wird, die Mieter aber nie eine entsprechende Person sehen.