Herne. . Auch in Herne existiert das Problem der Mietnomaden. Der Haus-Wohnungs-und-Grundeigentümerverein begrüßt die jüngste Reform des Mietrechts, die Hauseigentümern bessere Instrumente für den Kampf gegen Betrüger gibt.
Eine völlig vermüllte Wohnung, eine abgemagerte Katze, dazu Tierleichen, Sanierungskosten in fünfstelliger Höhe - und von dem jungen Mann, der die Räume gemietet hatte, fehlte jede Spur. Diese Schilderung aus einem Haus in der Neustraße bewegte vor etwa zweieinhalb Jahren die Öffentlichkeit und offenbart, dass das Problem der sogenannten Mietnomaden vor Herne nicht halt macht.
Auch Simone Arendt-Birtner kennt solche oder ähnliche Fälle ebenfalls. Genaue Zahlen für Herne kann die Geschäftsführerin des Haus-Wohnungs-und-Grundeigentümervereins (HWG) nicht nennen, doch sie weist darauf hin, dass Vermieter bald eine deutlich bessere Handhabe gegen Menschen haben, die eine Wohnung anmieten in der betrügerischen Absicht, niemals die Miete zu zahlen. „Der Bundestag hat in seiner Sitzung im Dezember eine Änderung des Mietrechts beschlossen, die für Vermieter sehr positiv ist“, sagt Arendt-Birtner. Im Gespräch mit der WAZ erläutert sie die drei Kernpunkte der Gesetzesänderung, die voraussichtlich im Frühjahr in Kraft tritt.
Tricks wird ein Riegel vorgeschoben
So ist nun die sogenannte Berliner Räumung zulässig. Dabei wird vom Gerichtsvollzieher nur die Herausgabe der Wohnung verlangt. „Das bedeutet für den Vermieter eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Wohnung wieder in Besitz zu nehmen“, so Arendt-Birtner. Grund: Die teure Räumung der Wohnung ist nicht mehr notwendig.
Darüber hinaus wird einem beliebten Trick der Mietnomaden ein Riegel vorgeschoben. Sie können bei der Räumung nicht mehr einen bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Untermieter präsentieren. In der Vergangenheit konnten Mietnomaden auf diese Weise die Räumung verhindern.
Wichtigster Punkt der Reform ist für die HWG-Geschäftsführerin die sogenannte Sicherungsanordnung. Mietnomaden, die unter fadenscheinigen Gründen die Miete nicht zahlen, können nun verpflichtet werden, die Beträge bei Gericht zu hinterlegen. Tun sie es nicht, kann die Wohnung geräumt werden. „Dies führt dazu, dass die Aufenthaltsdauer für Mietnomaden so stark verkürzt wird, dass sich der Betrug nicht mehr lohnt“, erläutert Arendt-Birtner. Das kostenlose Wohnen sei für Betrüger nur dann attraktiv, wenn sie nicht in kurzen Rhythmen umziehen müssen.
Differenzierung wichtig
Allerdings betont sie, dass es wichtig sei zu differenzieren. Zwar ziehe man gegen echte Betrüger sofort alle rechtlichen Register, allerdings gebe es auch zahlreiche Fälle, in denen die Mieter unverschuldet - etwa durch einen Jobverlust - in Zahlungsrückstand geraten. „Dann helfen wir dabei, eine gemeinsame Lösung zu finden.“
Schufa und Solvenz-Check können vor Betrügern schützen
Der HWG Herne vertritt rund 1300 Mitglieder. Laut Geschäftsführerin Simone Arendt-Birtner können sich Mitglieder durch einen Solvenz-Check gegen Mietnomaden schützen. Der koste 20 Euro, spare aber möglicherweise Nerven, Zeit und Tausende Euro, etwa für die Sanierung einer Wohnung.
Auch die Herner Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften holen sich vor dem Einzug von Mietern Auskünfte - etwa bei der Schufa - über deren finanziellen Hintergrund. „Wir sind glücklich, dass wir uns über das Problem der Mietnomaden nicht unterhalten müssen“, sagt Thomas Bruns, Geschäftsführer der Herner Gesellschaft für Wohnungsbau. In den vergangenen eineinhalb Jahren sei in maximal zwei Fällen gar keine Miete gezahlt worden.
Wie groß das Problem der Mietnomaden bundesweit ist, ist umstritten. Der Verband „Haus & Grund“ geht von rund 15 000 Fällen pro Jahr aus, der Mieterbund nur von 1000. Eine Studie der Uni Bielefeld von 2010 kommt auf rund 400 Fälle.