Essen. TV-Simulator, elektronischer Wachhund und Alarmanlagen, die Nachrichten ans Handy senden. Ein Polizist erklärt, was solche Hilfsmittel bringen.

Zehntausende Einbrüche wurden im vergangenen Jahr allein in NRW zur Anzeige gebracht. Mit der Verunsicherung vieler Menschen lässt sich Geld verdienen. In namhaften Online-Shops finden sich zahlreiche technische Geräte und Hilfsmittel, die vor einem Einbruch schützen und mögliche Täter in die Flucht schlagen sollen.

Wir haben sechs unterschiedliche „Anti-Einbruch-Gadgets“ unter die Lupe genommen und Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles von der Polizei Essen um eine Einschätzung gebeten.

Bellen vom Band – der elektronische Wachhund

So funktioniert's: Der Hersteller verspricht „täuschend echtes Hundegebell“, das Einbrecher effektiv abschrecken soll. Wie ein üblicher Infrarot-Melder soll das Gerät Bewegungen wahrnehmen – angeblich auch durch Stein- und Betonwände, Kunstoff- und Holztüren und das auf eine Entfernung von etwa 3,5 Metern. Gebellt wird mit einer Lautstärke von bis zu 105 Dezibel. Der elektronische Wachhund soll einfach in Nähe einer Tür oder eines Fensters positioniert werden und ernährt sich aus der Steckdose. (Preis 60 bis 100 Euro.)

Das sagt der Experte: „Mit dem Erkennen durch Wände wäre ich vorsichtig“, ist die erste Reaktion von Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles. Je nach Dicke und Beschaffenheit der Wand könne das schnell nach hinten losgehen. Und auch beim Gebell hat Dahles so seine Zweifel. Es stelle sich die Frage, ob es echt und überzeugend klingt: „Ist es ein blechernes, metallisches Gebell? Und ein Chihuahua bellt anders als eine Dogge.“ Auch die Wirkung sei nicht garantiert, warnt er. Bestimmt gebe es einige Einbrecher, die sich von Hundegebell abschrecken lassen. Andere blieben vom Gebell jedoch völlig unbeeindruckt, meint der Kriminalhauptkommissar.

Magnetische Tür- und Fenster-Alarmanlage 

So funktioniert's: Hierbei handelt es sich um ein kleines, zweiteiliges Kunststoffgerät. Ein Teil wird an einer Tür oder einem Fenster befestigt, das andere auf gleicher Höhe auf einem nicht beweglichen Teil wie Wand oder Tür- bzw. Fensterrahmen daneben. Öffnet jemand die Tür oder das Fenster, wird durch einen Magnetismus ein etwa 90 Dezibel lauter Alarm ausgelöst. (Preis ab ca. vier Euro.)

Das sagt der Experte: Allein durch Lärm lasse sich ein Einbrecher nicht abschrecken, warnt Jürgen Dahles. Gerade, wenn der Alarm nur örtlich in der Wohnung angebracht ist, lasse er sich leicht entfernen und zerstören. „Nicht alle Einbrecher reagieren wie sie sollen, wenn sie so einen Alarm hören“, sagt der Kriminalhauptkommissar. Solch eine Hürde sei leicht zu überwinden.

LED-Geflacker als Fernseh-Ersatz – der TV-Simulator 

So funktioniert's: Wie der Name es erahnen lässt, soll dieses Gerät einen eingeschalteten Fernseher simulieren. In Wirklichkeit handelt es sich dabei lediglich um ein kleines LED-Licht, das mit verschiedenen Farbspektren und Einstellungen einen Raum in wechselndes, flackerndes Licht taucht, um den Anschein zu erwecken, dass jemand fernsieht. (Preis zwischen 10 und 35 Euro.)

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Das sagt der Experte: Jürgen Dahles warnt vor trügerischer Sicherheit: „Das kann funktionieren, muss aber nicht!“ Selbst wenn der Einbrecher das Licht wahrnehme und davon ausginge, dass jemand zu Hause ist und fernsieht, könne er die Anwesenheit der Bewohner immer noch durch Klopfen oder Klingeln überprüfen. Ähnlich wie beim elektronischen Wachhund vermutet der Kriminalhauptkommissar, dass sich der eine oder andere davon abschrecken lassen wird, die Mehrheit jedoch die tatsächliche Anwesenheit überprüft.

Zeitschaltuhren für Licht und andere Geräte 

So funktioniert's: Wie Steckdosen-Adapter werden sie elektronischen Geräten bei der Stromversorgung einfach vorgeschaltet. Benutzer können dann einstellen, wann Geräte aus- oder eingeschaltet werden sollen. Wie auch mit dem TV-Simulator entsteht so der Eindruck einer bewohnten Wohnung. (Preis: ab ca. zwei Euro)

Das sagt der Experte: „Das ist eine Möglichkeit, um Anwesenheit vorzutäuschen und es kann sein, dass Täter sich davon abhalten lassen“, meint Dahles. So genannte flankierende Maßnahmen könnten im Einzelfall helfen – müssen aber nicht, warnt der Experte. Sie könnten aber sehr wohl dazu beitragen, dass Bürger mit einem sichereren Gefühl ihr Zuhause verlassen.

Einbruchswarnung per SMS von Funkalarmanlagen 

So funktioniert's: Diverse Sensoren können im ganzen Haus verteilt werden. Bei Alarm sendet die Anlage eine Nachricht an voreingespeicherte Telefonnummern oder schickt eine SMS. (Preis: ca. 280 Euro fürs beschriebene Modell)

Das sagt der Experte: "Das kann man schon machen!" Allerdings bleibe die Frage, welche Telefonnummern eingespeichert werden, meint Dahles. „Wenn ich im Urlaub auf Mallorca am Strand liege, bringt es nichts, wenn auf meinem Handy die Nachricht erscheint, dass zu Hause die Alarmanlage schellt.“ Dann vergehe unnötig viel Zeit, bis man per Anruf aus dem Urlaub der Polizei erklärt habe, was zu Hause passiert. Die Nummer von Nachbarn oder Freunden sei da schon sinnvoller.

Anrufe von Alarmanlagen hat die Polizei bisher übrigens noch nicht entgegengenommen. „Und das wird es hoffentlich auch nicht geben“, mahnt Dahles. Wenn der Notruf gewählt wird, müsse eine Person am anderen Ende der Leitung sein und kein Apparat. Das Speichern des Notrufs in einer solchen Alarmanlage sei nicht gestattet, erklärt der Kriminalhauptkommissar.

Kameras mit Infrarot-Sensor 

So funktioniert's: Die Kamera kann mit Smartphone oder PC gekoppelt werden. Mit der dazugehörigen App können Nutzer durch die Kamera einen Blick in ihre vier Wände werfen. Der Sensor reagiert auf Bewegungen, löst Alarm aus und zeichnet dann ein Video auf und sendet ein Bild an eine E-Mail-Adresse sowie eine Meldung ans Smartphone. (Preis: ca. 80 Euro fürs beschriebene Modell)

Das sagt der Experte: Wenn hier der Alarm ausgelöst wird und der Nutzer Bilder mit fremden Personen in seiner Wohnung sieht, sollte er die Polizei rufen. Doch auch hier kann sehr viel Zeit vergehen, warnt Dahles. Außerdem bewertet der Kriminalhauptkommissar diese Anwendung als nicht zielführend, denn der Nutzer habe dann zwar Bilder, die unter Umständen bei der Ermittlung herangezogen werden können, das Ziel sollte aber sein, einen Einbruch zu verhindern.

Wichtig hierbei ist auch, dass Bilder von solchen Überwachungskameras nicht veröffentlicht oder herumgezeigt werden dürfen. Auch die Verwendung als Beweismittel bei der Polizei muss im Einzelfall geprüft werden.

Polizei empfiehlt: Fenster und Türen gründlich sichern 

Fazit: TV-Simulator, Alarmanlagen aus dem Online-Shop und andere Geräte sind in den Augen des Experten allenfalls "flankierende Maßnahmen". Sie könnten hilfreich sein und für ein besseres Sicherheitsgefühl sorgen, sagt Jürgen Dahles.

Dennoch sei es am wirksamsten, Fenster und Türen gegen Aufhebelung zu sichern, um zu verhindern, dass jemand überhaupt in die Wohnung gelangt. "Als zusätzlichen Schutz kann man dann mit Kameras, Alarmanlagen und elektronischen Wachhunden nichts falsch machen."