Essen. . Die Friesen haben dem Gemüse seinen vielleicht schönsten Namen gegeben. Sie nennen ihn wegen seiner aufspringenden Blätter „Palme“. Winterzeit ist Grünkohlzeit. Weil er für ein schönes Gefühl der Wärme sorgt. Wir erklären, wie man Grünkohl anbaut und warum er so gesund ist

Die Friesen haben ihm vielleicht den schönsten Namen gegeben. Sie nennen ihn wegen seiner aufspringenden Blätter „Palme“. Winterzeit ist Grünkohlzeit. Die Deutschen lieben oder hassen ihn. „Dieser Kohl polarisiert“, sagt Peter Muß, Geschäftsführer des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern.

Die Oldenburger sind eigenen Angaben zufolge die größten Grünkohlfans in Deutschland. Sie haben sogar – werbewirksam und humorvoll – eine Grünkohl-Akademie gegründet, an der man ein Kohl-Diplom machen kann. Die Niedersachsen also wollen herausgefunden haben: Schon die Griechen haben um 400 v. Chr. den „krausblättrigen Blattkohl“ angebaut. Auch die Römer hätten einen mutmaßlichen Grünkohl-Vorgänger gekannt. Und als Delikatesse verehrt, den „sabellinischen Kohl“.

Der Grünkohl in Deutschland

Bei deutschen Profi-Anbauern hat Grünkohl keine große Bedeutung: Laut Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) wird er nur auf 1000 Hektar angepflanzt (ca. 1400 Fußballfelder). Die größten Anbauflächen gab es 2013 laut AMI mit 471 Hektar in NRW. Niedersachsen kam auf 441 Hektar, Schleswig-Holstein auf 26. Zum Vergleich: Kartoffeln wachsen in Deutschland auf über 250 000 Hektar.

Der Grünkohl aus NRW landet zum Großteil bei einem großen Tiefkühlkostanbieter aus Westfalen oder wird zum Frosten nach Holland oder Belgien exportiert, so Peter Muß. Im Direktvertrieb werde der Kohl immer häufiger auf Märkten ohne Stängel und Rippe angeboten, portioniert in Tüten.

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Verzehr & Anbau

Dass der Kohl in Deutschland nur auf kleiner Fläche angebaut wird, hat dem Provinzialverband zufolge auch etwas mit dem Essverhalten der Verbraucher zu tun. Im Mai oder Juni gesät, wird er von November bis Januar geerntet. „Und ab März wird er meist auch nicht mehr gegessen“, weiß Peter Muß. Der Grünkohl sei eben ein typisches Wintergericht, das für Wohligkeit und Wärme stehe. Im Frühling wollten viele Verbraucher davon nichts mehr wissen.

Wer Grünkohl selbst anbauen möchte, sollte auf folgende Bedingungen achten: „Er braucht einen tiefgründigen, humosen Boden und relativ viel Wasser und Nährstoffe“, so Peter Muß. Jungpflanzen könnten meist in allen großen Gartencentern gekauft werden. Weil sie sehr groß werden, sollte sie in einem Abstand von 50 mal 50 Zentimeter gesetzt werden. Früher musste der Grünkohl vor der Ernte am besten Frost bekommen haben, weil sich so Zucker in den sonst bitteren Blättern anreichert und den Geschmack verbessert. Heute sei das meist nicht mehr nötig, weiß der Provinzialverband. Durch Züchtung seien der Pflanze Bitterstoffe entzogen worden.

Die Zubereitung

„Grünkohl gilt vielen der älteren Generation noch als Arme-Leute-Essen“, sagt Peter Muß. Oder als ein unverrückbar traditionelles Gericht. Und deshalb wird der Kohl auch meist mit Mett-, Grützwurst (Pinkel), Kassler oder Schweinebacke serviert. Mittlerweile aber gebe es einen Trend, bestimmte Gemüsesorten, darunter auch Pastinaken oder Steckrüben, variantenreicher zu servieren.

Das beste Beispiel liefern derzeit die US-Amerikaner. Der NDR berichtete jüngst von einem wahren Grünkohl-Hype in den USA. „Kale“ heißt er dort und wird – anders zubereitet als in Deutschland – immer beliebter und gilt ob seines Vitamin- und Mineralstoffreichtums als „Superfood“.

Die Gesundheit

Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sagt: „Unter den Kohlarten besitzt der Grünkohl den höchsten Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen, darunter vor allem B-Vitamine, Vitamin C, A, Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium.“ Auch die im Kohl enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe (Glukosinulate, Polyphenole) hätten erwiesenermaßen positive Einflüsse auf das Immunsystem und senkten das Krebsrisiko.