Essen. Neues Album und Tour: Das Multitalent verspricht wieder Nonsens und großes Können – im rosafarbenen Torero-Anzug.
Während andere Künstler sich Tage, Wochen, vielleicht sogar Monate den Kopf über die Aufmachung ihres nächsten Albumcovers zerbrechen, geht Helge Schneider einfach in ein Geschäft, findet einen schlecht sitzenden Anzug und die Sache ist geritzt.
„Torero“ heißt sein neuestes, acht Stücke umfassendes Werk, das am 3. März erscheinen wird. Das Titellied: „Der letzte Torero“. Und auf dem Cover zeigt sich der musikalische Alleskönner – Überraschung – im zuvor erstandenen rosa Torero-Dress. Die Tour, deren Name, mit „Big L.A. Show“ komplettiert, wohl jeder nun erraten kann, startet schon am Sonntag in Fulda. Auftritte in der Region stehen selbstredend auch im Plan.
Helge Schneider als Torero unterwegs
Aber Schneider wäre nicht Helge, wenn er seinen Überraschungsfund nicht mit Tiefsinnigerem verknüpfen würde. Schließlich stünde die Stierkämpfer-Uniform nicht etwa für seine Liebe zu Spanien – er besitzt dort auch eine Finca –, sondern symbolisiere „alte Zeiten, Vergessenes, Tradition“, wie er in einer Pressekonferenz verlauten ließ.
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Das kann man nun glauben oder nicht, sicher sein aber nie. Denn im Endeffekt ist doch wieder einiges an Nonsens herausgekommen, der wie gewohnt unterhält und erstaunt ob seiner Genialität. Denn keiner verknüpft so hervorragend Quatsch mit Können.
Deliziöse Käsebrote und namenlose Stubentiger
Bei anderen würden die Gaga-Texte aus Alltagsgeschichten wohl für Kopfschütteln sorgen – nicht bei Helge Schneider. Der Mülheimer steht seit rund einem halben Jahrhundert auf der Bühne (mit 17 nach eigenen Angaben 1972 zum ersten Mal), wird geschätzt und verehrt. Dafür, dass er deliziöse Käsebrote, namenlose Stubentiger und genderfluide Wurstfachverkäuferinnen besingt. Jetzt dürfen wir uns auf Lieder wie „Horses“, „The Wizard“ und „The Guilty Doctor“ freuen, so stehen die unnötig anglisierten Songs zumindest auf der Tracklist.
Auch der Titelsong lautet eigentlich „The Last Torero“, gesungen wird allerdings auf Deutsch. Aber das macht ihn eben aus: Helge Schneider schafft es, Albernheiten so in Szene zu setzen, dass selbst der ernsthafteste Kritiker schmunzeln muss, selbst wenn man das, was er da veranstaltet, nicht so ganz nachvollziehen kann. Meist reicht schon sein verschmitztes Lächeln, das an Spitzbübigkeit kaum zu überbieten ist, für einen Lacher.
Textlicher Unsinn mit hörenswerter Musik
Aber es macht eben auch die Technik. Virtuos beherrscht das Multitalent nahezu jedes Instrument. Tut er es nicht, dann lernt er es eben. Das reicht vom Cello bis hin zur Blockflöte. So verwandelt der Entertainer jeden textlichen Unsinn in hörenswerte Jazzmusik. Im Rahmen seiner aktuellen Tourankündigung verspricht Señor Schneider, dass er sich wieder „in die Herzen der vielen Menschen, die da kommen sollten, singt, tanzt, trommelt, trompetet.“ Unbestreitbar. Er greift zum Klavier, Saxophon und xylophoniert. Gerne auch simultan.
Begleitet wird er dabei von Sergej Gleitman, „aus traditionellen Gründen und weil er der einzige Ausdruckstänzer der Welt ist, der dem Zuschauer vermitteln kann, dass er es auch könne.“ Und Gitarrist Sandro Giampietro steht ihm zur Seite, wie gewohnt.
Mit alten Bekannten auf Tour
Den habe er damals 1995 in einem kleinen Musikgeschäft zwischen den Gitarren ein Fischbrötchen essen sehen. „Und fragte, ob er reisefertig ist, er müsse jetzt mit auf Tournee, mir fehle eine Art Punker in der Bigband, es war mir alles zu bürgerlich geworden irgendwie, der hatte damals einen Irokesenschnitt und Doc Martens an, und ob er Gitarre kann.“ Erzählen kann er eben. Man ist sogar geneigt, ihm trotz aller Absurdität zu glauben. Ebenso wie die streitbare Tatsache, dass Helge Schneider das einzige Fachgeschäft für Toreros in der Region gefunden hat ...
>>> Info: Der letzte Torero – Big L.A. Show: 17.-19.2. Köln (Philharmonie, ab 49 €), 10.+11.3. Dortmund (Konzerthaus, ab ca. ab 43 €), 17.3. Münster (Halle Münsterland, ab ca. 35 €), 19.+20.3. Düsseldorf (Tonhalle, ab ca. 35 €), 4.5. Duisburg (Mercatorhalle, ab ca. 44 €), 18.+19.5. Essen (Philharmonie, ab ca. 39 €), 29.8. Köln (Open Air am Tanzbrunnen, ca. 50 €).