Augsburg. Helge Schneider brach Auftritt bei Strandkorb-Festival ab. Der Komiker aus Mülheim fühlte sich gestört. Nun droht ein juristisches Nachspiel.

Was war da los, dass Helge Schneider bei Twitter trendet? Der Mülheimer Komiker hatte am Freitagabend seinen Auftritt bei einem Strandkorb-Festival in Augsburg abgebrochen, weil er aufgrund der Corona-bedingten Anordnung im Publikum keinen Draht zu den Fans bekommen konnte.

Querdenker können ihre Instrumentalisierung stecken lassen

Außerdem nervte den 65-Jährigen wohl, dass immer wieder Leute vor der ohnehin viel zu hohen Bühne herumliefen. Mit den Worten „Das System hier ist fadenscheinig und dumm. Es tut mir leid für euch und vielleicht bekommt ihr euer Geld wieder zurück“, verabschiedete sich Helge nach knapp 40 Minuten. Was wiederum einige Querschwurbler im Netz für ihre Sache verbuchten. Dabei hatte Helge mit „das System“ offenkundig das Veranstaltungskonzept gemeint. Zur Sicherheit am Samstagabend noch diese Feststellung auf seinem Account @helgenews: Querdenker und Co können ihre Instrumentalisierung stecken lassen! „Helge Schneider hat gestern das Konzert abgebrochen, weil die Organisation der Gastronomie vor Ort so war, dass er ständig durch das Gastropersonal, welches an die Plätze serviert hat, abgelenkt wurde.“

Dazu gab es prominente Verteidigung: „Jetzt lasst eure dreckigen Griffel wenigstens von Helge Schneider und arbeitet euch an anderen ab, ihr Eierköppe“, twitterte Klamauk-Kollege Micky Beisenherz. Und Humorist Torsten Sträter sekundierte: „Weisste: n halbe Helge Schneider-Konzert ist besser als nix!“ Woraufhin TV-Satiriker Florian Schröder meinte: „Lieber ein halbes Konzert von Helge als ein ganzes von Nena.“ Zum Corona-Sommer 2020, als Autokino-Konzerte das Gebot der Stunde waren, hatte Helge Schneider noch verkündet, dass er wegen des fehlenden Drahts zu den Fans wohl für „längere Zeit“ nicht live spielen werde. „Ich trete nicht vor Autos auf.“

„Das macht einen so ein bisschen wahnsinnig“, sagt Schneider

Vor Strandkörben war es jetzt offenkundig nicht wesentlich besser. „Man kriegt keinen Kontakt zum Publikum“, echauffierte sich Schneider in Augsburg, „das macht einen so ein bisschen wahnsinnig.“ Er als Künstler könne da unter diesen Umständen überhaupt nichts machen, wie weiter in auf Twitter geteilten Videomitschnitten von dem Abend zu hören ist.

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„Wir haben alles gegeben bis jetzt, es kommt nichts zurück.“ Mit dem Musiker aus Mülheim verschwanden sein „Diener“ Bodo, sein elfjähriger Sohn Charlie (Schlagzeug) und Gitarrist Sandro Giampietro.

Auch das ständige Gerenne vor der Bühne ginge ihm „auf den Sack“. Dazu hatte sich Helge Schneider am Samstag noch einmal ausführlich auf Facebook und Twitter geäußert: „Ich wollte gestern ein Konzert in Augsburg machen und habe es abgebrochen aufgrund massiver Störungen seitens Gastronomie, die ihre Mitarbeiter immer an der Bühne vorbeischickte, um das Publikum mit Getränken zu versorgen, und das hörte auch nicht auf. Das lenkt ab, da kann ich die Konzentration nicht halten.“

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Der Künstler weiter: „Ich will kein Scheißkonzert geben, ich spule auch nicht einfach nur ab. Ich will Leute begeistern und das ist mir nicht gelungen.“ Die Veranstalter würden versuchen, eine Lösung für die versetzten Karteninhaber zu finden.

Am Sonntag wurde bekannt, dass nach dem Vorfall ein juristisches Nachspiel droht: Der Veranstalter habe einen Anwalt eingeschaltet, sagte die Sprecherin des Unternehmens für die Festivalreihe in Augsburg und Rosenheim, Birgit Gibson, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Nun werde etwa geprüft, ob Schneider Schadenersatz leisten müsse. Schneiders Management war laut dpa am Sonntag zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

„Das Konzept ist jedem Künstler vorher bekannt“, sagte Gibson. Schneider sei zudem schon bei dem Festival in Wiesbaden aufgetreten. Ein Versuch des Veranstalters, mit dem 65-Jährigen nach dem abrupten Abbruch seiner Show zu sprechen, sei an dem Abend gescheitert. Man hätte sogar das Bewirten eingestellt, wenn Schneider weitergemacht hätte, sagte Gibson. Bislang warte der Veranstalter auf eine Stellungnahme des Entertainers, unter anderem dazu, wie es nun weitergehen soll. „Er war für acht Shows gebucht.“ Sechs Auftritte stehen also noch aus. (mit dpa)