München. Bayerische Regionalkrimis sind zurzeit besonders beliebt. Zwischen Berggipfeln, Wirtshaus und Kuhweide stirbt es sich wohl besonders spannend. Der neue ARD-Krimi “Dampfnudelblues“ spielt in Niederbayern. Im Interview spricht Hauptdarsteller Sebastian Bezzel über die Besonderheiten der Provinz.

Viel los ist nicht in der bayerischen Provinz. Statt Verbrecher zu jagen, malt der Dorfpolizist Franz Eberhofer Senf-Herzen auf seine Leberkäs-Semmeln. Doch als der Schulleiter unter mysteriösen Umständen stirbt, kann Eberhofer endlich beweisen, was er kann. Mit "Dampfnudelblues" zeigt das "Erste" am Donnerstag um 20.15 Uhr einen Regionalkrimi, der sich durch skurrile Figuren und trockenen Humor auszeichnet. Hauptdarsteller Sebastian Bezzel schätzt an der Verfilmung eines Romans von Rita Falk vor allem, dass er in Niederbayern spielt - jenseits der weiß-blauen Alpenidylle.

Regionalkrimis sind sowohl als Bücher als auch im Film zur Zeit sehr erfolgreich. Was glauben Sie, woran das liegt?

Sebastian Bezzel: Wir leben in einer Zeit, in der alles immer gleicher wird. Wenn man heute in deutschen Innenstädten unterwegs ist, ist alles gleich: Modeläden, Schuhläden. Selbst bei Apotheken gibt es schon Ketten. Alles ist gleich. Ich glaube, dass die Besinnung aufs Regionale daher kommt, weil das auch schön ist, dann kann man auch wieder Unterschiede rausarbeiten. Und im Unterschied merkt man oft auch erst die Gemeinsamkeiten.

Die Rückbesinnung aufs Regionale gibt es ja in vielen Bereichen.

Bezzel: Ich glaube, dass man immer mehr auf den Mikrokosmos geht. Jedes Restaurant, das was auf sich hält, bringt mittlerweile regionale und saisonale Produkte. Diese Gegenbewegung ist sehr gut, dass man auch sagt, das gibt es nur jetzt und nur hier und nicht überall. Deswegen funktionieren auch diese Regionalkrimis so gut. Für die Norddeutschen ist es Bayernurlaub beim Lesen, für die anderen ist es vertraut.

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Woran liegt es, dass die Menschen gerade Filme aus Bayern so gerne sehen? Liegt es vielleicht am Urlaubsgefühl oder am Humor?

Bezzel: Von allem etwas. Eine Folge vom "Bulle von Tölz" sehen bedeutet immer auch, eineinhalb Stunden schön in den Urlaub zu fahren. Auf einer schönen Almwiese liegt dann eine Dirndlschönheit - tot. Dann ist Bayerisch auch ein lustiger Dialekt, der filmisch sehr gut funktioniert, weil er Sachen so schnell auf den Punkt bringt. Ich gucke einfach gerne Filme mit Dialekt. Und ich glaube, dass man sich über die Bayern auch schön aufregen kann. Das ist im Fußball genauso. Jeder schimpft auf die Bayern, aber wenn sie spielen, schaltet trotzdem jeder ein.

Gilt das auch für Filme aus Niederbayern?

Bezzel: "Dampfnudelblues" ist zwar was bayerisches, aber es kommt nicht aus Oberbayern. Das finde ich wichtig, zu betonen. Es sind nicht der holzgeschnitzte Balkon mit den üppigen Geranien und das Dirndl mit dem tollen Ausschnitt, sondern es ist Niederbayern. Das ist noch eine Spur anarchischer, rauer. Ich bin Oberbayer, aber ich finde das faszinierend. Aus Niederbayern kommen ganz tolle Kabarettisten.

Macht es für Sie einen Unterschied vom Gefühl her, ob Sie auf Bayerisch oder auf Hochdeutsch drehen?

Bezzel: Das macht keinen Unterschied. Aber der Dialekt muss einen Sinn haben. Ich finde, dass man mit der Art des Bayerischen viel machen kann. Ist es ein Honoratiorenbayerisch? Ist es Stadt oder Land? Ich drehe genauso gern auf Hochdeutsch wie auf Bayerisch und ich finde es wichtig, beides zu machen.

Sie sind aus Oberbayern, wohnen aber mit Ihrer Familie in Hamburg. Wachsen Ihre beiden Kinder mit hochdeutsch und bayerisch auf?

Bezzel: Ich will schon, dass die Kinder zweisprachig aufwachsen. Klar, mein Sohn geht in Hamburg in den Kindergarten und er wird dort in die Schule gehen. Der wird nicht groß Bayerisch können. Aber ich möchte trotzdem, dass er es hört, dass er es versteht. (...) Er ist jetzt schon Bayern-Fan. Und er soll ein sauberes "Pfiat di" (Auf Wiedersehen) hinkriegen. Er soll zumindest einen Sinn dafür haben, weil es einfach auch schön ist. So ein Karl Valentin oder Gerhard Polt, oder auch die Dietl-Filme - die funktionieren nur, wenn man einen Sinn für die Sprache hat.

In Rita Falks Büchern geht es auch sehr viel ums Essen. Und Franz Eberhofer liebt Leberkäs-Semmeln und kann davon auch drei Stück auf einmal verdrücken. Mögen Sie die bayerische Küche auch so?

Bezzel: Ich liebe bayerisches Essen, ich liebe auch schweres Essen. Es gibt mehr als nur Leberkäs und Schweinsbraten. Das ist durchaus auch ein Anliegen von Rita Falk, das zu zeigen. Es gibt ganz tolle verschiedene Gerichte. Aber was ich wirklich in Hamburg vermisse, ist die warme Leberkäs-Semmel. Die gibt es in Bayern bei jedem Metzger. Das gibt es in Hamburg nicht. Man kann Leberkäse kaufen, aber nicht so einen warmen, dampfenden Leberkäs. Das ist aber auch gut. Dann hat man noch Sachen, die es nur woanders gibt. Darauf freue ich mich, wenn ich hierherkomme. Wenn ich in Garmisch bin, laufe ich sofort zum Metzger meines Vertrauens und kaufe mir eine solche. Aber nur eine. Drei wie im Film finde ich total heftig. (dpa)