David Puentez verspricht: "Parookaville wird wieder wild"
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Köln. David Puentez ist als DJ und Influencer erfolgreich. Im Interview spricht der Kölner über Selbstzweifel, Humor und seinen “Parookaville-Rekord“.
David Puentez gehört zu den beliebtesten DJs in Deutschland. Wenn er im berühmten Kölner Club Bootshaus zum Line up gehört, sind die Tickets schnell vergriffen. Beim Smag Sundance in Essen ist er neben Alle Farben Headliner und beim Weezer Festival Parookaville stellte er jüngst einen Publikums-Rekord auf. Erfolge auf der Bühne, die sich der 37-Jährige hart erarbeitet hat.
Dazu ist er Influencer und hat durch seine positive, sympathische Art 234.000 Follower bei Instagram um sich geschart, die sich gerne von seiner guten Laune am frühen Morgen anstecken lassen und dabei zusehen, wie er seinen morgendlichen Espresso zelebriert. Im ausführlichen Interview spricht Puentez über seinen langen Weg bis zum Durchbruch, seine Ziele als DJ und wie Humor bei Instagram am besten funktioniert.
Du heißt mit bürgerlichem Namen Benjamin Beyer, warum hast du dir einen Künstlernamen zugelegt? Ben Beyer hätte doch auch ziemlich eingängig geklungen, oder?
David Puentez: „Ja,… aber als ich mit dem Auflegen in den 2000ern angefangen habe, gab es schon den bekannten Techno-DJ Adam Beyer. Das war mir zu nah. Und Ben Beyer hab ich auch nicht so gefühlt zu der Zeit. Es sollte besser etwas sein, das spezieller und internationaler sowie nach Sonne und gute Laune klingt.“
Wer jetzt David Puentez hört, könnte denken, du wärst Spanier… Wurdest du schon auf spanisch angesprochen?
Puentez: „Das passiert oft – auch in Deutschland. Da kommen Spanier ans DJ-Pult und wollen mit mir reden…. Aber das muss ich dann direkt auflösen, denn bei Spanisch bin ich komplett aufgeschmissen.“ (lacht)
David Puentez stellt bei Parookaville einen Publikums-Rekord auf
Dann hast du dich im Line up relativ schnell hochgearbeitet – beim Mini-Parookaville 2020 während der Corona-Pandemie gehörtest du zum ausgewählten Line up.
Puentez: „Das war richtig gut, weil der Livestream damals auch international viele Leute erreicht hat. Es war ein anderes Parookaville, was wir hoffentlich so nie wieder erleben werden - und trotzdem richtig spannend.“
2022 ging es direkt auf die Mainstage von Parookaville – wie hast du den Auftritt erlebt?
Puentez: „Mein Set zum Opening habe ich mit rund 1000 Gästen gestartet – nach einer Viertelstunde waren es 15.000. Mitorganisator Bernd Dicks meinte zu mir, es war bei einem Parookaville-Opening vor der Mainstage noch nie so voll. Damit war ich sehr zufrieden.“
In diesem Jahr legst du auf der Bühne Bill’s Factory auf, lässt dir aber den Penny Tower auch nicht nehmen…
David Puentez: Die Liebe zum Detail macht Parookaville aus
Bei Parookaville wird großen Wert auf das Show-Konzept gelegt – was hältst du davon?
Puentez: „Wenn man viel Geld für ein Festival-Ticket ausgibt, lohnt es sich ja nur noch auf solche Festivals zu gehen. Du willst was erleben und geboten bekommen. Man kann gute Acts buchen, aber das macht noch kein erfolgreiches Festival aus. So ein Event muss man mit viel Liebe zum Detail weiterentwickeln. Wenn man das mit einigen anderen deutschen Festivals vergleicht, wird einem klar, warum Parookaville so erfolgreich ist.“
Kennen die Leute dich eigentlich eher als DJ oder als Influencer?
Puentez: „Das kann man gar nicht so richtig unterscheiden. Beides gehört zusammen. Ich fand es früher sehr schwierig als DJ herausfinden, was die Leute an einem wirklich interessiert. Wenn man nur etwas über seine Musik und seine Gigs postet, nutzt sich das relativ schnell ab und irgendwann fehlen einem die Inhalte. Wenn man die Türe zu seinem Privatleben etwas mehr aufmacht, gibt es viele Themen, die die Leute spannend finden – etwa in welchem Restaurant man in Köln gut essen kann, welche Insider-Tipps ich habe und wo ich meine Klamotten kaufe. Wenn dann ein Künstler schon echte Reichweite in den Sozialen Kanälen hat, kann man Musik aus Sicht eines Plattenlabels auch anders pushen.“
David Puentez ist Headliner beim "Smag Sundance in Essen"
Puentez: „Bisher nur von Fotos. Ich freu mich darauf, weil man da einen See im Hintergrund hat. Da kommt schon Urlaubs-Feeling auf. Das macht doppelt Bock, wenn dann auch noch die Sonne scheint.“
Bei dem Traditions-Event bist du neben Alle Farben sogar als Headliner angekündigt – macht dich das stolz?
Puentez: „Ich freue ich mich sehr darüber. 15 Jahre lang habe ich an meiner Karriere gearbeitet und bin immer drangeblieben – auch in schweren Zeiten.“
Auf Ibiza fing David Puentez Feuer für die elektronische Musik
Wann startete bei dir das Interesse an der Musik?
Puentez: „Im Alter von 14 Jahren war ich das erste Mal mit meiner Mama auf Ibiza. Auf dieser nostalgisch schönen Insel hat mich die elektronische Musik total gefangen. Meine Mutter hat mich dann auch einmal mit in einen Club genommen, wo Judge Jules aufgelegt. Als dann die C02-Kanonen zu der lauten Musik losschossen, hat mich das stark beeindruckt. Weil mir dann im Urlaub langweilig war und ich nicht die ganze Zeit am Strand liegen wollte, hab‘ ich einen DJ-Kurs gemacht. Mit Vinylplatten zu mixen und mit einem Übergang aus zwei Liedern eines zu kreieren, hat mir großen Spaß gemacht.“
Wie ging es dann weiter?
Puentez: „Als ich wieder daheim war, nahm ich meinen DVD-Spieler, holte einen alten Plattenspieler vom Dachboden meiner Großeltern und bestellte mir einen Zwei-Kanal-Mixer. Das war kein großes finanzielles Investment und ich konnte mal ausprobieren, wie es ist, von einer CD auf eine Schallplatte zu mixen. Damals musste ich dann auch erstmal schauen, wo die coolen Plattenläden sind und dann vor allem gut überlegen, für welche Scheibe ich mein Taschengeld ausgebe.“
Zu der Zeit hast du die Realschule besucht…
Puentez: „Ja, und nach meinem Abschluss war es mir wichtig, nicht nur eine Ausbildung anzufangen, sondern auch abzuschließen. Die Ausbildung war kein Urlaub, da wurde ich ordentlich geschliffen. Das war im kaufmännischen Bereich, was ein gutes Grundfundament für meinen heutigen Job ist, weil Büroarbeit, Rechnen und Steuer dazugehören. Allerdings wusste ich schon nach dem ersten Lehrjahr, dass ich das nicht als Hauptberuf machen, sondern lieber selbstständig sein wollte und habe in der Zeit als DJ mein Azubi-Gehalt aufgebessert.“
Der Erfolg ist dir dann nicht unbedingt in den Schoß gefallen…
Puentez: „Ja, es ging nur stückchenweise weiter, Jahr für Jahr, immer weiter, immer weiter. Ein Hit wie Animals bei Martin Garrix, der ihn direkt weltweit auf die großen Festival-Bühnen brachte, hat bei mir halt nicht geklappt. Ich habe stattdessen Kontakte gepflegt und musste mich vor allem um alles selbst kümmern, etwa bei Booking-Anfragen aus dem Ausland, ob ich da ein Visa brauche.“
David Puentez will mit Leidenschaft und Spaß Geld verdienen
War das Aufgeben deines Traumes zwischendurch eine Option für dich?
Puentez: „Ich habe mich manchmal schon nach einem mittelmäßig besuchten Auftritts-Wochenende gefragt, ob sich das alles lohnt. Die ganze Nacht arbeiten, dann acht Stunden nach Hause fahren… ich könnte mir ja auch einen Job in einer Unternehmensberatung oder Marketingagentur suchen und mich dort zu etwas mehr geregelten Zeiten hocharbeiten. Aber ich habe meine Freiheit immer geliebt. Für mich ist das Größte mit Leidenschaft und Spaß mein Geld zu verdienen. Ich habe immer daran geglaubt, dass irgendwann der Tag kommt, wo es richtig knallt und sich plötzlich eine Tür öffnet. Als dann Corona kam, dachte ich, das war’s dann für mich – aus und vorbei. Und plötzlich hat sich für mich alles ins Positive gedreht.“
Indem du den Hit „Superstar“ gelandet hast…
Puentez: „Mir hat der Erfolg von „Superstar“ schon in die Karten gespielt hat, weil es im Radio sehr häufig zu hören war. Dadurch muss ich nicht mehr alle Booking-Anfragen annehmen, sondern konnte die wichtigsten Festivals spielen und die Filet-Stücke mitnehmen. Aber ich hatte sowieso während der Corona-Pandemie noch viel mehr Gas gegeben. Die Welt stand ja still und ich hatte ganz viel Zeit. Da bin ich auf Instagram viel aktiver geworden und versuchte über die Sozialen Medien noch mehr Menschen mit meiner Musik und Livestreams zu erreichen.“
"Humor funktioniert, wenn man sich selbst nicht so ganz ernst nimmt“
Wie erklärst du dir die vielen positiven Reaktionen auf alltägliche Kleinigkeiten aus deinem Leben, die du neben Musik-Themen postest?
Puentez: „Durch meine Frau Lou, die ebenfalls bei Instagram sehr erfolgreich ist, hatte ich schon einige Vorkenntnisse. Es war mir vor allem wichtig, dass ich dort keine 08/15-Werbung mache, sondern das in witzige Clips verpacke. Selbst wenn die Leute das Produkt dann nicht kaufen, sollen sie wenigstens eine Minute lang Spaß beim Zuschauen haben. Humor funktioniert immer gut, wenn man sich selbst nicht so ganz ernst nimmt.“
Wo ziehst du eine Grenze, bei dem was Du aus deinem Privatleben deinen Fans mitteilst?
Puentez: „Vieles mache ich nach Gefühl – da gehören die schönen Dinge dazu, natürlich aber auch die nicht so schönen. Wenn ich etwa jahrelang meinen Hund jeden Tag zeige und der auf einmal nicht mehr da ist, kann ich nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre. Obwohl sie Tinki nur über die Videos kannten, haben einige Menschen trotzdem eine Beziehung zu ihr aufgebaut. Dann gehört das auch dazu, zu berichten, dass Tinki leider gestorben ist.“
Sowas macht dich unheimlich nahbar und viele Leute haben keine Berührungsängste, wenn sie dich auf der Straße sehen – nervt das nicht manchmal?
Puentez: „Mir macht das nichts aus. Ich mag es unter Menschen zu sein und mal die Leute persönlich zu sehen, die sonst meinen Content konsumieren. 99,99 Prozent derjenigen, die ich bisher getroffen habe, waren absolut lieb und machen mir sogar teils spontane Geschenke. Da bin ich manchmal selbst von den Socken.“
David Puentez träumt von Tomorrowland und Ultra Miami
Blicken wir noch einmal nach vorne – wo siehst du dich in den nächsten Jahren?
Puentez: „Ich möchte gerne noch mehr international spielen – Tomorrowland, vielleicht Japan oder auch beim Ultra Music Festival in Miami.“
Wie wichtig ist dir Musik?
Puentez: „Mir kann es noch so schlecht gehen, ich kann Fieber haben oder mir tut alles weh…, wenn ich Kopfhörer aufsetze und vor einer Menge stehe, dann bin ich in meiner Welt. Die elektronische Musik gibt mir unheimlich viel Energie.“
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