Parookaville 2023: Warum Kygo im Line up ist - und Guetta nicht
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Lesezeit: 10 Minuten
Weeze. Parookaville-Planer Bernd Dicks spricht im Interview über die Hintergründe bei der “Line up“-Buchung, Gagen-Forderungen und empfiehlt einige DJs.
Das Line up von Parookaville 2023 besteht aus nationalen und internationalen DJ-Stars
Mit-Organisator Bernd Dicks blickt hinter die Kulissen bei der Künstler-Buchung
Für die Verteilung der Acts auf die Bühnen sowie auf die Festival-Tage gibt es viele Faktoren
Ein Großteil der Künstlerinnen und Künstler aus dem Line up von Parookaville steht fest. Erneut wurden für das Festival in Weeze vom 21. bis 23. Juli viele nationale und internationale DJ-Stars wie The Chainsmokers, Steve Aoki, Afrojack, Kygo, Timmy Trumpet, Felix Jaehn und Alle Farben gebucht. Im Interview spricht Mit-Organisator Bernd Dicks über die musikalische Zusammenstellung des Line up, auf wen er sich besonders freut und warum ein Superstar wie David Guetta bei Parookaville 2023 nicht dabei ist.
Viele Monate habt Ihr mit Eurem Team am Line up für die siebte Ausgabe von Parookaville gebastelt. Auf welche DJs freust du Dich besonders?
Bernd Dicks: „Es fällt mir sehr schwer, diese Frage zu beantworten, weil ich mich auf ganz viele Sachen freue. Sehr gespannt bin ich auf Kygo. Der Norweger ist weltweiter Superstar und war noch nie bei uns.“
Dicks: „Wir haben erstmal angefragt, ob er Zeit hat. Dann hieß es „ja“ und wir sollten ein Angebot schicken. Es war nicht sicher, ob das klappt, denn wir kannten auch die Gagen-Vorstellungen des Künstlers, die er sonst verlangt… Umso überraschender kam relativ schnell die Zusage vom Management. Denn Kygo hatte schon so viel Gutes von unserem Festival gehört hatte, dass er auch zu unserem Angebot unbedingt hierhin kommen will. Da dachten wir, krass! Der hat richtig Bock auf Parookaville.“
Dicks: … „und ich weiß, dass Timmy jetzt schon heftig feiert, dass er wieder das Closing auf der Mainstage am Sonntag machen darf.“
Gab es auch DJs, um die ihr hart kämpfen musstet?
Dicks: „Wir fragen natürlich viele Künstler an. Dabei gibt es zwei K.O.-Kriterien: Entweder keine Zeit oder eine zu hohe Gagen-Forderung. Wir haben unsere Grenzen und brauchen nicht einem DJ zig hunderttausend Euro zahlen. Bei Parookaville ist das Festival der Headliner und nicht ein einzelner Künstler.“
So verzichtet ihr bewusst auf manch großen Namen?
Dicks: „Deshalb ist es zum Beispiel nicht mehr so einfach, David Guetta nach Weeze holen. Die Gagen-Vorstellung - die ich übrigens bei seinem Erfolg komplett nachvollziehen kann - sprengt einfach den Rahmen dessen, was wir bezahlen können und wollen. Mit dem Geld für einen David Guetta kann ich drei oder vier andere fantastische DJs nach Parookaville holen inklusive Kygo.“
DJ Alle Farben legt erstmals auf der Parookaville-Mainstage auf
Welche DJs und Acts kannst du den Parookaville-Fans noch ans Herz legen?
Dicks: „David Puentez wird sicher auf der Bill’s Factory komplett abreißen. Die ganze Hardtechno-Riege um Klangkünstler in der Cloud Factory dürfte sehr spannend werden. Alle Farben spielt das erste Mal auf der Mainstage – das wird ganz besonders. Da will Fisher übrigens überhaupt nicht hin – so gut gefällt es ihm in unserer Desert Valley.“
In der Wüste von Parookaville gab es sonst auch einen Goa-Tag…
Dicks: „Goa haben wir nach drei Jahren am Stück diesmal zeitweise auf eine Shelter-Bühne gepackt. Fans der Musik-Richtung dürfen sich aber auf Vini Vici freuen. Weil die Israelis Jubiläum haben, werden sie als Duo auftreten, was sonst nicht so häufig passiert. Zudem wollten sie bei Parookaville unbedingt auf die Mainstage und haben uns dafür eine ganz besondere Show versprochen.“
Von den Musik-Stilen, die international bei anderen Festivals derzeit im Trend sind, fehlt bei Parookaville noch Melodic Techno – zum Beispiel Produktionen des Labels Afterlife mit Künstlern wie Tale Of Us und Camelphat. Passt das nicht nach Weeze?
Dicks: „Es gibt wenig Locations, die für eine Afterlife-Bühne geeignet sind. Idealerweise muss es dafür sehr dunkel sein, damit die visuellen Effekte auch wirken. Zudem sind unsere Gäste eher die normalen Radio-House-Hörer.“
Das klingt, als ob ihr alle musikalischen Trends und Entwicklungen beobachtet und einordnet, was bei Parookaville funktionieren könnte?
Dicks: „Auf jeden Fall! Deutschland hinkt im internationalen Vergleich bei den Trends drei bis fünf Jahre hinterher - obwohl wir die Holländer als Trendsetter ja direkt nebenan haben. Der melodische Techno ist hier noch nicht so angekommen. Die Musik-Richtung spricht eine sehr bestimmte Zielgruppe an, die mit vielem anderen, was wir auf dem Gelände haben, nichts anfangen können. Dieses Publikum ist sehr musik-fokussiert und würden eher direkt zu einer Afterlife-Veranstaltung gehen als zu einem großen Festival. Wir überlegen uns sehr genau, wenn wir musikalisch ansprechen und haben jetzt eine gute Mischung, die vor allem aber auch den Mainstream bedient.“
Die Nähe zu Tomorrowland ist für Weezer Festival ein großer Vorteil
Wie viele Klinken müsst ihr noch persönlich putzen oder hat Parookaville mittlerweile international das Standing, dass das nicht mehr nötig ist?
Dicks: „Es gibt keinen in der Branche, der uns nicht mehr kennt. Und wir haben ja den riesen Vorteil, dass Tomorrowland am selben Wochenende stattfindet und nur zweieinhalb Stunden Fahrtzeit von uns entfernt ist. Wenn ein Künstler an einem Tag auf beiden Festivals spielen möchte, sprechen wir uns mit den Belgiern ab und schauen, ob wir das zeitlich im Timetable hinbekommen.“
Welche Kriterien sind Euch wichtig, wenn ihr das Line up zusammenstellt und auf den Parookaville-Bühnen verteilt?
Dicks: „Wir achten darauf, wie es vor der Bühne knallt.“ (lacht) „Vor unserer Mainstage passen fast 50.000 Menschen – da kannste nicht jeden hinstellen. Dort dürfen wir zum Beispiel nicht übertrieben viele Radio-House-Acts spielen lassen, weil die Bühne sonst nicht funktionieren würde. Das ist etwa ein Grund, warum Robin Schulz diesmal nicht dabei ist, denn wir wollten Alle Farben auf die Mainstage bringen. Es ist ja völlig ok, wenn der eine oder andere mal ein Jahr aussetzt – so wie auch Armin van Buuren, der während Parookaville im Familien-Urlaub ist.“
An dem Wochenende treten mehrere hundert Künstlerinnen und Künstler auf. Wie verteilt ihr sie?
Dicks: „Wir überlegen, welcher Künstler am besten zu welcher Bühne passt. Da gibt es viele subjektive und nur wenig objektive Argumente. Bei aufstrebenden Talenten schauen wir, wie groß derjenige wirklich ist. Booker und Manager erzählen einem natürlich sonst was und vergleichen ihren Act schnell mit großen Stars. Aber dann müssen wir sagen, dass dieser in Deutschland gerade mal 4000 Instagram-Follower hat und dass das dann wirklich kein Headliner ist. Zudem ist die Programmgestaltung auch Teil des sogenannten Crowd Managements, also dass die unterschiedlichen Acts auf verschiedenen Bühnen für eine gute Verteilung der Besucher sorgt.“
Diskussion über den besten Festival-Tag bei Parookaville
In den sozialen Medien gibt es jedes Jahr den Tenor, dass das Line up am Sonntag am besten sei und der Freitag zumindest um einiges besser als der Samstag – kannst du das nachvollziehen? Woran könnte das liegen?
Dicks: „Vieles ergibt sich tatsächlich aus Termin-Schwierigkeiten bei den ganz großen Stars. Natürlich sind wir mit Parookaville international gesehen oben mit dabei – aber wir sind nicht das eine Festival, wo alle unbedingt hinwollen. Das heißt, wir müssen Kompromisse eingehen – etwa mit den Kollegen von Tomorrowland. Aber wir machen das Beste daraus – selbst wenn dann eine Konstellation wie Kygo und Timmy Trumpet auf den Sonntag fällt. Viele Festivals finden zudem am Freitag und Samstag statt, so dass es für unseren Sonntag manchmal leichter ist, jemanden für Parookaville zu gewinnen.“
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