Weeze. DJ Tujamo war im vergangenen Jahr Trauzeuge bei der Parookaville-Hochzeit. Im Interview offenbart er, was die Bürger diesmal von seinem Set erwarten können, was er über David Guetta denkt und warum er manchmal auf Partys auf dem Klo singt.

Für Parookaville 2017 wurde wieder nach einem Pärchen gesucht, das dort in der Kirche standesamtlich heiraten will – Interesse?

Tujamo: „Da müsste ich erstmal eine Freundin finden, um heiraten zu können.“ (lacht)

Du warst im vergangenen Jahr Trauzeuge bei der ersten rechtskräftigen Parookaville-Hochzeit – wie kam es dazu?

Tujamo: „Das Parookaville-Team hat dafür jemanden aus der Nähe gesucht, der auch auf dem Festival auflegt. Ich war selbst erst auf zwei Hochzeiten in meinem Leben und dementsprechend neugierig. Es hatte mein Interesse geweckt.“

Tujamo war der Trauteuge bei der ersten echten Parookaville-Hochzeit im vergangenen Jahr. (Foto: Ingmar Kreienbrink)
Tujamo war der Trauteuge bei der ersten echten Parookaville-Hochzeit im vergangenen Jahr. (Foto: Ingmar Kreienbrink)

Du meinst Dein Interesse an so einer außergewöhnlichen Hochzeit…

Tujamo: „Genau! Ich wollte sehen, wer macht so was. Wer heiratet wirklich auf so einem Festival. Und um ehrlich zu sein, ich hab’s erst nicht geglaubt und gedacht, das wäre ein Scherz. Doch die beiden waren total cool und einfach nur crazy. Das war richtig gut.“

Dann denkt die Tujamo-Familie, "der dreht komplett am Rad"

Könntest Du Dir so eine Hochzeit in der Öffentlichkeit vorstellen?

Tujamo: „Gute Laune kriegt man da von alleine. Ein cooles Festival wird noch besser, wenn man mit coolen Leuten aus seinem Freundeskreis unterwegs ist.“

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Das Festival ist nicht nur bei den Musik-Fans, sondern auch bei den Künstlern sehr beliebt. Du bist ebenfalls das dritte Mal dabei. Woran liegt das?

Tujamo: „Es kommt darauf an, wie man mit den Künstlern umgeht. Es gibt Festivals, da wird man abgeholt und abgesetzt. Das war’s dann. Bei Parookaville gibt es aus Künstler-Sicht einen abgefahrenen Backstage-Bereich. Das Catering ist gigantisch – so als wenn es ein Drei-Sterne-Koch zubereitet hätte. Man hat überall das Gefühl, dass man herzlich willkommen ist. Bei anderen Festivals spürt man den Druck, dass alle jetzt unbedingt gut drauf sein müssen. Bei Parookaville ist es wirklich so – von der Security bis zur Bedienung hinter der Theke. Im Endeffekt verkaufen wir ja ein Spaß-Produkt und wenn wir selbst Spaß haben, spürt das auch das Publikum.“

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Du hast einen Stammplatz auf der Mainstage, die jedes Jahr aufs Neue entworfen und weiter gewachsen ist. Was erwartest Du dieses Jahr?

Tujamo: „Am meisten bin ich gespannt, wie es aussieht mit nochmal täglich 20.000 Leuten mehr. Zudem habe ich dieses Mal eine echt coole Playtime im Timetable von Parookaville. Ich spiele in den Abend hinein, wenn es gerade langsam dunkler wird. Da wird die Stimmung noch ausgelassener.“

Warum Tujamo so viel Dynamik in seinen DJ-Sets hat

Was können die Bürger von Parookaville von Dir erwarten?

Tujamo: „Wer meine Musik mag, wird komplett auf seine Kosten kommen. Gerade zur Festival-Zeit bereite ich gerne ein paar Sachen vor, wodurch man etwas Interaktivität mit den Leuten hat. Da packe ich Lieder aus, die man kennt, aber gerade nicht so auf dem Schirm hat. Zudem tauche ich gerne in andere Genres ab. Allerdings mache ich das relativ spontan auf der Bühne.“

Die Mainstage aus dem vergangenen Jahr ist bei Parookaville 2017 die zweitgrößte Bühne. (Foto: Ingmar Kreienbrink)
Die Mainstage aus dem vergangenen Jahr ist bei Parookaville 2017 die zweitgrößte Bühne. (Foto: Ingmar Kreienbrink)

Bei deinen DJ-Sets bist du von der ersten bis zur letzten Sekunde in Action – was machst Du die ganze Zeit?

Tujamo: „Ich finde es langweilig, wenn ein DJ ein Lied von Anfang bis Ende durchspielt. Das kann ich theoretisch auch Zuhause haben, wenn ich mir eine Spotify-Liste zusammen stelle. Ich versuche relativ viele Lieder schnell ineinander zu mischen, damit etwas mehr Action und positiver Stress bei mir entsteht. Viele DJs spielen das gleiche Set den ganzen Sommer über. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, weil es mir persönlich zu langweilig wäre. Ich will mich selbst fordern.“

Wie würdest Du den typischen Tujamo-Sound beschreiben?

Tujamo: „Es ist Mainstream für jeden, der elektronische Musik mag. Ich spiele sehr groovy, treibend und nicht zu hart. Bei vielen DJs, die einen ähnlichen Sound spielen, sind in der Regel viele Männer auf der Tanzfläche. Bei mir klappt es, dass Frauen genauso mittanzen.“

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Deine neue Single „One on One“ klingt im Vergleich zu den Vorgängern anders und hat orientalische Einflüsse. Wohin bewegt sich Tujamo musikalisch?

Tujamo: „Heutzutage darf man sich als DJ und Produzent auch mal in anderen Genres ausprobieren – privat höre ich alles von Bruno Mars bis Drake. Die Single „One on One“ ist schon etwas länger fertig. Aber ich habe mich anfangs nicht so recht getraut, sie rauszubringen, weil sie anders klingt. Umso mehr freue ich mich über das gigantische Feedback. So konnte ich mich künstlerisch mal richtig ausleben und werde diesen Spagat künftig wohl beibehalten.“

So entstehen die Hits bei dem DJ aus Detmold

Die ersten Fragmente von vielen Deiner Songs haben ihren Ursprung auf deinem Smartphone…

Tujamo: „Ja, dort sammle ich Ideen für Melodien und Beats. Die singe ich dort spontan ein und speichere sie.“

Hast Du nach dem erfolgreichen Experiment schon deine alten Smartphone-Dateien durchforstet?

Tujamo: „Das habe ich tatsächlich direkt gemacht" ... (lacht) ... "Das sind immerhin 280 Sprach-Memos. Gerade erst habe ich mir eine Datei per Mail geschickt. Vielleicht wird das ja meine nächste Single.“

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Wann greifst Du denn zum Smartphone?

Tujamo: „Das kann überall passieren. Ich wurde schonmal in einem Club von einem anderen Lied inspiriert. Da bin ich schnell aufs Klo gerannt und hab die Idee auf dem Klo eingesungen. Ich glaube, die Nachbarn in den Kabinen links und rechts haben gedacht: was ist bloß mit dem Typen los?“

Du hast schon so viele Singles herausgebracht– wird es da nicht mal Zeit für ein Album?

Tujamo: „Das würde ich gerne mal machen. Aber da ich jede Woche mehrfach auflege plus Reisetage, fehlt mir vorerst die Zeit. Dazu habe ich den Anspruch an ein Album, das ich es zu 100 Prozent selbst mache.“

Remix für David Guetta war für Tujamo der Ritterschlag

Du hast großen Respekt vor David Guetta. Jetzt durftest Du die Single „Light My Body Up“ von dem Franzosen remixen. Was bedeutet das für Dich?

Tujamo: „Ein Remix für David Guetta ist immer noch ein Ritterschlag. Normalerweise nimmt bei Remixen das Management mit Künstlern Kontakt auf. In diesem Fall hat er mich sogar persönlich in einer E-Mail angeschrieben, weil ihm meine letzten Produktionen so gut gefallen haben. David Guetta gehörte bis dahin zu den wenigen Stars aus der Branche, zu denen ich noch keinen Kontakt hatte. Das war für mich eine Anerkennung, die ich mir hart erarbeitet habe und die mich indem, was ich mache, bestätigt.“

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Hattest Du mittlerweile persönlichen Kontakt zu ihm?

Tujamo: „Wir haben weiter nur per E-Mail kommuniziert. Aber er hat mich nach Ibiza eingeladen, wo wir demnächst zusammen spielen und persönlich quatschen können. David Guetta scheint wirklich sehr in Ordnung zu sein.“

Du bist als DJ ständig unterwegs und legst mindestens dreimal in der Woche auf. Wie hältst Du dem Stress und dem Druck stand?

Tujamo: „Es geht eigentlich ganz einfach, wenn man den Beruf DJ auch als solchen sieht. Man würde auf der Arbeit ja z.B. auch nicht damit anfangen, Alkohol zu trinken. Das lasse ich also auch bei meinen Shows so gut wie komplett sein. Ich trinke sehr viel Wasser, da es mir am besten dabei hilft, fit zu bleiben. Das hilft zum Beispiel viel mehr als ein Energydrink. Zudem versuche ich mich vor und nach meinen Shows auszuruhen; ich bin meistens nach den Sets sofort raus aus den Clubs. Bei Festivals chille ich vielleicht noch mit Freunden.“

Paul Kalbrenner solle kein Bürger von Parookaville verpassen

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    Hast Du einen besonderen Tipp für die Parookaville-Bürger aus dem Lineup von 2017?

    Tujamo: „Ich will mir Paul Kalkbrenner reinziehen. Ich fand’ den Film damals geil und ich find‘ cool, was er macht. Das würde ich jedem empfehlen.“

    Kalkbrenner legt allerdings am Sonntag auf und Du am Freitag…

    Tujamo: „Oh, stimmt…“, (überlegt) „ach vielleicht komme ich trotzdem vorbei.“

    Tujamo im Festival-Check

    Bist Du privat Festival-Fan?

    Tujamo: „Da ich jedes Wochenende selbst unterwegs bin, war ich privat noch nie auf einem Festival. Das ist eigentlich ganz traurig.“

    Würdest du campen?

    Tujamo: „Ja, wenn ich die richtigen Leute dabei habe.“

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    Was ist Dein Lieblingssong, um auf ‘nem Campingplatz aufzuwachen?

    Tujamo: „Irgendwas Ruhiges, Sommerliches – nicht zu abgedreht.“

    Dein verrücktestes Festival-Erlebnis?

    Tujamo: „Ich war vor drei Jahren für ein Festival in Rumänien gebucht und hatte mich vorher nicht so informiert und rechnete mit einem kleinen, easy Event. Ich bin auf die Bühne und hatte keine Ahnung, was mich erwartete und auf einmal waren da 75.000 Leute in einem ausverkauften Stadion. Aber das war am Ende aus meiner DJ-Sicht das abgefahrenste und beste Festival des ganzen Sommers.“

    Lieblings-Set-Time bei einem Festival?

    Tujamo: „Ich spiele am liebsten in den Abend hinein, so dass gerade die Sonne untergeht und man noch eine halbe Stunde im Hellen und den Rest im Dunklen hat. Nur nicht zu spät, weil dann viele Leute schon kaputt sind.“

    Ein Tipp, was man beim Parookaville unbedingt machen muss?

    Tujamo: „Heiraten!“