Parookaville - deshalb ist das Festival so erfolgreich
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Weeze. . Drei Visionäre aus Weeze haben einst den Grundstein gelegt: Jetzt feiern 80.000 Bürger auf dem größten deutschen Festival für Elektronische Musik die Stars der DJ-Szene.
Kleve ist mit rund 53 000 Einwohnern die größte Stadt im gleichnamigen Kreis – zumindest bis Freitag. Dann muss die Schwanenstadt für drei Tage ihren Titel weitergeben: Auf dem ehemaligen Militärflughafen in Weeze erwacht die Stadt Parookaville mit 60 000 Bürgern zum Leben. Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Festival-Gelände gibt es ein Rathaus, eine Kirche, eine Polizeistation, ein Postamt, ein Gefängnis, einen Swimmingpool und eine Kirmes samt Achterbahn.
Zum Line up von Parookaville gehören David Guetta und Tiesto
Bereits ab Donnerstag belagern Tausende Fans der Elektronischen Musik die Pforten der Stadt und siedeln auf dem Campingplatz. Der Zugang zu Parookaville wird nur Visa-Besitzern gewährt – 80 000 Stück (50 000 Wochenend- und je 10 000 Tages-Visa) waren im November binnen 48 Stunden vergeben.
Damit wuchs das Event innerhalb von drei Jahren zum größten Festival für Elektronische Musik in Deutschland und sorgt auch international für Furore. Denn zum Line up aus über 200 DJs auf zehn Bühnen gehören Stars der DJ-Szene wie David Guetta, Armin van Buuren, Tiesto, Afrojack, Axwell /\ Ingrosso, Paul Kalkbrenner, Snake und Steve Aoki.
Dass solche Namen den Weg nach Weeze finden, ist nicht selbstverständlich. Den Weltstars wurde der Auftritt bei Parookaville schmackhaft gemacht: Sie können mit ihrem Privatjet auf dem nebenan liegenden Airport einfliegen und stehen so in kürzester Zeit auf der Bühne. „Bei Parookaville gibt es zudem aus Künstler-Sicht einen abgefahrenen Backstage-Bereich“, schwärmt DJ Tujamo. Die Wohlfühl-Atmosphäre mit viel Ruhe spiegele sich bei den Auftritten wider: „Wir verkaufen ein Spaß-Produkt. Wenn wir DJs selbst Spaß haben, spürt das auch das Publikum.“
Showkonzept zieht sich für ein roter Faden durch die Festival-Stadt
So zieht sich das Showkonzept wie ein roter Faden durch die pulsierende, etwas abgerockte Stadt. „Parookaville steckt viel Liebe ins Detail und hat fantastische Bühnen“, so Felix Jaehn. Für den Standort der neuen Mainstage wurde extra ein neuer Stadtteil erschlossen. „Dafür wurden 30 000 Tonnen Kies und Sand und nochmal 30 000 Tonnen Mutterboden bewegt, um eine Fläche von vier Fußballfeldern zu begrünen“, so Mitorganisator Georg van Wickeren. Das neue Herzstück ist 110 Meter breit und soll mit Licht- und Pyro-Effekten imponieren.
Weezer Veranstalter binden die regionale Wirtschaft ein
„Mögen Wahnsinn, Liebe und Glückseligkeit die Stadt regieren“ – dieses Gesetz hat Bürgermeister Bill Parooka bei der Gründung der fiktiven City erlassen. Und die Bürger halten sich daran, lassen sich Parookaville-Tattoos stechen, stürzen sich vom Bungee Tower 60 Meter in die Tiefe oder machen im 700 Quadratmeter großen Swimming-pool ihr offizielles Seepferdchen und heiraten in der Stadtkirche.
Die Parooka Church wurde von dem Weezer Schreiner Norbert Hermens gebaut. Mit Norbert Bergers, Dicks und Georg van Wickeren stehen Visionäre aus Weeze an der Spitze des Orga-Teams, die ihre Herkunft nie vergessen haben. „Wir legen großen Wert darauf, die regionale Wirtschaft in die Entstehung von Parookaville einzubinden“, betont Dicks. Besonders profitiert die Tourismus-Branche. Alle Hotels und Ferienwohnungen im weiten Umkreis sind ausgebucht.
Bernd Dicks: „Sicherheit steht über allem – ohne Ausnahme“
Die akribischen Planer versuchen sich selbst auf Unvorhersehbares so gut es geht vorzubereiten: „Sicherheit steht über allem – ohne Ausnahme“, verspricht Bernd Dicks – auch wenn niemand in der heutigen Zeit eine 100-prozentige Sicherheit garantieren könne. Über das gesamte Jahr hinweg habe es einen regen Austausch mit den Behörden gegeben. „Das betrifft nicht nur terroristische Szenarien, sondern auch Unwetter, Brandschutz und vieles mehr“, so Dicks.
Wer kein Visum für Parookaville bekommen hat, kann das Stadtleben via Livestream im Internet verfolgen. Die neue Telekom-Plattform „MagentaMusik 360“ wird die Sets der DJs auf den zwei größten Bühnen live übertragen. Dafür werden 20 HD- und sechs 360-Grad-Kameras eingesetzt.
Radiosender 1Live ist erstmals mit einem eigenen Sendestudio vor Ort und auch das WDR Fernsehen plant an den drei Festival-Tagen mehrere Live-Schaltungen und Reportagen aus Parookaville.
Alle Farben will auf der Live-Bühne eine besondere Show zeigen
Den Stellenwert von Parookaville in der Musik-Szene macht Alle Farben deutlich: Als der Musiker kürzlich im Zentrum einer Frage in der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär“ stand, erreichten ihn über 1000 Nachrichten mit Glückwünschen. Darüber konnte der Berliner nur schmunzeln: „Wenn ich bei Parookaville vor der Bühne 25 000 Menschen sehe, ist das viel geiler. Wenn dann noch die ersten 20 Reihen mitsingen, dann hab‘ ich es geschafft“, beschreibt der DJ seine Ziele. Ob das klappt, zeigt sich am Sonntag, wenn Alle Farben auf der „Live-Bühne“ eine besondere Show mit Sänger und Live-Musiker hinlegen will.
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