Weeze. Frans Zimmer alias Alle Farben ist großer Fan des Festivals Parookaville. Im Interview verrät der Berliner DJ und Produzent, was er für seinen Live-Auftritt plant, was er von Paul Kalkbrenner hält und warum er auf Snapchat setzt und Whatsapp meidet.

Du bist Teil einer Premiere bei Parookaville. Erstmals gibt es dort eine Live-Bühne. Was können dort die Bürger von „Alle Farben“ erwarten?

Alle Farben: „Keine normale DJ-Show sondern vielmehr eine Band, die ein DJ-Set spielt. Das Besondere ist, dass ich Sänger als auch einen Trompeter auf der Bühne habe und das Ganze zu einer Show verwebe.“

Spielst Du selbst auch ein Instrument?

Die Parookaville-Mainstage aus dem vergangenen Jahr wird diesmal zur Live-Bühne - mit einem Auftritt von Alle Farben. (Foto: Vernanstalter)
Die Parookaville-Mainstage aus dem vergangenen Jahr wird diesmal zur Live-Bühne - mit einem Auftritt von Alle Farben. (Foto: Vernanstalter)

Alle Farben: „Nicht bei dieser Show. Aber ich habe Plattenspieler dabei und werde mit speziellen Vinyl ein bisschen scratchen.“

Warum ist „live“ für Dich etwas Besonderes?

Alle Farben: „Ich musste da selbst erst reinwachsen. Über die Jahre habe ich es immer wieder versucht, dieses Live-Konzept auf die Bühne zu bringen. Da ist viel Vorarbeit nötig. Ich habe mein Team noch relativ frisch. Deshalb ist das ein großes Unterfangen.“

Alle Farben: "Ganz großer Fan von Parookaville"

Du bist nicht das erste Mal bei Parookaville – welchen Eindruck hattest Du im vergangenen Jahr?

Alle Farben: „Ich bin ein ganz großer Fan von Parookaville.“

Das sagst Du jetzt, weil es sich in der Parookaville-Post gut anhört…

Alle Farben: „Nein. Ich erwähne Parookaville ganz oft in Interviews. Die Veranstalter haben es als einziges Festival geschafft, diesen EDM-Zirkus nach Deutschland zu bringen. Mit Parookaville haben sie hier einen neuen Maßstab gesetzt. Die weltbekannten EDM-DJs im Line up sorgen für sichere Einnahmen. So schafft man sich auch Luft, um andere Dinge zu ermöglichen – wie eine Live-Bühne. Und die ist ja richtig groß..."

Es ist die über 80 Meter breite Mainstage aus dem vergangenen Jahr…

Alle Farben: „Und deshalb freue ich mich auch doppelt auf diese super Bühne.“ (lacht)

Die Energie des Publikums sei überwältigend

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Ein guter DJ kann die Masse mit seiner Musik steuern – wie fühlt sich das an?

Alle Farben: „Das ist ein überwältigendes Gefühl. Wenn Du auf der Bühne die Arme hebst und alle machen mit, um den Moment zu fühlen. Wer es einmal erlebt hat, wird sein Leben lang davon schwärmen.“

Ist man als DJ ein Puppenspieler, der die Besucher mit Musik-Fäden steuert?

Alle Farben: „Das machen die DJs beim EDM. Da geht es mehr ums Entertainment und weniger um die Musik. Ich stehe da oben wegen der Musik und bewege mich mit den Leuten. Da brauche ich keine Ansagen wie „Arme hoch“ machen. Die Leute heben die Arme mit mir.“

Dem Musiker Frans Zimmer alias Alle Farben sieht man den Spaß bei seinen Auftritten an. (Foto: Imago)
Dem Musiker Frans Zimmer alias Alle Farben sieht man den Spaß bei seinen Auftritten an. (Foto: Imago)

Mit EDM kannst Du nicht so viel anfangen?

Alle Farben: „Das ist nicht meine Musik. Ich war mal im tiefsten Thailand auf einem Festival und bin dann nach meinem Auftritt auf der Techno-Stage zur EDM-Mainstage gelaufen. Dort habe ich die Zeit gestoppt, wie lange es von Track zu Track dauert… Ein Lied kann sich nicht aufbauen in 45 bis 75 Sekunden. Das hat für mich keinen Bestand.“

Welche Rolle spielen Farben in Deinem Leben?

Alle Farben: „Ich habe meinen Weg gemacht von der Kunst und der Malerei, die ich studieren wollte, hin zu der Musik. Da haben Farben eine große Rolle gespielt wie etwa bei meinem ersten Album Synestesia. Ich finde es schön, Dingen eine Farbe zu geben.“

Frans Zimmer sieht Parookaville in einem "Gelb-Orange"

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Welche Farbe bekäme von Dir Parookaville?

Alle Farben: „Bei meinem ersten Parookaville war das so ein schöner Sonnenstrahl-Tag. Deshalb hat es für mich ein Gelb-Orange bekommen. Ich bevorzuge eigentlich weniger knallige Farben – aber hier hat es einfach gepasst.“

Welchen Act (außer Alle Farben) aus dem Line up würdest Du den Bürgern von Parookaville empfehlen?

Alle Farben: „Auch wenn man ihn gefühlt schon 1000mal gesehen hat, finde ich noch immer Paul Kalkbrenner toll.“

Dabei hast Du mal in einem Interview gesagt, dass Du es überhaupt nicht spannend findest, was Paul Kalbrenner auf der Bühne macht.

Alle Farben: „Nee, ist es auch nicht. Aber es ist schöne Musik. Ich habe seine Musik ohne Ende selbst gespielt. Ansonsten kann ich neben Paul Kalbrenner auch noch Younotos empfehlen. Das sind meine Buddys und die sind richtig gut.“

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Du bist davon überzeugt, dass Künstler ein Ablaufdatum haben – wenn ich mir die Resonanz auf Deine Musik anschaue, bist Du davon noch weit entfernt…

Alle Farben: „Ja, derzeit bin ich sehr zuversichtlich. Aber ich bin recht vorsichtig mit solchen Prognosen. Manche sagen mir, Du machst das noch 20 Jahre. Das hat man ebenfalls über Westbam gesagt und auf einmal war er weg.“

Du hast auch schon die negativen Seiten des Lebens als Künstler kennengelernt und musstest in Sachen Stress zwischenzeitig die Notbremse ziehen. Kannst Du Deinen Erfolg jetzt genießen?

Alle Farben: „Das kann ich auf jeden Fall viel besser als noch vor ein paar Jahren. Ich stand zwischen zwei Welten. Damals war ich noch Club-DJ und musste auf einmal Interviews geben. Zudem habe ich gelernt „Nein“ und „Stopp“ zu sagen bei all den Anfragen, die auf mich einströmten.“

Das hält Alle Farben von Sozialen Medien

Du nutzt zum Beispiel kein Whatsapp?

Alle Farben: „Stimmt. Mich kann man nur per SMS, Facebook oder mit einem ganz normalen Anruf erreichen.“

60.000 Bürger werden täglich bei Parookaville erwartet. (Foto: Ingmar Kreienbrink)
60.000 Bürger werden täglich bei Parookaville erwartet. (Foto: Ingmar Kreienbrink)

Wie lebt es sich ohne Whatsapp?

Alle Farben: „Super. Es schreckt die Leute ab, mir Belangloses zu schreiben.“

Was hast Du noch in Deinem Leben verändert?

Alle Farben: „Ich habe mit Sport angefangen und mich noch bewusster ernährt. Zudem versuche ich besser gewisse Zeiten einzuhalten und feiere nicht mehr so viel mit.“

Hast Du Dich mittlerweile ans Touring gewöhnt oder wachst Du immer noch morgens im Hotel auf und weißt nicht, in welcher Stadt Du bist?

Alle Farben: „Das weiß ich immer noch nicht (lacht) Manchmal will ich auch gar nicht unbedingt darüber nachzudenken. Ich bin glücklich, wenn es auf die Bühne geht. Damit mache ich das, worauf ich Lust habe – und das ist halt kein Zugfahrplan. Ich habe ein super Management und bin entspannt, wenn ich das alles vom Tisch habe.“

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Wie sieht es privat aus?

Alle Farben: „Ich bin letztens mit meiner Mutter in Urlaub gefahren. Da habe ich gemerkt, wie ich alles bis ins kleinste Detail plane. Meine Mutter konnte das richtig genießen. In meiner Freizeit macht mir das Planen dann auch wieder Spaß.“

Du warst mal Konditor und Kochen ist eine Leidenschaft von Dir. Was würdest Du denn einer Frau beim ersten Date servieren?

Alle Farben: „Ich würde vorab herausfinden, was sie gerne mag und genau das kochen. Ich koche mit hohem Eifer und bin sehr gewissenhaft. Das kann man bei Snapchat verfolgen. Dienstags mache ich gerne mal einen Koch-Abend und kriege ein gigantisches Feedback.“

Was hälst Du von Snapchat?

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    Alle Farben: „Meinen ersten Kontakt zu Snapchat hatte ich bei einem Auftritt in Malaysia – dort war die App schon ein großes Ding. Zu dem Zeitpunkt hatte ich in Deutschland noch nie von gehört. Ich denke Snapchat wird zukunftsweisender als Facebook – auch wenn es nur für Nonsens ist und man es nicht für einen professionellen Kontakt-Austausch nutzen kann. Es ist super für Stimmungs-Austausch und um mit Freunden Blödsinn zu machen. Wie ein Spielzeug als App.“

    Der Moment, wenn man es als DJ geschafft hat

    Bei „Wer wird Millionär“ stand „Alle Farben“ im Zentrum einer Frage – ist das der Moment, wo man denkt: Ich hab’s geschafft?

    Alle Farben: „Aus meiner Sicht nicht!" (lacht) "Das Wahnsinnige ist, dass es für andere in der Wahrnehmung so wichtig ist. Das ist für einige fast schon größer als der Echo. Wieviel Feedback ich bekomme habe… das waren 1000 SMS. Ich hab’s nur am Rande mitbekommen. Wenn ich bei Parookaville auf die Bühne gehe und da 25.000 Menschen sehe, ist das viel geiler. Und wenn dann noch die ersten 20 Reihen mitsingen, dann hab‘ ich es geschafft.“

    Weitere Infos, Berichte, Fotos und Videos finden Sie im Parookaville-Spezial.