Hamburg. 1500 Fans haben den Tourneeauftakt der Berlinerin im Saal der “Großen Freiheit 36“. Sie wirkt gleichzeitig ungekünstelt und hochprofessionell. Bei ihren Fans bedankt sie sich für die Unterstützung - und die Sängerin gibt alles, von Gänsehautstimmung über Klassiker bis zu Funk-Hits.

Lichtkegel zerschneiden den Dunst im Saal der "Großen Freiheit 36". Der Schlagzeuger schlägt das Becken an, metallisches Rauschen vibriert in der Luft. Der Beat setzt ein, dunkle Silhouetten erscheinen am Bühnenrand. Jubel im Publikum. Doch der Platz am Mikrophonständer vorn bleibt leer. Dann ist sie da: Die Stimme. "The Voice". Ivy Quainoo, Siegerin der Castingshow "The Voice of Germany", tritt ins Rampenlicht.

Auf dem Hamburger Kiez gibt die 19-Jährige ihr offizielles Debüt als Sängerin. In der "Großen Freiheit" startete sie am Dienstagabend ihre Deutschlandtournee. Mehr als 1500 Fans sind gekommen, das Haus ist ausverkauft. Ivy Quainoo, die Abiturientin aus Berlin Neukölln, startet durch - ungekünstelt, aber so professionell, als hätte sie nie etwas anderes gemacht als Showbusiness.

Ivy bedankt sich bei ihren Fans

Ivy gibt ihrem Publikum, was es will: Ein paar Takte aus ihrer Single "You got me" zur Einstimmung, und die Menge jubelt. "Ich denke, die meisten Leute hier kennen mich ja von 'The Voice'", sagt sie, als der erste Song, "Shark in the Water", verklungen ist. "So vielen hier und noch vielen mehr da draußen habe ich zu verdanken, dass ich jetzt hier stehe und meinen Tourauftakt in Hamburg machen darf - danke danke!" Dann bricht ihr Gewinnersong durch den Applaus: "Do you like what you see", der Hit, mit dem Ivy Quainoo am 10. Februar das Finale der Castingshow für sich entschied und mit dem sie sich ohne Zwischenlandung auf Platz zwei der Hitlisten katapultierte.

Und ja, sie mögen, was sie sehen: Die Fans auf dem Kiez johlen, recken ihre Kameras und Handys in die Luft, singen mit. Tourgast Mic Donet, ebenfalls bekannt aus "The Voice of Germany", hat das Publikum schon vorgeheizt - bei Ivy jubeln sie nach jedem Song.

Die Sängerin hat für jeden was dabei: Gänsehautstimmung bei "Like a Star" von Corinne Bailey Rae oder "Richest Girl", das sie allein mit ihrem Gitarristen singt. Klassiker wie "Dream a Little Dream of Me", aber auch Funk-Hits, etwa "Hard to Handle" von Otis Redding. "Das war mein absoluter Lieblingssong in der Show - da dachte ich mir, dann mach' ich den jetzt auch", sagt sie und schwingt die Hüften.

Eine Stimme wie warme Bitterschokolade

Auf der Bühne wird die bodenständige Ivy zur Lady des Soul. Sie spielt keine Rolle, sie singt einfach los - mit einer Stimme, die in tiefen Tonlagen fließt wie warme Bitterschokolade und dann wieder glasklar im Raum steht. Diva ist sie nie. Von Fans erkannt zu werden, findet sie "schon cool", hat sie beim Gespräch kurz vor Konzertbeginn am Nachmittag gesagt. "Aber wenn ich in der U-Bahn unterwegs bin, passiert eigentlich gar nicht so viel."

Was für ein Traum, entdeckt worden zu sein - dieses Glücksgefühl teilt Ivy Quainoo mit ihren Fans, und dafür lieben sie sie. In ihrem gelben Minikleid wirkt sie so lebensecht, als wäre sie gerade auf dem Weg zur Abiturfeier. "Kommt gut nach Hause", sagt sie, als das bunte Bühnenlicht erloschen ist. Sie hebt ein kleines Päckchen auf, ein auf die Bühne geworfenes Fan-Geschenk. "Dankeschön" - dann ist sie weg. Kaum zu glauben, dass das ihre erste große Show war. (dapd)