Essen. Feine Klangarrangements, treibende Rhythmen: Mit ihrem vierten Studioalbum "Wolfgang Amadeus Phoenix" übertreffen die Indie-Popper aus Versailles alle Erwartungen - und sich selbst.

Phoenix gehört zu den wenigen Bands, denen es gelingt, das Feuilleton vor Begeisterung rascheln zu lassen und gleichzeitig tanzpistentauglich zu sein. Sogar das fragmentierte Milieu der akademisierten Egoentfaltungssehnsüchtigen kann sich auf die Franzosen verständigen. Das vierte Studioalbum mit dem sinnentleerten Titel „Wolfgang Amadeus Phoenix“ macht da keine Ausnahme. Allerdings dürfte es das Beste sein, was die vier Franzosen bislang produziert haben.

Dabei lag die eigene Messlatte verflixt hoch. Mit den Erfolgen „Everything is Everything“ und „If I Ever feel Better” hat das Quartet bereits zwei Fixsterne an den Pop-Himmel gehängt. Die dritte Single von ihrem neuen Album wird sicher folgen. „Fences“ heißt das gute Stück und klingt so, wie Phoenix immer klingen: Jazz-Musiker Michael Franks trifft Elektro-Clubrhythmenbastler der Gruppe Air.

Entspannt bis funky

Es sind aber keine Luftnummern, die Phoenix hier abliefern – auch wenn sie mit Air befreundet sind. Und natürlich ist es das lässige Timbre von Frontmann Thomas Mars, das die feinen Klangarrangements, treibenden Rhythmen und entspannt bis funky klingenden Einsprengsel zum Leuchten bringt. Wohl damit man beim Hören der CD nicht erblindet, kommt das Stück „Love Like A Sunset Part I“ ganz ohne Gesang aus. Part II schon nicht mehr.

Ein melancholischer Höhepunkt des Albums ist „Rome“ – bis zu dem Moment, in dem das Lied sich ins Extatische steigert, um in der Zeile „Ashes till it falls, falls, falls“ auszuklingen. Nein, aus der eigenen Asche müssen die vier aus Versailles nicht auferstehen. Was sie anfassen, wird zu Gold - oder gar zu Platin. Apropos Rom: Hier emfing Franz Liszt seine „niederen Weihen“. Und in „Lisztomania“, dem ersten Song dieses Albums, ahmen Phoenix augenzwinkernd ihrem analogen Vorbild nach – in Stil, Virtuosentum und kreativer Verschwendungslust.

Renaissance von Hörgewohnheiten

Was den bereits erwähnten Titel der CD angeht: Die Jungs, die mittlerweile alle in Paris leben, hätten ihr Album auch „John F. Phoenix“ nennen können - es hätte keinen Unterschied gemacht. Nur weil im letzten Song „Armistice“ im Hintergrund ein Spinett beziehungsweise Cembalo hell tönt, ist keine Note vom Spätmittelalter zu hören. Eher von der Renaissance unserer Hörgewohnheiten, durch die wir uns beim Tanzen klug unterhalten und geschmeichelt fühlen.