Köln. Bombast, Firlefanz, zauberhaftes Zelebrieren – Muse, die einstigen Indie-Heroen, haben längst Massentauglichkeit bewiesen. Die britische Band, um Frontmann Matt Bellamy, begeistert ihre Fans in der Kölnarena.
In der Kölnarena staunten 13 000 Fans über die visuelle Vehemenz und das brachiale Brett der drei Briten um Frontmann Matthew Bellamy.
Nun kommen einem schnell Queen in den Sinn – ob der Opulenz, wegen des Wagemuts (und ihres Songs „United States Of Eurasia"). Doch Matt Bellamy ist keine Lichtgestalt wie Freddie Mercury, er steht lieber neben dem Scheinwerfer als mittendrin. Kommunikation mit den Verehrern? Gibt es so gut wie keine. Bellamy tritt zurück, und ist doch so präsent. Flehend in der Stimme, triumphierend, eindringlich, ja, manchmal jammert er auch ein wenig.
Der Auftritt von Muse ist gewaltig. Auf drei LED-Säulen stehen Bellamy sowie Schlagzeuger Dominic Howard und Bassist Christopher Wostenholme über der Menge. Durchdringendes Rot flutet die Arena, zerschnitten von grünen Laser-Blitzen. In die Vollen: „Uprising", die erste Single des nunmehr fünften Studio-Albums „The Resistance", setzt die Menge unter Dampf, „Resistance" erhöht den Druck und bei „New Born" kommt es zu ersten Eruptionen.
Die erfolgreichste Band, die keiner kennt
Angefangen hat ihr Weg Anfang der 1990er-Jahre, als sie sich als Schülerband mit ihrem dritten Namen Rocket Baby Dolls (zuvor: Gothic Plague und Fixed Penalty) an einem „Battle Of The Bands" beteiligen. Sie gewinnen und sie geben sich einen neuen Namen: Muse. „Showbiz", das erste Album, erscheint im Jahr 1999, kopfnickende Zustimmung gibt es von Kritikern aus dem Alternative- und Indie-Lager. Bereits mit dem Nachfolger „Origin Of Symmetry" (2001) gelingt der Schritt zu mehr Öffentlichkeit. Trotzdem sind sie die erfolgreichste Band, die keiner kennt.
Obwohl: Wer „Starlight" im Radio hört oder aktuell „Undisclosed Desires", der wird denken: Ach – d i e sind das. „Starlight" ist der vielleicht intensivste Moment des Abends. Weil die Technik zurückgenommen und Menschenkraft eingesetzt wird. Denn der Rhythmus verleitet nahezu jeden zum Mitklatschen – inszeniert von Matt Bellamy.
Muse sind auf ihren Alben oft holprige Wege gegangen, weil vieles so gar nicht passte und dann doch funktionierte. Diesmal ist das eine Symphonie, eine eigene, dreiteilige. Teil eins, „Overture", kommt als erste Zugabe zur Aufführung – die Brillanz der Bilder, der Bombast, der Firlefanz, alles passt. Und bei „Knights Of Cydonia" recken nach mehr als 100 Minuten noch einmal alle ihre Fäuste in die Höhe – Wow: 13 000 Musen für Muse.