Essen. Der Film “Freiland“ ist ohne Drehbuch entstanden. Das Regiedebüt von Moritz Laube beschreibt den Versuch eines ehemaligen Lehrers, einen Staat im Staate zu gründen. Im Stil einer Fernsehdoku erzählt Laube die Geschichte eines Scheiterns.

Geldgeber neigen in der Regel zu einer gewissen Kontrollneurose; man will schließlich wissen, was mit der Investition passiert. Bei „Freiland“ wird das kaum möglich gewesen sein, denn der Film ist ohne Drehbuch entstanden. Umso erstaunlicher, dass Moritz Laube bei seinem Projekt offenbar das volle Vertrauen der Produktionsfirma genoss, obwohl er nur einige Kurzfilme und Werbespots gedreht hatte.

Sein Regiedebüt beschreibt den zunächst erfolgreichen Versuch eines Ex-Lehrers (Aljoscha Stadelmann), einen Staat im Staate zu gründen: Auf einem heruntergekommenen Landsitz vor den Toren Berlins gründet er mit Gleichgesinnten die autonome Republik Freiland. Allerdings geht der Kommune alsbald das Geld aus, und da es mit der Demokratie auch nicht weit her ist, erzählt der im Stil einer Fernsehdoku gestaltete Film vor allem die Geschichte eines Scheiterns.

Gleiches auch von „Freiland“ zu behaupten, wäre zwar nicht völlig unangemessen, aber ob des Risikos dieser Produktionsweise etwas unfair. Aus Laubes Sicht hat es sicher zur Authentizität des Werks beigetragen, dass sich die Schauspieler nicht auf vorgegebene Dialogzeilen verlassen konnten. Doch was anderswo ein Qualitätsmerkmal sein kann, wirkt hier mitunter ungelenk.

Wandlung vom Wutbürger zum diktatorischen Staatsoberhaupt

Die beiden Hauptdarsteller sind dagegen überzeugend. Der wuchtige Stadelmann verkörpert glaubwürdig die Wandlung vom Wutbürger zum diktatorischen Staatsoberhaupt, während an seiner Seite Matthias Bundschuh als eigentlicher Ideengeber und graue Eminenz immer kleiner wird.

Nicht minder sehenswert ist der ohnehin stets ausgezeichnete Stephan Grossmann als Bürgermeister, der den Freistaat in seiner Gemeinde schnell wieder loswerden möchte, aber damit leben muss, dass ihm seine als Spion entsandte Sekretärin (Henrike von Kuik) von der Fahne geht. Gelungen ist auch der Gastauftritt von Klaas Heufer-Umlauf als TV-Journalist, der eine Reportage über das Freiland dreht. Sein Auftritt kommt gerade recht, denn zwischendurch geht dem Film die Spannung verloren.

Wertung: zwei von fünf Sterne