Essen. . “Step Up: All In“, der fünfte Teil dieser erfolgreichen Kinoserie zeigt bekannte Geschichten von Tänzern zwischen Freundschaft und Verrat, Liebe und Erfolg. Sie sind eher ein notwendiges Übel, das die Lücken zwischen groß angelegten Tanzszenen füllt.

Gleich zu Beginn verweist „Step Up: All In“, der fünfte Teil dieser erfolgreichen Kinoserie, auf die großen Musicals aus Hollywoods goldenem Zeitalter. In Ausschnitten sieht man die Stars jener Jahre wie Fred Astaire und Cyd Charisse in Choreographien, die Kinogeschichte geschrieben haben. So illustriert die Choreographin und Regisseurin Trish Sie in ihrem Spielfilmdebüt die Träume und Hoffnungen des jungen Tänzers Sean. Er sieht sich in einer Traditionslinie mit den großen Tänzern des amerikanischen Kinos und will nun in Hollywood in ihre Fußstapfen treten. Doch wie es sich für ein klassisches Backstage-Drama gehört, erwarten Sean erst einmal nur Rückschläge.

Die so prominent platzierten Ausschnitte aus den alten Filmen haben noch eine andere Funktion. Sie künden von einem grundlegenden Wandel. Musicals wie die, die einst Fred Astaire und Gene Kelly berühmt gemacht haben, werden längst nicht mehr gedreht. Selbst die Adaptionen von Broadway-Erfolgen wie „Evita“ oder „Chicago“ sind aus der Mode gekommen.

An die Stelle der Musicals sind Street-Dance-Filme im Stil der „Step Up“-Reihe getreten. Statt auf große Shownummern setzen sie vor allem auf Street-Dance-Battle und HipHop-Choreographien, wie man sie aus Musikvideos kennt. Ihre Wurzeln in der Rap- und HipHop-Szene verbinden nahezu alle modernen Tanzfilme. Nicht nur die „Step Up“-Reihe rückt tänzerische Gefechte rivalisierender Crews ins Zentrum.

Geschichten von Freundschaft und Verrat, Liebe und Erfolg

Immer wieder stricken die Filmemacher simple Geschichten von Freundschaft und Verrat, Liebe und Erfolg um die Battles herum. Sie sind eher ein notwendiges Übel, das die Lücken zwischen groß angelegten Tanzszenen füllt. Und die sind es dann auch, die dem Film eine eigene Note geben – oder auch nicht. Bedauerlicherweise tendiert das neue Musical-Genre auch in seinen Choreographien zu einem Einheitslook. Die meisten Tanzszenen sind von Choreographien der Popstars inspiriert.

Perfekt für den Tanzfilm

Seit einigen Jahren ist die 3D-Technik aus dem Tanzfilm nicht mehr wegzudenken.

Neben drei „Step Up“-Teilen und den beiden „StreetDance“-Filmen hat auch Wim Wenders Doku „Pina“ gezeigt, wie Tanz und 3D dem Kino neue Perspektiven eröffnen können.

Durch die Plastizität der Bilder erlebt der Betrachter die Choreographien näher als je zuvor.

Doch selbst in dem engen Rahmen, in dem sich die Street-Dance-Filme bewegen, sind spannende Variationen möglich. So haben Max Giwa und Dania Pasquini in „StreetDance 3D“ die typischen Battle-Konventionen für eine atemberaubende Fusion von Elementen aus klassischem Ballett, modernem Tanztheater und Street Dance genutzt. Noch weiter ist Scott Speer gegangen. Sein „Step Up: Miami Heat“, der vierte Teil der Reihe, hat sich ganz von der stereotypen Battle-Struktur des Genres gelöst. Der Street-Dance verwandelt sich dabei in eine Performance-Kunst, die zugleich noch ein politisches Statement abgibt.

Regisseurin Trish Sie wagt hier keine Experimente

Von diesem innovativen Ansatz hat sich in „Step Up: All In“ nicht nur Sean, der nun unbedingt Geld verdienen und im Showgeschäft Karriere machen will, distanziert. Auch Trish Sie wagt anders als Scott Speer keinerlei Experimente. So muss Sean, nachdem ihn seine alte Crew verlassen hat, wie schon so viele Protagonisten dieses Genres erst einmal ein neues Team zusammenschweißen, um dann mit dieser Crew in mehreren Battles anzutreten. Dabei will das Drehbuch, dass in Las Vegas ein überaus lukrativer Wettbewerb stattfindet. Bei einer Show treffen Sean und seine Mitstreiter dann sowohl auf seine alte Crew wie auf eine ebenso aggressive wie arrogante Formation aus Los Angeles.

Die Konflikte und Konstellationen sind bekannt, und selbst die Choreographien wirken vertraut. Wieder einmal ergehen sich die Tänzer in den üblichen Posen und Moves aller B-Boys und -Girls. Was eigentlich mitreißen sollte, lässt einen angesichts der leblosen Perfektion seltsam kalt.

Wertung: zwei von fünf Sternen