Essen. . In “Wir sind die Neuen“ stoßen zwei Welten aufeinander. Alt-68er und junge Studenten leben unter einem Dach. Der deutsche Film mit Stars wie Heiner Lauterbach und Gisela Schneeberger zeichnet sich durch pointierte und klischeearme Dialoge aus, krankt aber etwas daran, Pointen zu zerreden.

Gibt es Drehbuchschreiber, die sehr gut sind, es aber dann viel zu gut meinen? In dem netten, deutschen WG-Drama „Wir sind die Neuen“ passiert genau dies: Die Dialoge sind pointiert, klischeearm und hochunterhaltsam – und alles wäre gut, würden nicht viele Dinge noch mal laut und deutlich gesagt, die der Zuschauer mit Freuden auch allein erkennt. Mit anderen Worten: Drehbuchschreiber Ralf Westhoff bräuchte einen anderen Regisseur als – genau – Ralf Westhoff (Der letzte schöne Herbsttag, Shoppen).

Heiner Lauterbach einmal angenehm zurückgenommen

Dass da eine im Sperrmüll ihrer 68-er-Illusionen gefangene Rentner-WG versucht, die eigene Jugend zu reanimieren, während oben drüber eine vom Pflichtstudium früh vergreiste, ordnungsliebende Studierenden-WG ihre Ruhe haben will und keine Lust auf wilde Feten und nächtliche Diskussionen über Weltrevolution und Befindlichkeiten hat.

Aber genug genörgelt: „Wir sind die Neuen“ bietet anderthalb Stunden deutsche Komödie auf mehr als solidem Niveau. Und was an Klischee zu dick aufgetragen ist, spielt das Sextett in den zwei Dreier-WGs freudig wieder weg. Unten also ziehen aus Geldmangel die Schleiereulen-Retterin Anna (Gisela Schneeberger, als Gerhard-Polt-Gespielin bekannt) mit dem sanften Yoga-Rechtsanwalt Johannes (großartig bis zum Abspann: Michael Wittenborn) und Eddie (Heiner Lauterbach, angenehm zurückgenommen) wieder zusammen. Oben kämpft das Juristenpärchen Katharina (Claudia Eisinger) und Thorsten (Patrick Güldenberg) mit dem ersten Staatsexamen und die scharfzüngige Kunsthistorikerin Barbara (Karoline Schuch) mit ihrem Verlobten.

Zwei Welten prallen aufeinander

Und beide verstehen die Welt der anderen nicht: Die Jungen halten die Alten für verarmte Versager, die Alten die Jungen für angepasste Neoliberale – und so hauen sie sich die Stereotypen aufs unterhaltsamste um die Ohren. Bis sich – oh Wunder – herausstellt, dass Erfahrung im Leben, der Liebe und der Juristerei durchaus was taugt. Oder es manchmal durchaus hilft, morgens um elf schon das erste Glas Wein zu trinken und über das Leben nachzudenken, statt über die Prüfung.

Das ist ganz gewiss nicht immer großes Kino, was Westhoff da, gesellschaftlich grundiert durch Mietexplosion, Uni-Leistungsdruck und Altersarmut auf die Leinwand bringt. Eher der nette Film, der demnächst zu Rotwein und Spaghetti über den Bildschirm flimmern könnte – und in jeder WG, egal welchen Alters, für Lacher sorgt.

Wertung: drei von fünf Sternen