Essen. Nach “Beste Zeit“ und “Beste Gegend“ erzählt Regisseur Marcus H. Rosenmüller nun mit “Beste Chance“ seine Geschichte über zwei Freundinnen aus dem bayerischen Dorf Tandern weiter. Diesmal führt es Kati (Anna Maria Sturm) und Jo (Rosalie Thomass) ins ferne Indien – jedoch getrennt voneinander.

„Beste Zeit“ war vor sieben Jahren der erste Film von Marcus H. Rosenmüller nach seinem Überraschungserfolg „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Die Geschichte zweier bayerischer Freundinnen war von vornherein als Trilogie angelegt. Teil zwei, „Beste Gegend“, folgte kurz später, doch erst nach sechs weiteren Jahren führt Rosenmüller die Langzeiterzählung zu ihrem vorläufigen Ende.

Mit „Beste Chance“ beweist der Oberbayer erneut, warum er zu Recht gemeinsam mit Landsmann Hans Steinbichler („Hierankl“) als Erneuerer des Heimatfilms gilt, selbst wenn sich weite Teile der Handlung gar nicht in Bayern zutragen: Kati (Anna Maria Sturm) und Jo (Rosalie Thomass) haben sich aus den Augen verloren, aber als Kati einen Notruf von Jo erhält, lässt sie alles stehen und liegen, um der Freundin zu helfen. Jos letztes Lebenszeichen war eine Postkarte aus einem Ashram. Also fliegt Kati nach Indien, nicht ahnend, dass Jo längst wieder in Bayern ist.

Weil sich unmittelbar drauf auch die beiden besorgten Väter (Heinz-Josef Braun, Andreas Giebel) auf den Weg machen, erzählt „Beste Chance“ gleich zwei klassische Road-Movie-Geschichten. Die beiden Herren sorgen dabei dank diverser unfreiwilliger Abenteuer für die komischen Momente, während Kati bei ihrer ziellosen Suche nach Jo gleich zweimal ihr Herz verliert: erst an einen Schweizer Aussteiger, dann an ein kleines indisches Mädchen aus ärmsten Verhältnissen. Auch in Jos Leben spielt plötzlich ein Kind eine große Rolle: Sie ist schwanger heimgekehrt.

Die Figuren reden kein künstliches Fernsehbayerisch

Wie in den beiden anderen Filmen über die Clique aus der Nähe von Dachau schert sich Rosenmüller nicht darum, dass man als Nicht-Bayer nicht alles mitbekommt: Die Figuren reden kein künstliches Fernsehbayerisch, sondern echten Dialekt. Auf diese Weise geht es einem mitunter wie Kati, die in Indien auch kein Wort versteht. Der Handlung kann man trotzdem folgen, und es passiert eine ganze Menge in dieser Geschichte; entsprechend episodisch ist die Erzählweise.

Neben den Schauspielern hat vor allem Stefan Biebl großen Anteil daran, dass „Beste Chance“ ein in jeder Hinsicht sehenswerter Film ist: Seine Kameraarbeit ist angenehm fließend, außerdem sind ihm immer wieder großartige Aufnahmen gelungen. Ähnlich bedeutsam ist die Musik (Gerd Baumann): Die bayerischen Winterbilder sind mit stimmungsvollen Balladen unterlegt, die Klänge aus Indien sind mitreißend exotisch, was den Kontrast zwischen den zwei Welten zusätzlich betont.

Wertung: 4 von 5 Sternen