“Große Jungs“, das Regiedebüt von Anthony Marciano, mag intellektuell überschaubar sein, ist aber mit viel Liebe ausgedacht und umgesetzt. Dei Hauptdarsteller treiben zwar allerlei Schabernack, aber die Geschichte ist überraschend handlungsreich, viele Pointen sind immer wieder verblüffend.

Was haben Männer kurz vor der Hochzeit mit Geschlechtsgenossen um die fünfzig gemeinsam? Natürlich die Torschlusspanik. Als Filmstoff ist das wahrlich nicht neu, und weil die Helden angesichts der Bedrohung durch Ehe oder Alter zumeist in ihre Pubertät zurückfallen, sind die Geschichten in der Regel weder subtil noch anspruchsvoll. Dass man auch von der französischen Komödie „Große Jungs“ kein Kunstkino erwarten darf, verrät schon der französische Originaltitel: „Les Gamins“ heißt „Die Kindischen“.

Hauptfigur ist der junge Musiker Thomas (Max Boublil), der überzeugt ist, mit der hübschen Lola (Mélanie Bernier) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben; bis er ihre Eltern kennen lernt. Vater Gilbert (Alain Chabat) warnt Thomas erst eindringlich vor der Ehefalle und stiftet ihn dann dazu an, gemeinsam die Sau rauszulassen. Fast zu spät stellen die beiden Kindsköpfe fest, dass all der Unfug kein Ersatz für ihre Frauen ist.

„Große Jungs“, das Regiedebüt von Anthony Marciano, mag intellektuell überschaubar sein, ist aber mit viel Liebe ausgedacht und umgesetzt. Thomas und der vermögende Gilbert treiben zwar hemmungslos allerlei Schabernack, aber die Geschichte ist überraschend handlungsreich und weitaus weniger zotenreich als vergleichbare Hollywood-Produktionen. Auch die Figuren sind längst nicht so klischeehaft, wie sie auf den ersten Blick wirken, selbst wenn der Regisseur mit Suzannes Mutter (Sandrine Kiberlain) eine echte Nervensäge erschaffen hat.

Eine wichtige Rolle spielt naturgemäß die Musik, zumal der umtriebige Gilbert im Nu Kontakte zu einer Plattenfirma knüpft und Thomas von einer Karriere als Schmusepopstar träumen darf. Wie wichtig Marciano die Satire aufs Musikgeschäft war, belegt ein witziger Gastauftritt von Iggy Pop, dessen Klassiker „Lust for Life“ das Motto dieses Films ist. Die Hauptdarsteller machen ihre Sache ausnahmslos ausgezeichnet und sind angemessen synchronisiert, viele Pointen sind immer wieder verblüffend. Schon der Einstieg verdeutlicht das große Talent des Regisseurs: Noch während des Vorspanns erzählt er eine Geschichte, für die andere einen ganzen Film brauchen. Spätestens die Hollywood-reife Idee für das ebenso witzige wie romantische Finale ist buchstäblich großes Kino.

Wertung: 4 von 5 Sternen