Essen. „Die Bestimmung - Divergent“ ist die Verfilmung des Science-Fiction-Bestsellers von Veronica Roth und spielt in einer düsteren Zukunft. Ein Teenager-Abenteuer mit Parallelen zu „Die Tribute von Panem“. Am Ende gibt es jedoch unschöne Charakterwendungen.

Der ungeheure Erfolg der ersten beiden Teile von „Die Tribute von Panem“ ist für die Filmindustrie zu einem wahren Fluch geworden. Geradezu verbissen suchen Studios und Produzenten derzeit auf dem Buchmarkt nach Fantasy-Stoffen für junge Leser, denen man ein ähnliches Potenzial wie „Panem“ zutrauen würde.

Rückschläge, wie zuletzt „Chroniken der Unterwelt“ oder „Vampire Academy“, können dieser Form von Goldgräberstimmung eigentlich keinen Abbruch tun. Zumal jetzt mit „Die Bestimmung – Divergent“, der Verfilmung des ersten Teils einer Romantrilogie von Veronica Roth, der Hoffnung neue Nahrung gegeben wird. Knapp 55 Millionen Dollar spielte der Film am Startwochenende in Nordamerika ein, in deutschen Kinos muss er sich ab Donnerstag beweisen.

Die Welt der Zukunft beschränkt sich auf das Terrain von Chicago

Die Autorin hat sich da eine kleine Welt der Zukunft zusammengebastelt, die auf das Terrain von Chicago beschränkt ist. Wenig erfährt man über die Vorgeschichte, nur dass vor 100 Jahren mal ein verheerender Krieg stattgefunden haben muss und die Stadt nun von einer gewaltigen Mauer umgeben ist. Warum, bleibt völlig unklar. Das soziale Leben innerhalb der abgekapselten Gemeinschaft funktioniert so, als habe es sich ein Fantasy-Autor am Schreibtisch zusammengereimt.

Shailene Woodley

Hauptdarstellerin Shailene Woodley wurde einem größeren Kinopublikum bekannt als Tochter von George Clooney in „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (2011).

Zuvor hatte die 22-Jährige aus Kalifornien vor allem mit Auftritten in Fernsehserien Geld verdient.

Ab Juni soll Woodley ein weiteres Mal auch in deutschen Kinos zu sehen sein, in der Jugendbuchverfilmung „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“.

Die Gesellschaft ist demnach in fünf Fraktionen gegliedert: „Altruan“, das sind die Selbstlosen, „Candor“ die Freimütigen, „Ken“ die Wissenden, „Amite“ die Friedfertigen und „Ferox“ die Furchtlosen, die deshalb auch als Ordnungskräfte fungieren. Allerdings ähneln sie dabei eher einer Jugendbande mit Zappelphilipp-Syndrom wie sie da durch die Straßen jagen, von Mutprobe zu Mutprobe hetzen und auf fahrende Züge springen.

Mit 16 Jahren muss man sich entscheiden, welcher Gruppe man sein Leben lang angehören möchte. Der Wahl geht ein Psychotest voraus, der angeblich keine Auswirkungen haben soll, tatsächlich aber jene kenntlich macht, die als „Unbestimmte“ einzustufen sind. Tris (Shailene Woodley), aufgewachsen in einem „Altruan“-Haushalt, ist so ein „Divergent“, der noch in der Lage ist, seinen Kopf zu benutzen und nicht automatisch alles toll findet, was die Gemeinschaft da von ihr verlangt.

Regisseur gibt sein Bestes

Trotzdem meldet sie sich für die Ordnungstruppe und steht schon bald unter mörderischem Leistungsdruck. Ihr Trainer Four (Theo James) allerdings wandelt sich im Laufe der Zeit mit Tris vom kalten Drill-Offizier zum eher mitfühlenden Freund. Wenn das mal nichts mit wachsender Zuneigung zu tun hat.

Regisseur Neil Burger („Ohne Limit“) gibt sein Bestes, um aus der wenig durchdachten Kopfgeburt einer Autorin noch einen akzeptablen Film zu machen. Am besten gelingt ihm das im kleinen Bereich der Ausbildung, wo Figuren noch Konturen haben, wo man sich noch an Schicksale andocken kann und am ständigen Überlebenskampf von Tris noch Anteil nimmt.

Störende Charakterwandlungen

Dafür nimmt man auch in Kauf, dass eine stark erblondete Kate Winslet als „Candor“-Anführerin Jeanine hier eine Leistung abliefert, die jeder „Himbeer“-Auszeichnung gerecht würde. Sie agiert wie in einem schlechten Comic-Strip, versucht es mit schleimigem Verständnis-Getue, um schließlich als bösartige Standard-Hexe ihrer Rolle endgültig den Garaus zu machen.

Weil keine von innen her faschistoide Fantasy-Gesellschaft offenbar ohne anständige Rebellion auskommt, muss auch hier schließlich eine her. Doch während man in den „Panem“-Filmen so etwas langsam wachsen sieht, wird in „Die Bestimmung“ am Ende alles übers Knie gebrochen. Da entpuppen sich die toughe Mama (Ashley Judd) und auch der eher randständige Papa von Tris plötzlich als Revoluzzer, die das wahre Gesicht des Systems erkannt haben wollen. Doch so leblos und müde, wie diese Verschwörung schließlich wirkt, möchte man sich mit ihr am liebsten schlafen legen.

Wertung: Drei von fünf Sternen