Dortmund/Köln. . Schwerpunkt des Internationalen Frauenfilmfestivals ist in diesem Jahr Köln. Doch auch Dortmund zeigt hochkarätige Beiträge des inzwischen renommierten Wettbewerbs. Ein berühmter Mann ist auch dabei: Omar Sharif zeigt, wie vital er noch als toter Patriarch ist...

Zum wiederholten Mal versucht das „Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln“ in diesem Jahr den Spagat zwischen den beiden Städten. Ob es im jährlichen Wechsel gerade in Dortmund oder Köln stattfindet, immer soll die jeweils andere Stadt von der geballten Präsentation weiblichen Filmschaffens profitieren. Gestern hat das Festival in der Domstadt begonnen, rund 100 Lang- und Kurzfilme stehen dort bis kommenden Sonntag auf dem Programm. Wenn nun sieben davon ab morgen auch im Dortmunder Kino im U zu sehen sein werden und einer im Theater Dortmund, dann mag das ein wenig dürftig klingen. Die Auswahl jedoch hat es in sich.

Auffällig ist, dass es in gleich drei Filmen um das Thema Familie geht. In dem chilenischen Beitrag „The Magnetic Tree“ (Freitag, 18 Uhr) erzählt die Regisseurin Isabel Ayguavives von der letzten großen Zusammenkunft einer Sippe auf dem Land. Das geliebte Landhaus muss verkauft werden, hier kam man gern zusammen, hier hat jeder seine ganz eigenen Erinnerungen. Es ist ein leiser Film, in dem niemand plötzlich tot vom Stuhl fällt oder in dem Lebenslügen platzen. Wehmut ist das einzige, das sich einschleicht in die wunderbaren Bilder. Man wird Zeuge einer zart aufkeimenden Liebe und fühlt sich fern in Südamerika fast wie in dem Werk eines der großen Franzosen.

Lebendig, bitterkomisch, schmuck erzählt

In dem türkischen Film „Köksüz – Nobody’s Home“ (Freitag, 20 Uhr) von Deniz Akcay hingegen sehen wir eine Istanbuler Mittelschichtfamilie im Zustand des Zerbrechens. Der Tod des Ehemanns und Vaters hat hier etwas aus dem Gleichgeweicht gebracht. Die willensschwache Mutter geht kaum noch aus dem Haus, bürdet alle Verantwortung der Tochter auf, der Sohn rebelliert. Die Hochzeit am Ende wirkt eher wie eine Flucht. Aus Marokko schließlich kommt mit „Rock the Casbah“ (Sonntag, 15 Uhr) von Laila Marrakchiein ein sehr lebendiger, oft bitterkomischer Film zum Thema Beerdigung. Dass Omar Sharif den verstorbenen Patriarchen spielt, der auch als Leiche noch einen schmucken Erzähler abgibt, ist schon der erste Clou des Films. Der zweite ist das Zusammenspiel der angereisten drei Töchter, die miteinander abrechnen wollen.

Dokumentarfilm mit Komik

Es gibt auch Provokantes in der Auswahl. „Vulva 3.0 – Zwischen Tabu und Tuning“ (Samstag, 18 Uhr) beispielsweise, ein gelegentlich auch komischer Dokumentarfilm über die Scheu vor der Abbildung des weiblichen Geschlechts und dem daraus resultierenden „Schönheitsideal der Unsichtbarkeit“. Oder der fulminante Dokumentarfilm „Exposed“ (Theater Dortmund, Donnerstag, 19.30 Uhr), der eintaucht in die sehr offenherzige Neo-Burlesque-Szene New Yorks.