Essen. . Das Spektakel „Pompeii“ erzählt von einem der berühmtesten Vulkanausbrüche. Den Kinobesucher erwartet ein visuelles Feuerwerk in 3D mit Kiefer Sutherland als Senator Corvus, der mit seiner römischen Armee über Grenzen geht. Über allem steht der Ausbruch des Vesuvs - er wird zum Test für eine Liebe.
Ein Liebespaar im Kuss wie im Tod auf alle Zeiten vereint. Tragische Opfer des legendären Ausbruchs des Vesuvs, der im Jahr 79 n. Chr. die Stadt Pompeii zerstört hat. Der Blick der Kamera scheint die versteinerten, zu einer Statue gewordenen Liebenden zu streicheln. Eine ungeheuere Zärtlichkeit und eine überwältigende Hoffnung liegen in diesen ersten Momenten von Paul W.S. Andersons Historien- und Katastrophenspektakel „Pompeii“. 3D-Bilder, die ein steter Ascheregen melancholisch verschleiert, feiern die Macht der Liebe und versprechen ein romantisches Abenteuer von antiker Wucht.
Ganz am Ende wird Paul W.S. Anderson diese lyrischen Bilder einer die Zeiten überdauernden Liebe noch einmal aufgreifen. So werden sie zum Rahmen für eine Geschichte von Leidenschaft und Hass, Rache und Erlösung. Wie schon in seinen „Resident Evil“-Filmen und in seiner extrem freien Adaption der „Drei Musketiere“ lässt Anderson auch hier eine kleine Gruppe von Aufrechten gegen einen übermächtigen Gegner antreten. Nur stehen die Chancen seiner Helden in „Pompeii“ noch schlechter. Die Natur und die Götter verfolgen eigene Ziele und gehen dabei über Menschen hinweg.
17 Jahre später kommt Milo als Sklave nach Pompeii
Einst hatte die römische Armee unter Senator Corvus (Kiefer Sutherland) und seinem Adjutanten Proculus (Sasha Roiz) nicht nur Milos Eltern, sondern den ganzen Stamm in Britannien massakriert. Nun, 17 Jahre später, kommt Milo (Kit Harrington) als Sklave und Gladiator nach Pompeii.
Dort soll er als Attraktion der Spiele zum Weinfest gegen den unbesiegten Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje) kämpfen, der nach römischem Recht mit einem weiteren Triumph in der Arena seine Freiheit gewinnen würde. Doch schon auf dem Weg in die Hafenstadt kreuzt das Schicksal in Gestalt der römischen Patriziertochter Cassia (Emily Browning) seinen Weg.
Das Drehbuch von Janet Scott Batchler, Lee Batchler und Michael Robert Johnson, an dem ungenannt auch Julian Fellowes, der Schöpfer der Fernsehserie „Downton Abbey“, gearbeitet hat, lässt kein Klischee des Historien- und Sandalenfilms aus. Ständig wechseln sich romantische Szenen mit Gladiatoren-Kämpfen ab. Und wie einst in James Camerons „Titanic“ ist es wieder mal eine gewaltige Katastrophe, der Ausbruch des Vesuvs, der zum Test für eine Liebe wird.
Doch auch wenn es Anderson nicht in jedem Augenblick gelingt, das Holzschnittartige der Figuren und das Stereotype der Wendungen zu überwinden, entfacht er doch ein visuelles Feuerwerk, das die Schwächen der Geschichte zumindest kompensiert.
Pfeile und Trümmerteile fliegen direkt auf den Zuschauer zu
Mittlerweile beherrschen Anderson und sein Kameramann Glen MacPherson die 3D-Technik derart perfekt, dass sie ihren Bildkompositionen eine wundervoll subtile Tiefe geben können. Wenn der Vulkan Feuer und Lava spuckt, brechen immer wieder Lichtstrahlen durch das Dunkel und schaffen einen eigenen Raum, in dem Hoffnung und Zerstörung, Schönheit und Schrecken untrennbar miteinander verbunden sind.
Aber auch den offensichtlicheren Effekten gewinnen Anderson und MacPherson in den Kampf- und Fluchtszenen ein ums andere Mal neue Facetten ab. So ist es nie Selbstzweck, wenn ein Pfeil oder Trümmerteil direkt auf den Zuschauer zufliegt.
Das Unmittelbare dieser Szenen ist ein zentraler Aspekt von Andersons Kino. Anders als es das klischeehafte Drehbuch nahelegt, flüchtet er sich nie in Ironie. Er nimmt seine Figuren, die Helden wie die Schurken, ernst und respektiert ihre Sehnsüchte wie auch ihre Abgründe. Ein altmodisches Pathos erfüllt den ganzen Film und entlädt sich wieder und wieder in grandiosen Bildern und Gesten. In diesen Augenblicken entwickelt „Pompeii“ eine poetische Kraft, die alles andere unwichtig erscheinen lässt.
Wertung: drei von fünf Sterne