Essen. . Das Drama „Diana“ mit Naomi Watts in der Hauptrolle kommt in die Kinos. Darin zeichnet der deutsche Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) die letzten beiden Lebensjahre der englischen Prinzessin nach - leider mit der altbackenen Betulichkeit eines Groschenromans.

Die offiziellen Akten sind geschlossen. Diana Spencer, Princess of Wales, kam am 31. August 1997 bei einem Autounfall zu Tode. Jegliche Mordfantasien oder sonstige Verschwörungstheorien sind damit ausgedörrt, werden aber sicherlich weiterhin Blüten treiben. Vermutlich reichten auch erste Erwartungen in genau diese Richtung, als Oliver Hirschbiegel seinen neuen Film in London vorstellte. Doch „Diana“ ist kein Film über Mordintrigen des Königshauses, sondern erzählt schlicht und manchmal sogar ergreifend die Geschichte einer unmöglichen Liebe. Am Anfang steht aber die Einsamkeit.

Drei Jahre nach der Scheidung von Prinz Charles lebt Diana allein in einem Seitengebäude des Buckingham Palace. Ein Privatleben jenseits offizieller Anlässe ist kaum möglich, weil jeder Schritt außerhalb des Palastes von den Fotografen der Boulevardpresse beschattet wird. Bei einem der seltenen Incognito-Ausflüge lernt sie Hasnat Khan kennen, einen Herzchirurgen pakistanischer Herkunft.

Aus erster gegenseitiger Sympathie erwächst ein inniges Liebesverhältnis, das Treffen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen erlaubt. Zudem wird Khan immer mehr bewusst, wie sehr die Affäre mit der meistfotografierten Frau der Welt sein eigenes Privatleben zu ersticken droht. Gegen seine Gefühlslage beendet er die Beziehung. Diana findet Halt, aber keinen Trost in den Armen des Kaufhauserben Dodi Fayed.

Auf Schritt und Tritt beschattet

Das moderne Melodram einer Frau im goldenen Käfig inszeniert Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) handwerklich sauber, aber auch mit der altbackenen Betulichkeit eines gehobenen Groschenromans. Die massive Prügel, die der Film nach seiner Londoner Premiere von Presse und Publikum bezog, ist zwar überzogen, unberechtigt aber ist sie nicht.

„Diana“ ist eben – anders als „Ein Herz und eine Krone“ mit Audrey Hepburn und Gregory Peck – kein erfundenes Märchen und erzwingt daher eine Umsetzung in dokumentarischer Nüchternheit oder wilder Spekulationslust. Dieser Film hingegen ist zuvorderst romantisch gestimmt und hat mit Naomi Watts eine schöne und ausdrucksstarke Hauptdarstellerin, die nur eben so gar nicht wie die echte Diana aussieht. Das muss ebenso verstören und enttäuschen wie der Umstand, dass die höchst angespannte Stimmungslage im Palast weitgehend ausgespart bleibt.

Naomi Watts und ihre Partner Naveen Andrews (Hasnat Khan) und Cas Anvar (Dodi Fayet) verkörpern attraktive Figuren, die in anderem Zusammenhang melodramatische Kraft hätten entfalten können. In den Rollen realer Personen mühen sie sich auf verlorenem Posten, weil Verfremdungseffekte bei derart umfangreich aufbereiteten Geschichten des öffentlichen Interesses nicht erwünscht sind und nicht verziehen werden. Das zweifelhafte, aber nicht zu leugnende Bedürfnis nach mehr, als in den Zeitungen stand, erfüllt der Film mit einer wenig spannenden Love-Story ohne Happyend. Sogar der Unfall bleibt ausgeklammert. Bei solchen Unterlassungssünden bleiben auch die gelungenen Szenen eines Lebens vor dem Objektiv einer aufgepeitschten Presse ohne Kraft und Wirkung.

Wertung: 2 von 5 Sterne