Essen. Der großartige „Sopranos“-Star James Gandolfini hat in Nicole Holofceners “Genug gesagt“ eine seiner letzten Rollen gespielt. Die amerikanische Filmemacherin erzählt eine Dreiecksbeziehung im Stile Woody Allens - und stellt dabei das Genre vom Kopf zurück auf die Füße.

Seit mehr als 15 Jahren erzählt die amerikanische Filmemacherin Nicole Holofcener nun schon ihre Geschichten aus der amerikanischen Mittelschicht. In einer Zeit, in der das Independent-Kino sich immer weiter kommerzialisiert hat, ist es ihr gelungen, eine eigene Nische zu finden.

Angesichts ihrer Erzählungen von modernen Großstadtneurotikern, die es perfekt verstehen, sich das Leben selbst kompliziert zu machen, könnte man fast auf die Idee kommen, in ihr ein weibliches Pendant zu Woody Allen zu sehen, bei dem sie einst als Cutterin angefangen hatte. Doch, und davon zeugt auch ihr neuester Film „Genug gesagt“, so einfach ist es nicht.

Die Masseurin Eva (Julia Louis-Dreyfus) ist schon seit längerem geschieden. Bisher hatte sie noch ihre Tochter. Nur geht die bald aufs College, und so droht ihr ein Leben in Einsamkeit. Doch dann passiert das Unerwartete auf einer Party. Sie begegnet dem Fernseharchivar Albert (James Gandolfini), der auch schon seit Jahren geschieden ist und eine Tochter im gleichen Alter wie Eva hat.

Auf den ersten Blick ist der übergewichtige, an Äußerlichkeiten nicht sonderlich interessierte Endvierziger überhaupt nicht Evas Typ. Und ihm geht es mit ihr kaum anders. Ihre leicht neurotische Art und ihr Hang dazu, ständig zu reden, sind eigentlich alles andere als einladend. Dennoch wagen sie einige Tage nach der Party ein erstes gemeinsames Date, bei dem sich beide hervorragend verstehen.

Ein Pärchen, das aus dem Rahmen fällt

Natürlich bedient sich Nicole Holofcener der klassischen Konventionen der Romantischen Komödie. Doch nicht nur ihre beiden Protagonisten, die mit ihren eher alltäglichen Macken und Verletzungen kein typisches romantisches Kinopärchen sind, fallen aus dem Rahmen.

Holofcener stellt dieses Genre, das dem Märchen weitaus näher ist als der Wirklichkeit, in jeder Hinsicht vom Kopf zurück auf die Füße. Dabei geht sie einen ganz anderen Weg als Woody Allen, der bewusst auf Verdichtungen und Übertreibungen setzt. Sie reiht eher beiläufige Szenen aneinander, um das Leben in seiner mal banalen, mal dramatischen Alltäglichkeit einzufangen.

Julia Louis-Dreyfus und der leider viel zu früh verstorbene James Gandolfini verleihen Evas und Alberts Schwächen von Anfang an eine entwaffnende Natürlichkeit. Das sind Figuren, die von ihren Niederlagen und Fehlern genauso geprägt wurden wie von ihren Erfolgen. Sie haben eine persönliche Geschichte und ganz eigene Deformationen, die sie nicht ohne weiteres überwinden können. Aber genau das macht die beiden so sympathisch.

  • Wertung: Vier von fünf Sternen