Essen. . Das hatten die Schüler der 10b an der Goethe-Gesamtschule nicht erwartet. Bisher haben sie noch jeden Lehrer zur Verzweiflung getrieben. Doch Zeki Müller, der neue Aushilfslehrer, lässt sich nicht so schnell vertreiben. „Fack ju Göhte“ ist ein spezieller Pauker-Schüler-Film.
Das hatten die Schüler der 10b an der Goethe-Gesamtschule nicht erwartet. Bisher haben sie noch jeden Lehrer zumindest in die Apathie, meist aber zur Verzweiflung getrieben. Doch Zeki Müller, der neue Aushilfslehrer, lässt sich nicht so schnell vertreiben. Eine Stunde lang spielen ihm Chantal und Danger, Burak und Kevin, Zeynep und Robin ziemlich mit. Nur haben sie damit bereits ihre Munition verschossen, und so kann der Neue an der Schule mit seinen Waffen, zu denen auch ein Paintball-Gewehr gehört, zurückschlagen.
Es gab mal eine Zeit, in der Pennäler-Filme fast ein eigenes Genre im deutschen Kino waren. Inspiriert von den Klassikern, der „Feuerzangenbowle“ wie auch der ersten Verfilmung von Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“, entstanden in den späten 60er- und dann in den 70er-Jahren unzählige Komödien um aufsässige Schüler und ahnungslose Lehrer. An diese Tradition schließt nun mit „Fack ju Göhte“ an. Wie seine Vorgänger schreckt auch er nicht vor plattesten Gags und peinlichen Klischees zurück. Nur belässt er es eben nicht bei mehr oder weniger harmlosen Schülerstreichen.
Dağtekin stellt den ziellos rebellierenden Teenagern, die befürchten, dass niemand sie braucht, einen Erwachsenen entgegen, der sich nicht um Regeln und Gesetze schert. Zumindest zu Beginn ist es auch Zeki Müller (Elyas M’Barek) ziemlich gleichgültig, was aus den Jugendlichen in der 10b wird. Der Kleinganove, der gerade erst aus dem Knast gekommen ist, kämpft mit ganz anderen Problemen. Seine Freundin hatte einst seine Beute auf dem Gelände der Schule vergraben. Nur steht ausgerechnet dort die neue Turnhalle. Also hatte Zeki sich als Hausmeister beworben, um in Ruhe einen Tunnel zu seinem Geld zu graben, und wurde dann aus Versehen als Lehrer angestellt.
Unter der Turnhalle liegt die Beute
So haarsträubend diese Grundidee auch klingt, sie geht geradezu perfekt auf. In der Welt der Schüler dieser auch vom Bildungssystem schon abgeschriebenen Gesamtschule hält einer wie Zeki, dem nie jemand eine Chance gegeben hat und der immer den einfachsten Weg gegangen ist, Antworten bereit, auf die kämen die anderen Lehrer gar nicht. So folgt auf den politisch unkorrekten Humor und Zekis herrlich komische Paintball-Attacken schließlich eine überraschend leidenschaftliche Schulgeschichte. Bora Dağtekin orientiert sich eben nicht nur am deutschen Pennäler-Klamauk der 70er-Jahre. Er kennt auch die amerikanischen High School-Filme der vergangenen 20 Jahre sehr genau.
Allzu ernst nimmt Bora Dağtekin diesen Clash zweier Kino-Kulturen natürlich nicht. Auf den moralischen Zeigefinger, den Filme wie „Der Prinzipal“ oder „Dangerous Minds“ erheben, reagiert er mit pragmatischem Humor, der keinen Idealismus aufkommen lässt.
Katja Riemann als zynische Direktorin
Katja Riemann spielt eine zwischen Zynismus und Gleichgültigkeit schwankende Direktorin, die ihre Lehrer gerne mal ins Feuer schickt, aber auch genau weiß, wann es Zeit ist, sich über Richtlinien hinwegzusetzen. In ihren kurzen Szenen stiehlt sie mit ihrer sachlichen Haltung allen anderen die Show.
Aber Dağtekin unterläuft nicht nur die typische Hollywood-Ergriffenheit, er widersetzt sich letztlich auch der schalen Komik deutscher ‚Pauker-und-Lümmel’-Filme. So klingen neben den recht derben Tönen schon bald auch romantischere an. Natürlich ist die Liebesgeschichte zwischen Zeki und der etwas spröden Referendarin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) ein einziges Klischee. Aber Elyas M’Barek und Karoline Herfurth verleihen diesem Märchen vom gar nicht mal so bösen Typen und dem in Wahrheit attraktiven Mauerblümchen einen unwiderstehlichen Charme.
Wertung: Vier von fünf Sternen