Lörrach. . Der Film von Sigrid Faltin zeigt das Leben einer ganz und gar nicht typischen Patchwork-Familie, die mit einem besonders schweren Schicksalsschlag umgehen muss. Faltin hat die Familie aus Süddeutschland ein Jahr lang begleitet. Das Ergebnis ist am Dienstag im Ersten zu sehen.

Zwei Familien, fünf Kinder, ein Liebespaar: Das klingt nach dem normalen Wahnsinn einer Familienzusammenführung. Der Dokumentarfilm von Sigrid Faltin „Liebe! Kinder! Hoffnung! Ein dramatisches Jahr mit einer Patchwork-Familie“ ( ARD, 22.45 Uhr) zeigt jedoch das ganz und gar nicht typische Leben einer solchen Familie, die schließlich mit einem schweren Schicksal leben muss.

Marion (32) und Kai (43) haben sich im Internet kennengelernt und sind frisch verliebt. Schnell ist Marion mit ihrem Sohn zu dem Arzt und seinen vier Kindern nach Lörrach gezogen. Chronologisch reist der Zuschauer mit ihnen durch das Jahr. Alle Mitglieder der neuen Familie dürfen das Geschehen im Interview kommentieren und ihr gemeinsames Leben beschreiben.

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Situationen, die zunächst verkitscht wirken, driften oft ins Befremdliche ab – etwa, wenn das Paar von seiner ersten Liebesnacht berichtet. Am Morgen danach seien alle fünf Kinder, die sich gerade mal einen Tag kannten, zum Kuscheln in ihr Bett gekrochen. Das scheint zu viel Nähe in zu kurzer Zeit zu sein.

Die Fassade der familiären Harmonie bröckelt

Die Eltern versuchen, einen Alltag des Einklangs zu kreieren. Ob die Kinder das auch so empfinden, bleibt häufig fraglich. Marion, die Musiklehrerin an einer Waldorfschule ist, bringt allen Kindern ein Instrument bei, ständig singen sie miteinander. Marion schreibt Kai E-Mails und schüttet ihm darin ihr Herz aus, obwohl er direkt neben ihr sitzt. Ein Relikt aus ihrer Zeit der Online-Partnervermittlung, sagt sie.

Ein Konfliktthema, das viele Mischfamilien betrifft – das liebe Geld – kommt nicht zur Sprache. Auch nicht, was mit der Mutter von Kais Kindern los ist. Sie waren zeitweise im Pflegeheim, heißt es. Eine genauere Erläuterung bleibt dem Zuschauer verwehrt.

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Erst nach der Hälfte des 90-minütigen Filmes wird klar, warum es sich, wie der Titel verheißt, um ein dramatisches Jahr mit der Patchwork-Familie handelt. Der Vater bekommt eine schlimme Diagnose: Lungenkrebs. Er hat nur noch kurze Zeit zu Leben.

Die Fassade fällt

Dokumentarfilmerin Faltin beschreibt, dass das Projekt zu diesem Zeitpunkt auf der Kippe stand, sich die Familie aber zum Weitermachen durchringen konnte. Und so ist zu sehen, wie es den beiden Erwachsenen immer schwerer fällt, die Fassade der familiären Harmonie aufrecht zu erhalten. Auch wenn sich das Gros der Zuschauer wohl nicht mit der Familie identifizieren kann, bleibt am Ende doch viel Mitgefühl und der Wunsch, dass noch alles gut wird.