Essen. Der Starregisseur Pedro Almodóvar will mit seinem neuen Film „Fliegende Liebende“ offenbar zurück zu seinen Wurzeln. Aber das funktioniert nur mäßig. Nach den Publikumserfolgen wie „Volver“ oder „Sprich mit ihr“ kommt der Spanier nun deutlich seichter daher.

Die Filme des spanischen Starregisseurs Pedro Almodóvar sind immer für eine Überraschung gut. Egal, ob es da um eine geschwängerte Koma-Patientin geht („Sprich mit ihr“) oder um einen schlecht riechenden weiblichen Geist („Volver“). Für eine Überraschung sorgt auch sein neues Werk „Fliegende Liebende“, diesmal allerdings eher im negativen Sinn: Die Groteske, die Almodóvar hier im Sinn gehabt haben mag, die Rückkehr vielleicht auch zu den schrillen Anfängen seiner Karriere, sie will nie so recht Feuer fangen.

Gleich der Beginn des Films führt den Zuschauer in die Irre. Da treten zwar die Almodóvar-Stars Penélope Cruz und Antonio Banderas erstmals gemeinsam in einem Film ihres Impresario auf, doch ihrer ansichtig wird man nur kurz. Sie absolvieren lediglich einen Gastauftritt auf dem Rollfeld als verliebte Airport-Angestellte, die von ihren Gefühlen derart übermannt werden, dass ihnen ein folgenschwerer Fehler unterläuft, der einem Airbus Richtung Mexiko schwer zu schaffen machen wird.

Womit wir bei der eigentlichen Geschichte des Films angekommen wären. Denn an Bord der betreffenden Maschine hat man viel zu spät bemerkt, dass eines der vier Triebwerke beschädigt ist. Nun muss man endlos über Toledo kreisen und warten, bis sich irgendwo eine präparierte Startbahn für die Notlandung anbietet.

Drei schwule Stewards

Wie gut, dass es an Bord trotzdem recht turbulent zugehen kann, woran vor allem die drei heftig schwulen Stewards ihren Anteil haben. Almodóvar will die große Tunten-Oper, packt die Stewards in enge Uniformen und lässt jedem Klischee gleichgeschlechtlichen Auftretens sowie den Körpersäften freien Lauf.

Doch was einst in den Filmen dieses Regisseurs als gesellschaftliches Aufbegehren in der Post-Franco-Zeit noch wunderbar befreiend funktionierte, das wirkt heute nur noch wie eine fade warme Brühe, der man vergessen hat, die humoristischen Ingredienzien beizufügen. Daran leidet im Übrigen auch der Rest des Films, der nie die Qualität einer guten Katastrophen-Persiflage erreicht, wie man sie früher aus Hollywood geliefert bekam.

Und das trotz skurriler Figuren an Bord, die von den Stewards Mescalin in die Getränke geschüttet bekommen, um die Enthemmung in der Dauerwarteschleife zu beschleunigen. Da gibt es das Medium, das in fortgeschrittenem Alter noch immer Jungfrau ist und die das umgehend ändern möchte. Es gibt eine paranoide Domina, einen Immobilienspekulanten auf der Flucht und eine an der Schlafkrankheit leidende junge Braut, mit der ihr Ehemann trotz dieses Zustands die Ehe vollzieht.

Metaphern wohin man blickt

Nimmt man das Cockpit hinzu, wo nach dem Piloten auch der Co-Pilot sich schließlich sein Schwulsein eingestehen muss, dann wäre da eigentlich genügend Kapital für ein passables Lustspiel vorhanden. Aber was soll man machen, wenn die Regie mehr an der Farbgestaltung der Kabinen interessiert ist als an Gags. Und dann noch diese Metaphern: Die Fluggesellschaft heißt „Peninsula“, steht also für die ganze Iberische Halbinsel. Die einfachen Menschen der zweiten Klasse würden nur stören, werden deshalb samt und sonders betäubt, dürfen aber bei Gelegenheit als Sexspielzeug für die Erste Klasse herhalten. Und wenn man schließlich tatsächlich landen darf, dann auf dem Geisterflughafen von La Mancha, einem berüchtigten Milliardengrab. Zu viel von Allem, zu wenig vom Notwendigen.

  • Wertung: zwei von fünf