Pedro Almodóvar ganz und gar auf der Höhe seiner Kunst: In „Zerrissene Umarmung” mit Penélope Cruz gebiert der Filmemacher ein beeindruckend monströses Geflecht von Beziehungen und Schicksalen. Nicht nur etwas für Voyeure.

Penélope Cruz - die scheue Schöne

Ihr kometenhafter Aufstieg von der Automechaniker-Tochter zur Oscar-Gewinnerin hat vor allem mit Almodóvar zu tun.

Er entdeckte sie mit 18, bald spielte die schöne, scheue Cruz in großen Filmen von „Alles über meine Mutter" bis „Vanilla Sky”. Jüngsten Gerüchten zufolge erwartet die 35-Jährige ein Kind von ihrem Partner, Oscar-Preisträger Javier Bardem.

Ein Film sucht seinen Anfang und gebiert dabei ein wahrhaft monströses Geflecht von Beziehungen und Schicksalen. Immer wieder, wieder und wieder fängt Pedro Almodóvar in seinem Film „Zerrissene Umarmungen” eine neue Geschichte an, verwirrt er vorsätzlich den Zuschauer, bis sich alles auf wunderbare Weise zusammenfügt. Ans Licht drängt nun plötzlich eine funkelnde Hommage an das Kino und eine Liebeserklärung an das Wesentliche dieser Kunst – den Voyeurismus.

Ein Meisterwerk aus Zelluloid-Ruinen

Das beginnt schon damit, dass eine attraktive Blondine dem blinden Drehbuchautor Harry Cain (Lluís Homar) aus der Zeitung vorliest, dann sehr plastisch ihren Körper beschreibt, um danach wie selbstverständlich mit ihrem Gastgeber auf der Couch zu schlafen. Dabei hatte er sie nur hereingebeten, weil sie ihm so nett über die Straße geholfen hatte – eine echte Männerphantasie.

Cain war vor 14 Jahren noch ein sehender Filmregisseur namens Mateo Blanco, der gerade seinen Film „Frauen und Koffer” begann, der verdächtig viele Motive aus Almodóvars eigenem Welterfolg „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs” herbeizitiert. Und so wie im Laufe der Zeit Penélope Cruz zur Muse Almodóvars wurde, so wird beim Film im Film die von ihr gespielte Lena zur Muse des Regisseurs Mateo. Ein nicht ungefährliches Unterfangen, denn über die junge Schönheit wacht ihr geradezu besessener großväterlicher Geliebter Ernesto. Als seinen verlängerten Arm benutzt er den eigenen Sohn Ray, der nun als eine Art „Peeping Tom” am Set herumläuft und jeden Schritt Lenas mit der Videokamera registriert.

Film im Film

Zerrissene Umarmungen

Deutscher Kinostart: 06.08.2009

Regie: Pedro Almodóvar

Darsteller: Lluís Homar, Penélope Cruz, Marta Aledo, Javier Coll u.a.

Die Geschichte ist ein waghalsiges Konstrukt, das sich stets weiter verästelt, dabei immer Gefahr laufend, leicht zu zerbrechen – so wie die Liebe von Mateo und Lena, die schließlich auf Lanzarote ihr gewaltsames Ende findet. Doch da ist immer noch die Produktionsleiterin Judit (Blanca Portillo), die den zu Harry Cain gewandelten Blinden in der Gegenwart mit ihrem Sohn durch den Alltag hilft. Da warten weitere Enthüllungen . . .

In „Zerrissene Umarmungen” feiert der Spanier Almodóvar das Handwerk des Filmemachens, er zeigt beim Film im Film wie man aus Zelluloid-Ruinen doch noch ein grandioses Meisterwerk zaubern kann. Er spielt mit all seinen Möglichkeiten, schafft für Penélope Cruz immer neue Inkarnationen und bewegt sich dabei souverän auf der Höhe seiner Kunst. Wer das Kino liebt, wird diesen Film unweigerlich lieben.