Cannes. Er gilt als Kultfilmer Spaniens, mit "Zerrissene Umarmungen" kommt sein neuestes Werk in die Kinos - Regisseur Pedro Almodóvar spricht im Interview über Penelope Cruz, Migräne, Drogen und warum es nicht schadet, wenn Hauptdarsteller sexy sind.

Mit dem „Gesetz der Begierde” machte er vor 20 Jahren auf sich aufmerksam, mit den „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs” folgte der große Durchbruch. Seitdem gilt der Spanier Pedro Almodóvar als schriller Kultfilmer. „High Heels”, „Kika” oder „Alles über meine Mutter” förderten den Ruf des Melodramen-Machers. Einmal mehr spielt bei seinem jüngsten Streich „Zerrissene Umarmung” die schöne Penélope Cruz die Hauptrolle. Dieter Oßwald traf Almodóvar in Cannes.

Haben Sie das Drehbuch Ihrer Muse Penélope Cruz auf den Leib geschrieben?

Pedro Almodóvar: Nein, ich mache mir immer erst nach dem ersten Entwurf des Drehbuchs Gedanken darüber, wer die Figuren spielen könnte. Die Besetzung findet immer in letzter Minute statt.

Hat der Oscar Penélope Cruz verändert?

Pedro Almodóvar: Ich bin in der glücklichen Lage, dass Penélope mir völlig vertraut, als Regisseur und als Mensch. Das geht so weit, dass sie beim Drehen bisweilen richtig paralysiert war, weil sie Angst hatte, nicht gut genug zu sein. Ich musste sie oft ermutigen und ihr versichern, dass sie nicht nur gut ist, sondern auch viel besser als ich.

Was muss ein Schauspieler haben, um bei einem Almodóvar-Film mitzuspielen?

Pedro Almodóvar: Er muss präsent sein und glaubwürdig. Die Technik ist zweitrangig, entscheidend ist allerdings, dass man diese Technik nicht spürt. Wünschenswert wäre zudem ein gewisser Sinn für Humor. Unerheblich ist hingegen die Intelligenz, Schauspielerei passiert nicht im Kopf. Für Hauptdarsteller kann es nie schaden, wenn sie sexy sind und gutaussehend.

Wie sehr leiden Sie noch immer unter Ihrer Migräne?

Pedro Almodóvar: Zum Glück habe ich inzwischen eine Behandlung gefunden, die sehr wirksam ist. Bei Migräne stehen die Neurologen ja noch immer vor einem absoluten Rätsel. Bei mir ist sie genetisch bedingt. Allerdings ist die Arbeit hilfreich. Das Schlimmste in dieser Lage ist, abzuwarten und nichts zu tun. Schreiben und Drehen ist für mich ein ideales Mittel gegen Migräne.

»In meinem Alter kommt der Punkt, wo man mit Drogen aufhören muss«

Zerrissene Umarmungen

Deutscher Kinostart: 06.08.2009

Regie: Pedro Almodóvar

Darsteller: Lluís Homar, Penélope Cruz, Marta Aledo, Javier Coll u.a.

Und Drogen?

Pedro Almodóvar: In meiner Generation gehörten Drogen zum Alltag. Doch für Leute in meinem Alter kommt der Punkt, wo man damit aufhören muss, weil man sonst nicht überleben kann. Damals waren synthetische Drogen kaum in Mode, heute gibt es in Spanien jedes Wochenende Opfer. Darum habe ich das Thema in den Film eingebaut.

Welche Drogen haben Sie genommen?

Pedro Almodóvar: Ich habe natürlich nicht alles ausprobiert, aber in den 80er- und 90er-Jahren habe ich Kokain genommen, schließlich wollten wir damals alle so sein wie David Bowie und Lou Reed zusammen. Ich habe aufgehört, als meine Arbeit immer mehr blockiert wurde. Mit klarem Kopf konnte ich viel besser leben und arbeiten.

Wie wichtig ist Ihnen öffentliche Anerkennung?

Pedro Almodóvar: Ich schätze meine Qualitäten als Regisseur definitiv nicht so hoch ein, als dass ich immun gegen schlechte Kritiken wäre. Bei meinen Filmen bin ich mir da schon weitaus sicherer, ich kann objektiv einschätzen, wie gut ein Werk gelungen ist.