Essen. Tomi Ungerers Kinderbuch vom „Mondmann“ ist bereits 46 Jahre in der Welt. Aber erst jetzt hat sich jemand dazu aufgerafft, Ungerers Bilder in einen Animationsfilm umzusetzen. Stephan Schesch hatte dabei das Glück, dass der inzwischen 82-jährige Autor sich am Drehbuch beteiligte.
Ein außerirdischer Besucher landet auf der Erde, wird aber alsbald von Heimweh geplagt: Diese Geschichte gab’s doch schon mal. Tatsächlich sind die Parallelen zwischen Tomi Ungerers Märchen vom „Mondmann“ (1966) und Steven Spielbergs modernem Klassiker „E.T.“ (1982) nicht zu übersehen: Hier wie dort erkennen allein die Kinder, dass von dem „Alien“ keinerlei Gefahr ausgeht.
Plädoyer für Freundschaft und Toleranz
Schon Ungerers Kinderbuch ist von großer Warmherzigkeit und Poesie. Stephan Schesch (Buch, Regie und Produktion), der bereits die Verfilmung des Ungerer-Buchs „Drei Räuber“ (2007) produziert hat, erzählt die Geschichte nun als Plädoyer für Freundschaft und Toleranz. Eines Tages wird es dem Mondmann auf dem Mond zu langweilig. Kurzerhand schnappt er sich den Schweif eines Kometen und reist zur Erde. Aber die Kinder sind nun sehr traurig, sie vermissen den Mondmann. Nun weiß er, dass er eine Aufgabe hat, doch bevor er sich fragen kann, wie er zurück auf den Mond kommt, wird er als gefährlicher Eindringling verhaftet.
Natürlich richtet sich „Der Mondmann“ an Kinder, aber an Kinder allen Alters; und das nicht nur wegen der politischen Botschaft, die in dem vom mittlerweile 82-jährigen Ungerer mitentwickelten Drehbuch viel deutlicher zu spüren ist. Scheinbar schlichte Merksätze wie „Allein ist man schneller, aber zu zweit kommt man weiter“ stehen für eine sympathische Philosophie.
Mit großen Kulleraugen staunen
Junge Großeltern werden sich über die Reminiszenz an die späten Sechziger freuen: Der Mondmann ist ein naives Blumenkind, ein neugieriger Träumer, der mit großen Kulleraugen alles bestaunt, was in dieser Frühlingswelt kreuchend, fleuchend oder blühend seinen Weg kreuzt. Songs wie „In-A-Gadda-Da-Vida“ von Iron Butterfly sorgen für die passende Untermalung. Die Grafik der knallbunten Bilder orientiert sich an Ungerers Zeichenstil, der ja keineswegs immer gefällig ist.
Prominente Sprecher-Besetzung
Den besonderen Status des Werks belegt auch die Besetzung der Sprecher: Ulrich Tukur, Corinna Harfouch, Ulrich Noethen sowie Ungerer selbst als Erzähler. Den schönsten Part hat jedoch Katharina Thalbach in der Titelrolle; ihre markante Stimme sorgt dafür, dass man den Besucher umgehend ins Herz schließt.