Essen. . „Drive“ heißt der erste US-Film des Dänen Nicolas Winding Refn („Walhalla Rising“), dessen namenlose, kompromisslose Hauptfigur viel mit dem Kino eines Clint Eastwood („Fremder ohne Namen“) oder Walter Hill („Driver“) gemein hat.
Wenn man den wortkargen Driver nach seinem Beruf fragt, dann ist die Antwort kurz: „Ich fahre“. Besser könnte er es auch gar nicht beschreiben: Er macht Autostunts für Hollywood-Firmen, dient sich der Halbwelt daneben aber auch als zuverlässiger Fluchtwagenlenker an. Und dazwischen arbeitet er in seinem Hauptberuf als Automechaniker in der Werkstatt eines Freundes.
„Drive“ heißt denn auch der erste US-Film des Dänen Nicolas Winding Refn („Walhalla Rising“), dessen namenlose, kompromisslose Hauptfigur viel mit dem Kino eines Clint Eastwood („Fremder ohne Namen“) oder Walter Hill („Driver“) gemein hat. In Ryan Gosling hat Refn die definitive Besetzung für seinen emotionslosen Helden gefunden. Kurz und knapp erläutert dieser zu Beginn die Regeln seines Mitwirkens: Zehn Minuten wird er mit dem Fluchtwagen während des Coups bereit stehen. Wer danach nicht erschienen ist, bleibt auf sich allein gestellt.
Spannung ohne spektakuläre Crashs
Schon der Beginn des Films ist eine vibrierende Ouvertüre in Coolness. Der Einbruch ist anscheinend aus dem Ruder gelaufen, doch der Driver schafft mit den Resten seiner Kundschaft gerade noch den Absprung. Was sich nun anschließt ist ein Katz- und Mausspiel zwischen Fluchtwagen und Polizeiautos, ein intensives gegenseitiges Abtasten. Die Spannung wird hier nicht durch laute Pyrotechnik erzeugt, sondern im Gegenteil aus der Ruhe heraus. Das sanfte Schnurren des abwartenden Fluchtwagens in einer dunklen Gasse baut dabei mehr „Suspense“ auf, als die üblichen spektakulären Crashs.
Das Leben des fahrenden Einzelgängers ohne Familie und Freunde verliert seine klare Linie, als er Veränderungen in seinem Verhalten zulässt. Zu seiner neuen Nachbarin Irene (Carey Mulligan) samt kleinem Sohn entwickelt er plötzlich so etwas wie Zuneigung. Die geht am Ende so weit, dass er Irenes aus dem Gefängnis heimkommenden Ehemann Standard (Oscar Isaac) sogar helfen will, mit seiner kriminellen Vergangenheit abzuschließen. Da sind nur noch die Schulden, die Standard bei dem Unterweltboss Bernie Rose (Albert Brooks) hat und die er durch den Überfall auf einen Pfandleiher aus der Welt schaffen will. Da immer eins zum anderen kommt, hat Bernie ganz andere Pläne.
Die Frau als Verhängnis für den Helden ist ein Topos des klassischen Noir-Films, zu denen man „Drive“ durchaus zählen kann. Und so nimmt allmählich eine Kettenreaktion ihren Lauf, deren Ende sehr blutig sein wird. Refn kennt da kein Pardon, wenn es um Gewalt geht – und wenn man seinem Film etwas vorwerfen könnte, dann dass er manchmal die Kamera zu neugierig hinschauen lässt, wenn ein Mensch zu Tode befördert wird. Aber dann sieht man wieder Ryan Gosling, der einen in Habitus und Fahrstil so sehr an Steve McQueen erinnert, damals in „Bullit“. Und schon ist man versöhnt.