Essen. . Ein bisschen Show, ein bisschen Sex, ein bisschen Tingeltangel und ganz viel Herz: Mathieu Amalric führt mit „Tournée“ in die wundersame Welt der Burlesque-Shows. Der Film begleitet die Tänzerinnen auf ihrer Frankreich-Tour.
Dieser Film ist wie seine Darstellerinnen: Er gibt sich mal offenherzig und dann wieder spielerisch scheu, er gefällt sich in aller wunderbaren Schamlosigkeit und behält doch sein Geheimnis. Kurz-um: „ Tournée“ ist drall und prall, ist lustig und lasziv und ein wenig ziellos wie die New Burlesque-Truppe, die Mathieu Amalric („Schmetterling und Taucherglocke“) da auf die Reise schickt.
Dass diese aus Amerika importierte Varieté-Variante der 20er-Jahre auch in Europa nicht mehr der allerneuste Schrei ist, sieht man gleich, wenn Dirty Martini, Mimi le Meaux und Evie Lovelle, so die vielversprechenden Künstlernamen der Damen, ihre Domizile an der französischen Atlantikküste beziehen. Die Hotels sind schäbig, die Auftrittsorte mehr Hinterhof als Glanzpalast. Und aus Paris, dem künstlerischen Sehnsuchtsziel auch dieser Truppe, scheint nichts zu werden.
Almeric, der für „Tournée“ nicht nur Regie, sondern auch die Rolle des gescheiterten Managers und Familienvaters Zand übernommen hat, erzählt die Story der New Burlesque-Truppe, mit Herz, Humor und großer Sympathie für diese Tänzerinnen, die uns vor der Kamera viel mehr zeigen als nackte Haut, Glitzer-BH und Striptease-Artistik.
„Tournée“ ist ein ungewöhnlicher Film über den Zwischenzustand, den man im wahren Leben vielleicht Alltag nennt. Für Kitten, Mimi und Elvie ist es nur der Moment, in dem man kurz die falschen Wimpern abnehmen könnte. Aber das wäre wahrscheinlich der unerträglichen Natürlichkeit des Seins zu viel.