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Keine Woche der überragenden Filme eigentlich. Aber wer sich auf „Die drei Musketiere“ in 3D einlässt oder in „Kill the Boss“ den eigenen Frust in Bilder umgesetzt erlebt, der macht eigentlich nichts falsch – keine hohe Kunst, aber hübsches Entertainment.
Die drei Musketiere
„Die drei Musketiere“ sind zurück im KIno – eine weitere Verfilmung des bekannten Romanstoffes von Alexandre Dumas, der seit 1921 schon unzählige Adaptionen hinter sich hat. Paul W. S. Anderson („Resident Evill“) jedoch zeigt uns, wie man die alten Helden auf der Leinwand wieder ganz jung aussehen lassen kann. Angereichert mit viel augenzwinkerndem Humor, tollen Fechtszenen und Christoph Waltz als machthungrigem Kardinal Richelieu steuert der Film seinen wahren Schauwerten entgegen. Aus gestohlenen Papieren von Leonardo da Vinci baut man sich Kriegsmaschinen zusammen, die schließlich am Himmel gegeneinander antreten: gigantische Luftschiffe, die an Piratenschiffe aus der Karibik erinnern. Popcorn-Entertainment ohne schlechtes Gewissen.
Kill the Boss
In den Achtzigern hieß es noch vorsichtig „Warum eigentlich. . .bringen wir den Chef nicht um?“, heute wird nicht mehr lange gefragt. In „Kill the Boss“ von Seth Gordon werden drei Angestellte von ihren jeweiligen Vorgesetzten derart schikaniert, dass der Gedanke an Mord zwangsläufig entsteht. Der Film ist eine gelungene Satire auf das Angestelltendasein und glänzt mit starken Schauspielerauftritten auf Seiten der Fieslinge: Kevin Spacey als egomanischer Kotzbrocken, Colin Farrell als koksendes und unterbelichtetes Eigentümer-Söhnchen und Jennifer Aniston als nymphomane Zahnärztin, die aus sexueller Belästigung am Arbeitsplatz eine Dauereinrichtung macht.
Roller Girl
Seit Frauensport auch eine Frage von Emanzipation und Selbstbehauptung ist, nimmt das Genre des Frauensportfilms im Kino Fahrt auf. Der in „Roller Girl“ zelebrierte Sport heißt Roller Derby und erinnert ein wenig an Frauenwrestling auf der Radrennbahn. Ellen Page, seit „Juno“ so etwas wie eine Expertin für junge Kämpfernaturen, gibt auch hier die sehr patente Vorstellung eines Mädchens, für das zum Erwachsenwerden mehr gehört als Abendkleid und Lippenstift. Der Erstlingsfilm von Drew Barrymore als Regisseurin ist eine Lehrstunde in Selbstbestimmung und Durchsetzungsvermögen.
Mein bester Feind
Das Dritte Reich, die Judenverfolgung und schließlich der Holocaust, das ist nach gängigen Maßstäben hierzulande kein Stoff für einen Kinofilm mit komödiantischem Einschlag. „Mein bester Feind“ visiert genau das an, als Gemeinschaftsproduktion von Deutschland und Österreich. Gezeigt wird eon aberwitziges Katz- und Mausspiel, bei dem durch Flugzeugabsturz und Verkleidungstricks ein KZ-Insasse (Moritz Bleibtreu) mit einem SS-Mann (Georg Friedrich) die Rollen tauscht. Regisseur Wolfgang Murnberger wird sich mit dem Vorwurf abfinden müssen, dass sein Film bei aller Ambition zu harmlos und zu leichtfertig ist. Einer gewissen Lässigkeit im Dialogbuch stehen haarsträubende Ungereimtheiten und Zeitsprünge im Handlungsverlauf und wenig Finesse in der Konfliktlösung gegenüber.
Baikonur
In sowjetischer Zeit war der Weltraumflughafen Baikonur eines der Prunkstücke des Systems. Und so, wie es der Titel verspricht, ist auch Veit Helmers neuer Film „Baikonur“ angesiedelt. Vom alten Weltraumglanz ist heute zwar nicht mehr viel übrig, doch gibt es immer noch Raketenstarts und es regnen dann Triebwerke und andere Trümmerteile auf die kasachische Steppe herab; genug zumindest, dass am Boden einheimische Familienclans einander belauern, um den Weltraummüll abzusammeln. Es ist zur traurigen Gewohnheit geworden, dass Veit Helmers Spielfilme zwar mit einer originellen, skurrilen Grundidee aufwarten, die inszenatorische Umsetzung in ihrer Synthese aus Jean-Pierre Jeunets groteskem Figurenkabinett und dem pantomimischen Humor Jacques Tatis dagegen zunehmend in einem lähmenden Exotismus versandet.