Essen. . Brave Mädchen kommen nach der Mutter, Roller Girls kommen ans Ziel ihrer Träume: Hollywood-Star Drew Barrymore setzt in ihrem Regie-Debüt auf robuste Mädchen, rasante Wettrennen und die Faszination von Rollschuhen.

Früher, als die Dinger noch Rollschuhe hießen und von ihren Halterinnen spätestens im Alter von zehn Jahren in den Rumpelschrank der Kindheitsrelikte verbannt wurden, wäre so ein Film wie „Roller Girl“ noch undenkbar gewesen. Seit Frauensport aber nicht nur Anlass ist, hübsche Trikots und anmutige Turnfiguren zu zeigen, sondern auch eine Frage von Emanzipation und Selbstbehauptungswillen, nimmt das Genre des Frauensportfilms im Kino Fahrt auf, von „Kick it Like Beckham (Fußball) bis „Million Dollar Baby“ (Boxen).

Und so donnert uns ab Donnerstag ein neuer Trend auf der Leinwand entgegen und beschert uns eine Begegnung mit einem hierzulande noch recht unbekannten Sport, der in den USA bereits seit Jahrzehnten betrieben wird, dem „Roller Derby“.

Kämpfernaturen

Dem ersten Eindruck nach erinnert es ein wenig an Frauenwrestling auf der Radrennbahn. Wer mitmischt, darf nicht zimperlich sein. Zum „Roller Girl“ gehören Sturzhelm und Ellenbogenschoner ebenso wie eine ziemlich große Klappe. Es wird gepöbelt, gestoßen und gefoult. Und Drew Barrymore, die man im Kino heute vor allem als blonden Liebling in Romanzen wie „Mitten ins Herz“ oder „50 erste Dates“ kennt, scheint in ihrem Regiedebüt noch mal an die Flegeljahre der Kindheit anzuknüpfen, als sie nach ihrem Welterfolg mit „E.T.“ mit Alkohol- und Drogeneskapaden von sich reden machte.

Vor der Kamera aber sind Barrymore, Juliette Lewis und Kristen Wiig („Brautalarm“) diesmal vor allem dazu da, Ellen Page als dem Roller-Baby Bliss den Rücken freizuhalten. Page, die nach der Teenie-Schwangerschaft in „Juno“ so etwas wie eine Expertin für jugendliche Kämpfernaturen geworden ist, gibt auch hier die sehr patente Vorstellung eines Mädchens, für das zum Erwachsenwerden mehr gehört als das erste Abendkleid und ein Lippenstift.

Brave Mädchen kommen nach der Mutter, Roller Girls kommen ans Ziel ihrer Träume: Diese Lehrstunde in Selbstbestimmung und Durchsetzungsvermögen wird dann aber doch ziemlich pflichtgemäß und erwartbar abgearbeitet. Den deutschen Titel „Manchmal ist die schiefe Bahn der richtige Weg“ hätte man sich dabei in jedem Fall verkneifen sollen.