Essen. Tom Hanks geht als arbeitsloser Mittfünfziger noch mal auf die Uni, ein Muslim will auf seine alten Tage Jude werden. Und Michael Bay weiß in „Transformers 3“ immer noch nicht, wann es Zeit ist, aufzuhören. Im Kino wird gerade viel gelernt und umgeschult.

Larry Crowne

Larry Crowne war bereits achtmal Mitarbeiter des Monats in einer Supermarktkette - wird dann aber doch entlassen. Was danach passiert, erzählt Tom Hanks (als einer der Drehbuchautoren, als Produzent und Hauptdarsteller) als großes amerikanisches Märchen. Crowne geht zum College um seinen Schulabschluss nachzuholen, lernt dort die beruflich wie privat frustrierte Lehrerin Mercedes Tainot (Julia Roberts) kennen und, klar: lieben. Alles plätschert freundlich vor sich hin, der Film ist kein Sozialdrama, sondern der rosige Blicks eines Hollywood-Stars auf die amerikanische Realität. Alles wird gut!

Transformers 3

Der Kino-Kriegszug des krawalligen Blechspielzeugs geht weiter. In „Transformers 3“ fährt Regisseur Michael Bay einmal mehr alles auf, was die Studiotechnik hergibt: Bis an die Zähne bewaffnete außerirdische Roboter, die sich als Luxus-Autos tarnen, ausladende Kämpfe zwischen den verfeindeten Decepticons und den Autobots, dazu ein bisschen Liebe, Eifersucht und ein historischer Rückblick auf die Mondlandung. „Transformers 3“ setzt eine Effektlawine los, wie es sie auch nach Hollywoods Maßstäben nicht alle Tage zu sehen gibt. Mehr als eine irrwitzige Materialschlacht ist dabei trotzdem nicht herausgekommen.

Alles koscher

Der Trend zur respektlosen Religionskomödie bringt derzeit ein paar sehenswerte Filme auf den Markt, einer davon ist „Alles koscher“. Die Geschichte: Weltoffener britischer Muslim erfährt am Totenbett seiner Mutter, dass er ein Adoptivkind ist - und von Geburt Jude. Während er im Schnelldurchlauf auf Judentum umschult, will sein Sohn ausgerechnet die Tochter eines radikalen Hasspredigers heiraten. Regisseur Josh Appignanesi hat eine ziemlich vergnügliche schwarze Komödie über echte Identitätskrisen und falsche Religions-Krieger arrangiert. Nicht so böse wie „Four Lions“, aber mit vielen guten Gags gespickt.

The Way Back

So weit die Füße tragen 2011: Regisseur Peter Weir hat aus der alten Geschichte vom großen Freiheitsmarsch in „The Way Back“ eine ebenso aufwendige wie konventionelle Verfilmung vor großen Landschaftspanoramen gemacht. Als Vorlage diente diesmal der Roman vom Slawomir Rawicz, der eine Gruppe von Kriegsgefangenen aus dem sibirischen Stalin-Gulag bis nach Indien schickt. Fast zweieinhalb Stunden lang erleiden die Flüchtlinge alle erdenklichen Qualen: Hunger, Durst, Eiseskälte, Glutzhitze, Wüstenstürme, blutige Füße und faulige Zähne. Trotz großer Darsteller wie Ed Harris und Colin Farrell und unvorstellbar großem, menschlichem Leid weiß der Film nicht wirklich zu berühren.

Rockabilly Ruhrpott

Unsere Religion ist Rock’n’Roll.“ Mit diesem Satz ist eigentlich schon alles gesagt über den Film „Rockabilly Ruhrpott“ und über die Leute, die darin zu Wort kommen. Es ist das ebenso treffende wie erhellende Porträt einer nicht mehr ganz so jugendlichen Subkultur, die ihre Hauptstadt zwischen Förderturm und Stahlwerk hat, erzählt von ihren Machern und Mitgliedern. Die Regisseurinnen Christin Feldmann und Claudia Bach lassen durchweg reflektierte Rockabillys sprechen, die sie angetroffen haben zwischen dem Soul Hellcafé in Rüttenscheid oder der Kustom Kulture in Kirchhellen. Viele schwärmen noch heute vom Schlosskeller in Oberhausen und verachten Dick Brave.

All You Need is Klaus

Klaus Voormann hat mit allen gespielt: Der Designer des legendären „Revolver“-Covers der Beatles zupfte den Bass für eben jene Fab Four, aber auch für Manfred Mann und zig andere Musiker. Regisseur Jörg Bundschuh begleitete das Multitalent zu den Aufnahmesessions für sein Album „A Sideman’s Journey“, er ging mit ihm zurück zum Elternhaus, besuchte mit ihm Carli Simon und Twiggy – und liefert mit „All You Need Is Klaus“ eine ruhige Dokumentation über einen Mann, der beinahe selbst zum Beatle geworden wäre. Über einen, der Großes geleistet hat, sich aber nie in den Vordergrund drängte.