Essen. Der Kampf zwischen Autobots und Decepticons geht in eine neue Runde: „Transformers 3“ läuft morgen in unseren Kinos an - und ist eine etwas blutarme Materialschlacht mit Außerirdischen.

Sommerzeit – Blockbusterzeit. Es hat einige Jahrzehnte gedauert, bis Hollywood den deutschen Kinomarkt an amerikanische Gepflogenheiten anpassen konnte. Früher hätte man auf einen Film wie „Transformers 3“ bis zum Spätherbst warten müssen, jetzt platzt Michael Bays sündhaft teures Roboterspektakel punktgenau in die nahende Ferienzeit (und andernorts haben die Großen Ferien ja schon begonnen).

Und es spielt keine Rolle, wohin man fährt oder ob man zu Hause bleibt – in irgendeinem Kino ist der erklärte Blockbuster garantiert zu sehen. Für den deutschen Kinozuschauer ist das nur bedingt ein Grund zur Freude. Denn während die mit Trickeffekten voll gestopften Actiontitel in den USA und auf den Märkten des Fernen Ostens die Jugendlichen in Ekstase versetzen, sind die Reaktionen hierzulande bislang eher verhalten. In harten Zahlen: Trotz horrender Produktionskosten von insgesamt rund 350 Millionen US-Dollar spielten die ersten beiden Teile allein auf dem US-Binnenmarkt über das Doppelte ein.

In Deutschland, wo Besucherzahlen die relevante Bemessungsgröße darstellen, wurden Teil 1 und 2 von rund 3,4 Millionen zahlenden Zuschauern gesehen; was nicht schlecht ist, aber hinter den Erwartungen zurückblieb. Ein entscheidender Grund dafür: Die Filme basieren Spielzeugfiguren der Firma Hasbro; in Amerika und Japan kennt jedes Kind den Unterschied zwischen den guten Autobots wie Optimus Prime und Bumblebee und bösen Decepticons wie Shockwave.

Regisseur Michael Bay erkannte das Potenzial der Quervermarktung von Kinowirkung und Spielzeugverkauf und legte sofort los, als die Filmtechnik in der Lage war, die bis an die Zähne bewaffneten außerirdischen Roboter, die sich auf der Erde als schicke Luxus-Autos und Super-Trucks tarnen, glaubwürdig in bewegte Bilder zu übersetzen.

Sympathischer Roboter

Nun, in Teil 3, stürzt eine Effektlawine von der Leinwand, wie es sie auch nach Hollywoods Maßstäben nicht alle Tage zu sehen gibt. Aufpoliert durch nachträgliche 3D-Bearbeitung und ohrenbetäubenden Lärm entfaltet sich die Story eines Komplotts, mit dem die Decepticons die Erde unter ihre Knechtschaft zwingen und die Autobots endgültig vernichten wollen. Mittendrin flirtet Shia LaBeouf mit der neuen Partnerin Rosie Huntington-Whiteley, prügelt sich mit einem Nebenbuhler (Patrick Dempsey in einer starken Schurkenrolle) und erörtert mit John Turturro, Josh Duhamel und Frances McDormand Verteidigungspläne, als die Decepticons sich anschicken, die City von Chicago in Schutt und Asche zu legen.

Wieder erweist sich Michael Bay als Konstrukteur enormer (digitaler) Materialschlachten. Penetrant ist sein Hang, die jeweils aktuelle Hardware der US-Streitkräfte genau so attraktiv ins Bild zu setzen wie die Beine und den Schmollmund seiner neuen Hauptdarstellerin. Alles in diesem Film ist sexy – jeder Star, das Militär und sogar der Tod. Denn gestorben wird ohne Blut. Einmal steht ein sympathischer Roboter kurz vor der Hinrichtung und es ist der eine Moment, der wirklich Gefühlsregung provoziert. Mit Menschen ist das auch diesmal bei Bay nicht möglich.