Essen/Los Angeles. .
Vier Golden Globes für „The Social Network“: Der Facebook-Film hat unter anderem die Auszeichnung als Bester Film gewonnen. Die TV-Serie „Glee“, die Montag im deutschen Fernsehen startet, bekam ebenfalls mehrere Preise.
Vor ein paar Jahren wirkte die wilde Mischung von Auszeichnungen für Fernseh- und Filmproduktionen bei den Golden Globes noch ziemlich kurios. Inzwischen ist sie selbstverständlich – wenn zum Beispiel Regie-Legende Martin Scorsese eine Sieger-Fernseh-Serie produziert („Boardwalk Empire“) und Kino-Superstar Al Pacino für seien Hauptrolle in einem TV-Film ausgezeichnet wird. Nach welchen Kriterien die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) zu ihren Nominierungen kommt, wird immer wieder hinterfragt – dass die Golden Globes nach den Oscars den größten Hollywood-Glamour-Faktor haben, bezweifelt niemand.
Moderator Ricky Gervais (der im „Stromberg“-Vorbild „The Office“ berühmt geworden ist), hat bei der Preisverleihung in der Nacht zu Montag wie erwartet kein Blatt vor den Mund genommen. Hat sich auf „eine Nacht mit Party machen und wildem Trinken“ gefreut – „oder wie Michael Sheen es nennt: Frühstück“. Hat sich über die Nominierung des Thrillers „The Tourist“ mit Angelina Jolie und Johnny Depp lustig gemacht, die kein Kritiker außer denen im Verband der Auslandskorrespondenten in Hollywood verstehen kann, der die Golden Globes ausrichtet. Und hat die Korruptionsvorwürfe gegenüber diesem Verband breitgetreten, die vor dem Wochenende wieder laut geworden waren. Ab Mitte der Show aus dem mit Stars vollgestopften Ballsaal im Beverly Hilton Hotel trat Gervais in Hemdsärmeln auf; dass der Brite nach seinen kruden Witzen nochmal bei den Golden Globes auftritt, ist unwahrscheinlich.
Golden Globes als „Oscar“-Barometer
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So zweifelhaft die Auswahlkriterien der HFPA sein mögen – die Golden Globes gelten trotzdem als „Oscar“-Barometer: Der Facebook-Film „The Social Network“ wird hoch gehandelt für den wichtigsten Filmpreis, und er gewann auch als bester Film den Golden Globe. Außerdem bekam David Fincher die Auszeichnung als bester Regisseur, Aaron Sorkin fürs Beste Drehbuch und „Nine Inch Nails“-Frontmann Trent Reznor mit seinem Kollegen Atticus Rose den Golden Globe für die beste Filmmusik.
Angelina Jolie war für ihre Rolle in „The Tourist“ nominiert – außer einen Platz im Scheinwerferlicht bekam der Filmstar allerdings nichts an diesem Abend. Im grasgrünen Pailletten-Kleid, das mit seinen Schulterpolstern und Rückenausschnitt aussah, als wollte es dringend zurück in die 80er, richtete sie ihrem Lebensgefährten Brad Pitt liebevoll die Fliege und legte Lipgloss nach. Kollegin Anne Hathaway am gleichen Tisch trug ein Kleid mit noch größere Pailletten – in Kupfer - und noch dickeren Schulterpolstern: Da scheint eine Stylistin den Denver-Clan-Kostümschrank ausgeräumt zu haben. Und Johnny Depp, der Kaugummi kauend gegen sich selbst antrat – mit Nominierungen für seinen Rollen in „The Tourist“ und in „Alice im Wunderland“ - bekam auch keinen Preis: Ob das wohl doppelt schmerzt?
TV-Hit „Glee“ räumt ab
Schmerzfrei wird Ryan Murphy heute sein. Der Fernseh-Mann hat mit Kollegen den TV-Hit „Glee“ entwickelt: Beste Comedy-Serie, fanden die Juroren auch 2011 – der zweite Golden Globe in dieser Kategorie. Auch zwei der Darsteller gewannen Golden Preise: Chris Colfer, der einen schwulen Jungen mit viel Stilgefühl und verstecktem Fußball-Talent spielt und Jane Lynch, die die vielleicht ätzendste Sportlehrerin der TV-Geschichte gibt.
Wer keine der vielen, vielen Nominierungen abbekommen hatte, präsentierte einen Preis – zum Beispiel Jennifer Lopez, Justin Bieber, Michelle Pfeiffer, bei deren Anblick man sich wünschte, möglichst schnell 52 zu werden, oder Kevin Bacon, der ziemlichen Jet-Lag gehabt haben muss, wo er doch Mittwoch noch in Bochum und Donnerstag in Mannheim Musik gemacht hat. Michael Douglas, der gerade eine Krebserkrankung überstanden hat, überreichte den Golden Globe für den besten Film bedankte sich für die begeisterte Begrüßung durch die Kollegen: „Es muss eine leichtere Art geben, stehende Ovationen zu bekommen.“
Matt Damon hielt die Laudatio auf Robert De Niro, der den Cecil B. DeMille-Award für sein Lebenswerk bekam. „Ich weiß nicht, ob Ihr das mitbekommen habt“, sagte Damon, „aber es gibt ein paar Leute, die ihn für den größten lebenden Schauspieler halten.“ De Niro sagte, er sei dankbar, dass die HFPA diese Auszeichnung vor zwei Monaten bekannt gegeben habe – bevor jemand seinen jüngsten Film „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ gesehen habe.