Christoph Waltz über seinen Oscar, die vielen Bewunderer und seine neue Rolle: Wieder spielt er einen schwierigen Charakter, den psychopathischen Obergangster im Superheldenfilm „The Green Hornet“.
Christoph Waltz ist nicht Cameron Diaz. „Ich bin nicht jung, schön und blond“, sagt der 54-Jährige und zuckt die Achseln. Egal. Hollywood ist trotzdem verrückt nach diesem grauhaarigen, schmalen Mann dessen Englisch immer ein bisschen nach Wien klingt, und der an Stellen lacht, wo es keiner erwartet. Aber er ist ja auch nicht Cameron Diaz.
Inglourious Basterds
1/14
Es war ein gutes Jahr für Christoph Waltz. Im März 2010 bekam der 54-Jährige den Oscar für die beste Nebenrolle als SS-Offizier in Tarantinos „Inglorious Basterds“, im Sommer unterschrieb er bei Roman Polanskis neuem Film „Der Gott des Gemetzels“ und kurz vor Weihnachten ist „The Green Hornet“ fertig – ein Superheldenfilm mit Waltz als psychopathischem Obergangster. An einem der letzten Tage des alten Jahres sitzt Waltz im Berliner Hotel Adlon, soll für den Superheldenfilm (Kinostart: 13. Januar) werben und ist mal wieder anders als die anderen.
Auf seinem Stuhl hat Cameron Diaz gesessen
Auf seinem Stuhl vor den Journalisten hat vorher Cameron Diaz gesessen und viel gelacht und alle in Sorge versetzt, ob sich der breite, breite Mund je wieder würde schließen lassen. Hat er sich aber, und dann kam Waltz. Man ahnt, warum die Amerikaner Waltz so bewundern. Er ist „old school“, alte Schule, altes Europa, so unamerikanisch wie Cameron Diaz amerikanisch ist. Sehr leise. Ein bisschen barock im Satzbau, manchmal ein wenig überheblich im Ton, eigenstwillig, wenn es diese Steigerung gäbe. Es gibt wenige, die gleichzeitig so unnahbar und so verbindlich sein können wie Waltz.
Ein Gespräch mit dem gebürtigen Wiener ist wie Florettfechten: Die Journalisten wollen ihn zu fassen kriegen, er wehrt ab – elegant, geschmeidig, Ausfallschritt. Also, wie war das denn nun mit dem Oscar, Herr Waltz. „Hatten Sie das erwartet?“ Andere hätten „Nein!“ gehaucht und noch immer fürchterlich überrascht getan. Waltz sagt: „Der Oscar war eine ganz gute Bestätigung der Ansicht, dass es besser ist, wenn man sich um die Arbeit statt um die Erwartungen kümmert.“ Und das Heer der Schulterklopfer und neuen Bewunderer – nervt ihn das? Andere würden empört ausrufen: „Überhaupt nicht! Ich liebe meine Fans.“ Waltz dagegen guckt gequält. „Ja, das ist nicht so angenehm, wenn einen jeder antatscht. Aber mich tatschen nicht so viele Leute an. Was mir so entgegen kommt, ist immer diskret, wohlerzogen und zivilisiert.“ Noch ein Versuch. „Herr Waltz, werden Sie denn jetzt auf der Straße erkannt?“ Keine Antwort. Stattdessen eine Gegenfrage. „Würden Sie mich erkennen?“ Ja, klar. „Sie sind nicht die einzige.“
Gleichzeitig so furchterregend und so lustig
Okay, okay. Reden wir also lieber über den neuen Film, mit Cameron Diaz und dem Komiker Seth Rogen. Der hat mal gesagt: Er könne sich niemanden vorstellen, der gleichzeitig so furchterregend und so lustig sein könne wie Waltz. Ein Kompliment? Der Mann auf der anderen Seite des Tisches grinst. „Ich würde jetzt mich dazu entscheiden wollen, es als ein Kompliment verstanden zu haben.“
Oscar-Gewinner 2010
1/24
Waltz spielt in der Comic-Verfilmung „The Green Hornet“ den Unterweltboss Benjamin Chudnofsky, einen narzisstischen, brutalen Psychopathen, der zum Gegenspieler der „Grünen Hornisse“ wird, dem vermeintlichen Superhelden. Die Rolle ist typisch für ihn – schwankend zwischen Brillanz und Brutalität. „Ist sie das?“ fragt Waltz zurück. „Oder wirkt die Rolle typisch, weil ich sie gespielt habe?“ Er überlegt kurz. „Keine Ahnung, ist wohl schwer, das auseinander zu klamüsern.“
Der Dreh mit Polanski
Als nächstes dreht Waltz mit Roman Polanski „Gott des Gemetzels“ – die Filmfassung von Yasmina Rezas Bühnenstück über zwei Ehepaare, die sich in einer Pariser Wohnung treffen, um einen Streit beizulegen – doch der Abend eskaliert. Jodie Foster und Kate Winslet spielen die beiden Frauen. Klingt ganz nach einem weiteren guten Jahr für Christoph Waltz.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.