Berlin. .

Christoph Waltz über seinen Oscar, die vielen Bewunderer und seine neue Rolle: Wieder spielt er einen schwierigen Charakter, den psychopathischen Obergangster im Superheldenfilm „The Green Hornet“.

Christoph Waltz ist nicht Cameron Diaz. „Ich bin nicht jung, schön und blond“, sagt der 54-Jährige und zuckt die Achseln. Egal. Hollywood ist trotzdem verrückt nach diesem grauhaarigen, schmalen Mann dessen Englisch immer ein bisschen nach Wien klingt, und der an Stellen lacht, wo es keiner erwartet. Aber er ist ja auch nicht Cameron Diaz.

Inglourious Basterds

Wetzt das Messer in
Wetzt das Messer in "Inglourious Basterds": Brad Pitt als Aldo Raine. © Universal Studios
Til Schweiger als Sgt. Hugo Stiglitz in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Til Schweiger als Sgt. Hugo Stiglitz in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Christopher Waltz als SS-Offizier Hans Landa in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Christopher Waltz als SS-Offizier Hans Landa in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Melanie Laurent als Shosanna Dreyfus in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Melanie Laurent als Shosanna Dreyfus in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Daniel Brühl als Frederick Zoller in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Daniel Brühl als Frederick Zoller in Inglourious Basterds. © Universal Studios
Diane Kruger spielt Bridget von Hammersmark and Michael Fassbender den Lt. Archie Hicox: Inglourious Basterds läuft am Donnerstag in deutschen Kinos an. © Universal Studios
Diane Kruger spielt Bridget von Hammersmark and Michael Fassbender den Lt. Archie Hicox: Inglourious Basterds läuft am Donnerstag in deutschen Kinos an. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Eli Roth als Sgt Donnie Donowitz and Brad Pitt als Ltd Aldo Raine machen in
Eli Roth als Sgt Donnie Donowitz and Brad Pitt als Ltd Aldo Raine machen in "Inglourious Basterds" Jagd auf Nazis. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
Inglourious Basterds. © Universal Studios
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Es war ein gutes Jahr für Christoph Waltz. Im März 2010 bekam der 54-Jährige den Oscar für die beste Nebenrolle als SS-Offizier in Tarantinos „Inglorious Basterds“, im Sommer unterschrieb er bei Roman Polanskis neuem Film „Der Gott des Gemetzels“ und kurz vor Weihnachten ist „The Green Hornet“ fertig – ein Superheldenfilm mit Waltz als psychopathischem Obergangster. An einem der letzten Tage des alten Jahres sitzt Waltz im Berliner Hotel Adlon, soll für den Superheldenfilm (Kinostart: 13. Januar) werben und ist mal wieder anders als die anderen.

Auf seinem Stuhl hat Cameron Diaz gesessen

Christoph Waltz mit seinem Oscar. Foto: Getty/afp
Christoph Waltz mit seinem Oscar. Foto: Getty/afp

Auf seinem Stuhl vor den Journalisten hat vorher Cameron Diaz gesessen und viel gelacht und alle in Sorge versetzt, ob sich der breite, breite Mund je wieder würde schließen lassen. Hat er sich aber, und dann kam Waltz. Man ahnt, warum die Amerikaner Waltz so bewundern. Er ist „old school“, alte Schule, altes Europa, so unamerikanisch wie Cameron Diaz amerikanisch ist. Sehr leise. Ein bisschen barock im Satzbau, manchmal ein wenig überheblich im Ton, eigenstwillig, wenn es diese Steigerung gäbe. Es gibt wenige, die gleichzeitig so unnahbar und so verbindlich sein können wie Waltz.

Ein Gespräch mit dem gebürtigen Wiener ist wie Florettfechten: Die Journalisten wollen ihn zu fassen kriegen, er wehrt ab – elegant, geschmeidig, Ausfallschritt. Also, wie war das denn nun mit dem Oscar, Herr Waltz. „Hatten Sie das erwartet?“ Andere hätten „Nein!“ gehaucht und noch immer fürchterlich überrascht getan. Waltz sagt: „Der Oscar war eine ganz gute Bestätigung der Ansicht, dass es besser ist, wenn man sich um die Arbeit statt um die Erwartungen kümmert.“ Und das Heer der Schulterklopfer und neuen Bewunderer – nervt ihn das? Andere würden empört ausrufen: „Überhaupt nicht! Ich liebe meine Fans.“ Waltz dagegen guckt gequält. „Ja, das ist nicht so angenehm, wenn einen jeder antatscht. Aber mich tatschen nicht so viele Leute an. Was mir so entgegen kommt, ist immer diskret, wohlerzogen und zivilisiert.“ Noch ein Versuch. „Herr Waltz, werden Sie denn jetzt auf der Straße erkannt?“ Keine Antwort. Stattdessen eine Gegenfrage. „Würden Sie mich erkennen?“ Ja, klar. „Sie sind nicht die einzige.“

Gleichzeitig so furchterregend und so lustig

Okay, okay. Reden wir also lieber über den neuen Film, mit Cameron Diaz und dem Komiker Seth Rogen. Der hat mal gesagt: Er könne sich niemanden vorstellen, der gleichzeitig so furchterregend und so lustig sein könne wie Waltz. Ein Kompliment? Der Mann auf der anderen Seite des Tisches grinst. „Ich würde jetzt mich dazu entscheiden wollen, es als ein Kompliment verstanden zu haben.“

Oscar-Gewinner 2010

Bester Nebendarsteller: Der Österreicher Christoph Waltz wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Er wurde für seine Darstellung des sadistischen SS-Offiziers Hans Landa in Quentin Tarantinos
Bester Nebendarsteller: Der Österreicher Christoph Waltz wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Er wurde für seine Darstellung des sadistischen SS-Offiziers Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" ausgezeichnet. © Getty Images
Bester Animationsfilm:
Bester Animationsfilm: "Oben" von Disney/Pixar. Den Preis nahm Pete Docter, Regisseur des Films, entgegen. © AFP
Bester Filmsong: T Bone Burnett (links) und Ryan Bingham
Bester Filmsong: T Bone Burnett (links) und Ryan Bingham "The Weary Kind" dem Titelsong von "Crazy Heart". © AFP
Bestes Originaldrehbuch: Mark Boal für
Bestes Originaldrehbuch: Mark Boal für "Tödliches Kommando - The Hurt Locker", ein Film über eine US-Bombenspezialeinheit im Irak. © AFP
Bester animierter Kurzfilm:
Bester animierter Kurzfilm: "Logorama" von Nicolas Schmerkin. © AFP
Bester Dokumentar-Kurzfilm:
Bester Dokumentar-Kurzfilm: "Music by Prudence" Die Macher des Films, Roger Ross Williams und Elinor Burkett, nehmen ihren Preis entgegen. © Getty Images
Bester Kurzfilm:
Bester Kurzfilm: "The New Tenants" Joachim Back (links) and Tivi Magnusson mit ihrem Academy Award. © Getty Images
Bestes Make-Up:
Bestes Make-Up: "Star Trek" Der als Na'vi verkleidete Ben Stiller überreicht den Oscar an Mindy Hall. © Getty Images
Bestes adaptiertes Drehbuch: Geoffrey Fletcher für
Bestes adaptiertes Drehbuch: Geoffrey Fletcher für "Precious". Von seinen Gefühlen überwältigt, bekam Fletcher kaum einen Satz heraus. © AFP
Beste Nebendarstellerin: Mo'Nique für ihre Darstellung der Mary in
Beste Nebendarstellerin: Mo'Nique für ihre Darstellung der Mary in "Precious". © Getty Images
Bestes Szenenbild:
Bestes Szenenbild: "Avatar" Rick Carter, Robert Stromberg and Kim Sinclair mit dem ersten Oscar für den neun Mal nominierten Film "Avatar". © AFP
Bestes Kostümdesign:
Bestes Kostümdesign: "The Young Victoria" Kostümdesignerin Sandy Powell mit der Auszeichnung. © Getty Images
Bester Tonschnitt:
Bester Tonschnitt: "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" Paul N.J. Ottosson dankte allen, die an ihn geglaubt haben. © Getty Images
Bester Ton:
Bester Ton: "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" Paul N.J. Ottosson zum Zweiten und Ray Beckett nehmen den Preis für die realistische Soundkulisse des Kriegsdramas entgegen. © Getty Images
Beste Kamera:
Beste Kamera: "Avatar" Mauro Fiore bedankte sich in seiner Rede bei seinem Heimatland Italien. © AFP
Beste Filmusik:
Beste Filmusik: "Oben" Komponist Michael Giacchino gewann den Preis für die Pixar-Produktion. © Getty Images
Best visuelle Effekte:
Best visuelle Effekte: "Avatar" Joe Letteri, Stephen Rosenbaum, Richard Baneham and Andrew R. Jones (von links) feiern ihren Oscar. Trotz insgesamt drei Oscars lief der Abend eher enttäuschend für den kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten. © AFP
Beste Dokumentation:
Beste Dokumentation: "The Cove" Der Produzent Fisher Stevens (links) und der Regisseur Louie Psihoyos (rechts) mit ihrer Statue für den Dokumentations-Thriller über die Waljagd in Japan. © Getty Images
Bester Filmschnitt:
Bester Filmschnitt: "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" Chris Innis und ihr Ehemann nehmen den vierten Oscar für Kathryn Bigelows Film über die Bombenräumung im Irak entgegen. © Getty Images
Bester fremdsprachiger Film:
Bester fremdsprachiger Film: "El Secrete de Sus Ojos" (Argentinien) Juan Jose Campanella (links) hielt die Dankesrede und zeigte sich erleichtert, dass die Sprache der Na'vi, der Ureinwohner aus Avatar, nicht als Fremdsprache zählte. © AFP
Bester Hauptdarsteller: Jeff Bridges für
Bester Hauptdarsteller: Jeff Bridges für "Crazy Heart" Für seine Darstellung des County-Musikers Bad Blake zeichnete die Academy den 60-Jährigen aus. © Getty Images
Beste Hauptdarstellerin: Sandra Bullock für ihre Rolle in
Beste Hauptdarstellerin: Sandra Bullock für ihre Rolle in "The Blind Side - Die große Chance". In ihrer Rolle als Leigh Anne Tuohy überzeugte Bullock die Academy und kämpfte während ihrer Dankesrede vergeblich mit den Tränen. © AFP
Beste Regie: Kathryn Bigelow für
Beste Regie: Kathryn Bigelow für "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" Als erste Frau überhaupt gewann Bigelow den Regie-Oscar. Sie bedankte sich bei den amerikanischen Truppen, die auch das Thema ihres Films sind, und wünscht ihnen eine sichere Rückkehr in die USA. © Getty Images
Bester Film:
Bester Film: "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" Regisseurin Kathryn Bigelow, Drehbuchschreiber Mark Boal and Produzent Greg Shapiro (vorne von links nach rechts) und die drei Hauptdarsteller Jeremy Renner, Brian Geraghty and Anthony Mackie (hinten links nach rechts) nehmen den wichtigsten Preis des Abends entgegen. Mit sechs Oscars war "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" der große Abräumer des Abends. © Getty Images
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Waltz spielt in der Comic-Verfilmung „The Green Hornet“ den Unterweltboss Benjamin Chudnofsky, einen narzisstischen, brutalen Psychopathen, der zum Gegenspieler der „Grünen Hornisse“ wird, dem vermeintlichen Superhelden. Die Rolle ist typisch für ihn – schwankend zwischen Brillanz und Brutalität. „Ist sie das?“ fragt Waltz zurück. „Oder wirkt die Rolle typisch, weil ich sie gespielt habe?“ Er überlegt kurz. „Keine Ahnung, ist wohl schwer, das auseinander zu klamüsern.“

Der Dreh mit Polanski

Als nächstes dreht Waltz mit Roman Polanski „Gott des Gemetzels“ – die Filmfassung von Yasmina Rezas Bühnenstück über zwei Ehepaare, die sich in einer Pariser Wohnung treffen, um einen Streit beizulegen – doch der Abend eskaliert. Jodie Foster und Kate Winslet spielen die beiden Frauen. Klingt ganz nach einem weiteren guten Jahr für Christoph Waltz.