Der Franzose Bruno Chiche verfilmt Martin Suters Bestseller „Small World“: Gérard Depardieu spielt den 60-jährigen Konrad, dessen Alzheimer-Krankheit fortschreitet. Der massige Star ist das Ereignis dieses Films.
Das Sujet verspricht einen handfesten Thriller, gepaart mit einer tragischen Krankheitsgeschichte. Da haben wir den 60-jährigen Konrad Lang, bei dem die Alzheimer-Krankheit sichtlich fortschreitet und der sich plötzlich seltsam genau an Begebenheiten aus seiner Jugend erinnert, während sein Erinnerungsvermögen in der Gegenwart immer stärker leidet. Und da haben wir die Industriellenfamilie Senn, in deren Mitte Konrad aufgewachsen ist und deren Patriarchin Elvira diese plötzliche Nähe zum Gestern mit besorgten Augen sieht. Irgendwo in der Vergangenheit scheint ein Geheimnis zu lauern, das besser nicht ans Licht kommen sollte.
Small World
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Mehr Neugier als Spannung
„Small World“ hieß Martin Suters bisher erfolgreichster Roman (eine Million verkaufter Exemplare), der diese mysteriöse Geschichte erzählt, der sich aber konsequent den Mechanismen des Genres verweigert und stattdessen sehr stark ein Familiendrama akzentuiert. Der französische Regisseur Bruno Chiche, der „Small World“ nun verfilmt hat, folgt Suter bei dieser Gewichtung: Neugier mag sich dabei einstellen, Spannung eher weniger. Dafür hat man genug damit zu tun, die Verästelungen des Senn-Clans bis hin zum jüngsten Hallodri-Spross Philippe und seiner unglücklichen Ehefrau Simone zu durchschauen. Engagiert spielt Alexandra Maria Lara in dieser Rolle gegen die Schablone der isolierten Schwiegertochter an.
Das Ereignis des Films jedoch ist wieder einmal der massige Gérard Depardieu als Konrad, der schier ratlos dem Phänomen gegenübersteht, dass sein Kurzzeitgedächtnis mehr und mehr zerbröselt. Bemerkenswert zurückhaltend gibt er mal den Lausbuben mit glänzenden Augen, mal den kranken alten Mann. Die Wandlungsfähigkeit dieses immer noch grandiosen Mimen tröstet ein wenig darüber hinweg, dass ein wesentlicher Bestandteil des Romans hier zwangsläufig wegfallen muss: Der einfühlsamen Beschreibung der inneren Befindlichkeit Konrads können Bilder einfach nicht gerecht werden.
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