Essen..

Zurück auf die Straße: Der frisch pensionierte Metzger Serge (Gérard Depardieu) fährt auf seinem alten „Mammuth“-Motorrad zurück in die Vergangenheit - und einem neuen Lebenssinn entgegen.

Drohende Altersarmut kann erstaunliche Entwicklungen in Gang setzen. So wird selbst der schwerfällige, frisch pensionierte Schweine-Schlachter Serge Pilardosse nicht nur zum Geldeintreiber in eigener Rentensache. Er findet auf seiner Reise in die berufliche Vergangenheit auch so etwas wie neuen Lebenssinn.

Obelix-Wanst und Sauerkraut-Locken

Mammuth. © X-Verleih
Mammuth. © X-Verleih © Unbekannt | Unbekannt

Dabei wirkt dieser tapsig-träumerische Serge, den Gérard Depardieu als sanftes Gemüts-Gebirge mit Obelix-Wanst und langen Sauerkraut-Locken spielt, anfangs reichlich antriebsarm. Als er schon beginnt, die am Fenster vorbeifahrenden Autos zu zählen und auf dem Supermarkt-Parkplatz zwei Autos mit einem Einkaufswagen schreddert, wird es selbst seiner Frau zu viel. Die resolute Catherine (Yolande Moreau) schickt Serge zurück auf die Straße und auf sein altes Motorrad, die knatternde Muench-Mammuth, die ihm seinen Spitznamen gegeben hat. Eigentlich soll Serge bei ehemaligen Arbeitgebern die noch fehlenden Verdienstbescheinigungen für die volle Rentenzahlung einsammeln. Doch auf seinem Weg trifft Serge nicht nur auf seine alten Arbeitgeber, die ihn mal als Friedhofsgräber, mal als Diskotheken-Rausschmeißer beschäftigt haben. Er trifft auch auf viele neue Bekannte und auf einen traurig-schönen Geist aus der Vergangenheit, den Isabelle Adjani mit melancholischem Ton und ein wenig Blut an der Stirn eher hinhaucht als spielt

Irgendwo am Übergang zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen surrealer Phantasterei und absurdem Witz haben Benoit Delépine und Gustave Kervern ihr herrlich-bizarres Road-Movie angesiedelt. „Mammuth“ steht dabei auch für eine Art aussterbende Spezies, für einen Dickhäuter von Mann, der seinen natürlichen Lebensraum verloren hat und nun plötzlich andere Leidenschaften entdeckt: beispielsweise mit seiner leicht spinnerten Nichte Miss Ming in einer Riesenwanne übers Meer zu schippern oder nachts auf Minigolfplätzen der Freiheit der Blase zu frönen.

Romantischer Riese

Der Weg ist das Ziel auf diesem verrückt-schrägen Selbsterfahrungs-Trip, der weder auf konventionelle Erzählweise noch auf Hochglanz-Bebilderung wert legt. Zu den grobkörnigen Bildern und dem lakonischen Erzähl-Ton gesellt sich eine fast nachlässige Nonchalance, mit der Depardieu seine Rollen längst bar jeder Eitelkeit gestaltet. Ob er nun den dicken Comic-Helden Obelix spielt oder den Penner „Boudu“: Als Ungetüm mit Herz, als romantischer Riese rührt der Franzose auch in diesem nostalgisch-gestimmten Film auf eine ebenso kunstvolle wie ungelenke Art, mit der er aus Metzgern Lebenskünstler macht.