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In „Ich & Orson Welles“ zeigt Richard Linklater den Regisseur als jungen Mann und schafft eine berührende Nähe zu den Akteuren. Mit dabei: Zach Efron und ein unfassbar authentisch wirkender Christian McKay als Welles.
Der Mythos Orson Welles beruht vor allem auf zwei Ereignissen. Da wäre der Erfolg, den der junge Welles mit dem Hörspiel „Krieg der Welten” (1939) verbuchte, so realistisch inszeniert, dass die Zuhörer an eine tatsächliche Invasion von Außerirdischen glaubten. Und dann natürlich „Citizen Kane” (1941), in Bildgestaltung und Erzählweise derart neuartig fürs Kino, dass hier erstmals vom „Genie” die Rede war.
Richard Linklaters „Ich & Orson Welles” ist eine Art Vorgeschichte zu diesem Höhenflug des Künstlers, der bei „Kane” gerade mal 26 Jahre alt war. Er zeigt uns Welles im Jahre 1937, als er bereits die Mercury Theater Group befehligt und mit seiner Inszenierung von Shakespeares „Julius Cäsar” gerade dabei ist, die Theaterwelt aufzumischen. Das „Ich” des Titels begegnet uns in Gestalt des 17-jährigen Richard Samuels (Zac Efron), der von der Bühne träumt und per Zufall einen kleinen Part im „Cäsar“ ergattert.
Berührende Nähe zu den Akteuren
Doch mag Richard auch die Identifikationsfigur des Films sein, so reißt Christian McKay als schier unfassbar authentisch wirkender Orson Welles doch jede Szene an sich, in der er auftaucht. Das stets charmante Lächeln im Gesicht täuscht nicht darüber hinweg, dass dieser sehr von sich überzeugte Künstler vor allem ein sanfter Despot und unersättlicher Verführer war, dem kaum eine Garderobe verschlossen blieb - trotz schwangerer Gemahlin daheim.
Richard hingegen steckt voll und ganz in seiner ersten großen Liebe zu Welles’ Sekretärin Sonja (Claire Danes), die er ganz für sich allein haben möchte. Er lernt dabei schnell, dass Welles keine Rivalen neben sich duldet, er lernt aber auch, dass Sonja ihn nur als Episode betrachtet und mit viel Geschick an einer Karriere als Schauspielerin bastelt. Richard erhält eine Ahnung davon, wie das Leben sein kann - nichts ist von Dauer.
Linklater war immer schon ein Suchender des Kinos, hatte Erfolg mit Jugendthemen („Slacker“) und Romanzen („Before Sunrise”), ließ Schauspieler digital animieren („Walking Life”), wechselte auch schon zum Dokumentarfilm. In „Ich & Orson Welles” spiegelt sich seine Liebe zum Theater: Der Film erinnert an ein mehraktiges Drama, die langen Einstellungen mit ihren ausführlichen Dialogen simulieren Bühnenszenen. Man fühlt eine berührende Nähe zu den Akteuren, wie lange nicht mehr im Kino.