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Viele verbinden Sean Connery bis heute vor allem mit James Bond. Dabei hat der gebürtige Schotte viel mehr gespielt: Mönch und Macho, Scheich und Schwertkämpfer. Und immer war Connery dabei die Inkarnation des Männlichen. Nun ist er 80.

Wäre die berufliche Orientierung ein wenig anders verlaufen, würden wir Sean Connery zu seinem 80. Geburtstag heute womöglich im Sportteil gratulieren. Wir würden uns vielleicht an ein paar große Spiele mit Manchester United erinnern, an seine Siegtreffer. Vielleicht wäre er der Beckham der frühen 60er geworden.

Dass Sean Connery das 200-Dollar-Angebot von Manchester 1953 abgelehnt hat, zählt der Schotte bis heute zu seinen „intelligenteren Entscheidungen”. Für uns ist es ein Glücksfall der Kinogeschichte. Ohne Connery wäre die Marke Bond womöglich gar nicht zu dem geworden, was sie bis heute ist: der Inbegriff des weltgewandten, charismatischen Agenten, ein Macho mit Härte und Noblesse, ein Raubein mit Sex-Appeal und starker Faust, eben einer wie Sean Connery. Und schießen konnte er ja immer noch, mit seiner Walter PPK.

Bond, James Bond war ab 1962 sein Name. Die Fleming-Figur war sein großer Karriere-Kick, aber privat auch sein Fluch. Sechsmal spielte er den smarten Spion, dessen süffisanter Martini-Zynismus ebenso unvergesslich blieb wie sein Magnet-Blick unter den buschigen Augenbrauen. Dann wollte er nur noch seine Privatsphäre zurück haben. „Ruhm macht aus einem Schauspieler und Menschen irgendwann ein Stück Handelsware”, hat Connery nach seinem ersten Bond-Ausstieg in den 70ern geklagt. Und wurde doch noch einmal schwach. „Sag niemals nie” war 1982 Motto und Filmtitel zugleich. Connery trug noch einmal Toupet, aber keinen größeren Imageschaden davon. Im Gegenteil: Mit seinem Auftritt als Robin Hood in „Robin und Marian”, als Unsterblicher in „Highlander”, als William von Baskerville in „Der Name der Rose” bewies er in den folgenden Jahren, dass ein echtes Mannsbild viele Gesichter hat: Macho und Mönch, skrupelloser Scheich und Schwertkämpfer.

Vom Schulabbrecher zum Sir

Gleichwohl hat Sean Connery Bond zur Überfigur gemacht, nicht nur dank seiner imposanten Statur, die der 1,84 Meter große Hilfsarbeitersohn aus einem Vorort von Edinburgh anfangs ziemlich hinderlich fand. Vielen sei er „zu sehr”, hat Connery mal geklagt: zu schottisch, zu groß, zu charakteristisch und massiv. Und nicht nur Ian Fleming zweifelte anfangs, ob man diesen kantigen Kerl überhaupt mit Smoking und Champagner auftreten lassen könne.

Das Problem hatte sich bald erledigt. Schon mit „Dr. No” (1962) setzte eine ungeahnte Bond-Begeisterung ein und selbst die Queen plädierte 1967 bei der Welturaufführung von „Man lebt nur zweimal” für die Weiterbeschäftigung des Draufgängers in Diensten Ihrer Majestät. Jahre später sollte sie den Schulabbrecher sogar zum Sir ernennen, auch wenn der Schotte, auf dessen rechtem Unterarm „Mum and Dad” und auf dem linken „Scotland Forever” tätowiert ist, nicht gerade als Bilderbuch-Untertan des Vereinigten Königreichs durchgeht mit seinem Einsatz für die Unabhängigkeit Schottlands.

**Bond und die Frauen: Luciana Paoluzzi und Sean Connery in einer filmszene von „Thunderball
**Bond und die Frauen: Luciana Paoluzzi und Sean Connery in einer filmszene von „Thunderball". Foto: ap © APN

Seiner geliebten Heimat hat er auch seine ausführliche Autobiographie gewidmet, bei den Frauen ist er verschwiegener. Seine zweite Ehe mit der Malerin Micheline Roquebrune hält seit 35 Jahren. Der Rest seines Privatlebens, das der „Sexiest Man” des Jahrhunderts vorzugsweise mit Golfspielen und Geldanlegen auf den Bahamas verbringt, dringt nur bruchstückhaft an die Öffentlichkeit: Die Kehlkopfkrebserkrankung, der Nieren-Tumor waren kein Thema für die großen Schlagzeilen.

Die Selbstinszenierung hat ihm ohnehin nie gelegen. Connery, der sein Geld schon früh als Milchjunge, als Möbelpolierer und Muskelmann verdienen musste, ist ein unaufdringlicher Präzisionsarbeiter. Dass der verdiente Oscar für seine Nebenrolle als unbestechlicher Cop in Brian de Palmas „The Untouchables” spät kam, hat viele gewundert. Klasse und Kasse gingen bei Connerys Filmen fast immer Hand in Hand. Allein den letzten Auftritt in „Liga der außergewöhnlichen Gentleman” konnte auch Connery 2003 nicht retten. Er zog die Konsequenzen und quittierte den Dienst. Diesmal endgültig. Mehr Bilder gibt’s hier